Ich habe meinen Bildschirm und mein Laptop dabei und arbeite in meiner freien Zeit aus dem Zimmer. Allerdings nicht Vollzeit, das geht natürlich nicht. Bei mir ist es eine Mischung zwischen Urlaub und freien Tagen. Ich hatte mich mit meinem Arbeitgeber abgestimmt, der hat das voll mitgetragen
Wie machen das Ihre Kollegen?
Manche haben komplett Urlaub genommen angesichts der Tatsache, dass in diesem Jahr geplante Urlaube sowieso oft ins Wasser fallen. Andere machen es wie ich und sind im mobilen Hotel-Office.
Lohnt sich das für Sie und Ihre Kollegen? Gibt es für das Turnier eine höhere Bezahlung als die üblichen 625 Euro pro Spiel, zumal Sie ja keine Fahrtkosten oder Spesen abrechnen können?
Es gibt für uns eine Pauschale fürs ganze Turnier, abhängig von der Dauer der Anwesenheit.
Dafür gibt es freie Kost und Logis...
Die Bezahlung ist fair. Jeder macht in der Situation auch Abstriche und verhält sich solidarisch, dazu zählen auch die Schiedsrichter.
Und was sagt Ihre Frau oder Freundin dazu, dass Sie sich mal eben drei Wochen abmelden?
Meine Freundin muss das wie meine Firma natürlich mittragen. Für mich war die Entscheidung arbeitstechnisch kein Problem, die familiäre war die schwierigere. Sie hat aber großes Verständnis dafür gehabt, dass ich diese - wohl einmalige - Herausforderung annehmen kann. So muss es auch sein, sonst funktioniert das nicht.
Früher haben Sie auch international Spiele geleitet. Erinnert Sie das Turnier an eine Junioren-EM?
Ja absolut, viele Schiedsrichter waren ja oder sind noch für die Fiba aktiv. Das Turnier hier ist nur noch länger als eine Jugend- oder Herren-EM, die Belastung ist ähnlich. Dass wir im Hotel nur im BBL-Kreis sind, ist aber viel schöner.
Doch da sind Sie nicht im gleichen Hotel wie die Spieler. Wie ist es, wenn man in der Hotel-Lobby auf die Spieler und Trainer trifft? Sieht man sich gemeinsam das Spiel an und kritisiert die Pfiffe? Oder werden Ihre Entscheidungen vom Spiel davor diskutiert? Wie kann man sich das vorstellen?
Ganz so ist es nicht. Die Schiedsrichter haben einen eigenen Meetingraum. Wir sitzen oft unter uns, doch die Spieler treffen wir beim Essen oder in der Lobby. Da gibt es solche und solche Typen, also welche, die eher quatschen wollen, und welche nicht. Das Verhältnis ist sehr entspannt. Das Turnier trägt auf jeden Fall zum guten Verhältnis zwischen uns als Schiedsrichter und den Spielern und Trainern bei. Manche Spieler kenne ich ja schon lange, Karsten Tadda seit seiner Jugendzeit. Es ist auch ein Interesse da, sich auszutauschen. Sonst analysiert ja jeder für sich, hier kann man drüber reden, etwas erklären, auch Selbstkritik üben. Nun in den Play-offs schauen wir mal, wie es dann ist.
Nach zehn Tagen im Hotel, gibt es schon einen Lagerkoller innerhalb der Schiedsrichtergruppe?
Den gibt es tatsächlich nicht. Die meisten kennen sich sehr lange. Wir sind alle in etwa gleich alt. Zum Teil sind wir gut befreundet. Wir spielen manchmal etwas zusammen, gehen in den Olympiapark zum Joggen. Das ist erlaubt, aber ohne Kontakt zu anderen. Das schlechte Wetter trägt dazu bei, dass man sich gerne im Hotel aufhält. Außerdem habe ich gut zu tun. Wir spielen aber bestimmt nicht so viel Playstation wie die Spieler. Meines Wissens nach hat auch kein Schiri eine Playstation dabei.
Das Gespräch führte Udo Schilling.