Die Sperrung des Hallstätter Wegs ergibt sich als Konsequenz der bisherigen Beschlüsse des Hallstadter Stadtrates.
Es hat sich bald ausgeschlichen: Der "Hallstätter Weg" im Südwesten von Hallstadt, vielen auch unter seiner früheren Bezeichnung "Kufky-Weg" bekannt, wird gesperrt werden - spätestens dann, wenn die Firma Metallbau Leicht ihr Fabrikgelände vergrößert, der Bauhof erweitert oder die Feuerwehr umgesiedelt wird. Das versichert Bürgermeister Markus Zirkel (SPD) auf Anfrage unserer Zeitung, nachdem die Diskussion in der Öffentlichkeit wieder aufgelebt ist.
Viel befahren Den Schleichweg ins Gewerbegebiet Laubanger nutzen mehrere Tausend Fahrzeuge täglich. Vor drei Jahren haben die Anwohner einmal gezählt. Damals waren es im Durchschnitt 4000 Autos.
Heute sind es sicherlich nicht weniger, sondern eher mehr.
Dabei ist das Ende dieser Straße als Durchgangsstrecke längst besiegelt, das heißt die Kon sequenz aus Beschlüssen und Stadtentwicklunsgzielen. Trotzdem ist die Diskussion darüber neu entflammt.
Auf Nachfrage reagiert Hall stadts Bürgermeister Zirkel eher erstaunt über das Aufflackern dieser Debatte, die er an sich für beendet und doch wohl eher dem Wahlkampf geschuldet hält. Alle Fakten seien im Verlauf der letzten beiden Jahren kontinuierlich in breiter Öffentlichkeit dargelegt worden; die Bürger seien in das laufende Verfahren eingebunden und eingeladen gewesen, bei der so genannten Bürgerbeteiligung im Zuge eines Bauleitverfahrens ihre Meinung zu sagen.
Die Firma Metallbau Leicht - zwischenzeitlich mit weit über 400 Beschäftigten - möchte in Hallstadt expandieren.
Das aber ist vom Bestand aus nur in Richtung Süden möglich. Der "Hallstätter Weg" trennt das bisherige Firmen-Areal von dem Gelände, auf das man künftig expandieren könnte und müsste. Die Fläche liegt im Bereich des Bebauungsplanes "Hallstadt-West I". Die Baugebiete "Hallstadt-West II" und "Hallstadt-West
III" sind um das Jahr 2002 entstanden. "Hallstadt-West I" war lange Jahre der Friedhofs-Erweiterung vorbehalten, sozusagen dafür reserviert. Doch in der Zwischenzeit hat sich die Bestattungskultur (Urnen) derart geändert, dass der bestehende Friedhof ausreicht - womit dort "beinahe schon parkähnliche Zustände herrschen", macht der Bürgermeister deutlich.
Damit steht für die Leicht'schen Expansions-Pläne auch Land bereit - und ebenso für die Erweiterung des städtischen Bauhofes und für ein neues Domizil für die Hallstadter Feuerwehr.
Darüber herrschte vor zwei Jahren im beschließenden Bauausschuss Konsens, weshalb die entsprechenden Verfahren - Änderung des Flächennutzungsplanes und Aufstellung eines Bebauungsplanes in Angriff genommen wurden. "Der Bebauungsplan liegt bereits in der Schublade", so Zirkel. Die Änderung des Flächennutzungsplanes erhält mit der Veröffentlichung im Amtsblatt im Februar Rechtskraft. Was noch läuft, ist die Bodenumlegung, ein Grundstückstauschverfahren unter Federführung des Flurbereinigungsamtes.
Warum gibt es überhaupt einen Kufky- bzw.
Hallstätter Weg? Ursprünglich war das ein reiner Landwirtschaftsweg, der Landwirten den Zugang in den Flurbereich "Biegenhof" ermöglichte, daher rührt auch die Brücke über die Autobahn. Seinen Namen erhielt der Weg von der Firma Kufky, auf deren Höhe er begann.
Unter Zirkels Vorvorgänger im Bürgermeisteramt, Karl Popp, wurde der zusehends außerlandwirtschaftlich genutzte Weg geteert, unter dessen Nachfolger Erwin Braun noch einmal erweitert und zum "Hallstätter Weg", als Reverenz an die österreichische Partnergemeinde.
Weiter Landwirtschaftsweg Der Status eines Landwirtschaftsweges hat sich für den Bereich nach der Eisenbahn im Prinzip nicht geändert, der Abschnitt davor ist für die Erschließung des an die Seebachstraße anschließenden Bereichs gedacht.
Dennoch wurde der Gesamtweg in zunehmendem Maße als Schleichweg entdeckt. Auch von den Navigationsgeräten und damit von einer Vielzahl Auswärtiger.
Im Zusammenhang mit einer möglichen Westumgehung Hallstadts war zwischen 2005 und 2008 sogar an einen Ausbau gedacht, eine Umweltverträglichkeitsstudie in Auftrag gegeben worden. Ergebnis: Aus ökonomischen wie ökologischen Gründen wurde ab 2010 parteiübergreifend von einer Westumgehung Abstand genommen.
Verkehrsplan wie auch Stadtentwicklungskonzept zielen auf eine Verkehrsberuhigung Hallstadts ab, fasst Zirkel weiter zusammen. Dabei wäre die Beibehaltung des Schleichweges kontraproduktiv. Für Auswärtige sieht Zirkel hervorragende Anbindungen an das größte zusammenhängende Gewerbegebiet Süddeutschlands. Einheimischen seien geschätzte 700 Meter Mehrweg zuzumuten. "Mehr ist das nicht", weiß er aus eigener Erfahrung.
Die Zählungen der Anlieger hätten anhand der abgelesenen Kennzeichen überdies ergeben, dass es sich bei einem Großteil der Schleichweg-Nutzer um Auswärtige handelt. Die Stadt müsse schließlich auch an ihre eigenen Bürger denken, fordert Zirkel mit Verweis auf die Anlieger, die kein Verständnis für einen Zubringerverkehr zu Discos und Schnell-Imbissen hätten. Überdies werde hier so schnell und rücksichtslos gefahren, dass Spaziergänger, Radfahrer und Jogger sich hier durchaus in Gefahr wähnen.
Eine Gefahr von Einbußen für die Gewerbetreibenden im Hafengebiet nach einer Sperrung des "Hallstätter Weges" jenseits der Bahn sieht Zirkel nach den Erfahrungen, die während der Zeit des jüngsten Kreiselbaues gemacht wurden, nicht.
"Entgegen der anfänglich massiven Befürchtungen." Es verweist auf eine geradezu "luxuriöse Anbindung" des Gewerbegebietes, so dass Hallstadts Gewerbesteuern "ganz bestimmt nicht von diesem Schleichweg abhängen".
Selbst unmotorisierte Einheimische hätten gute Voraussetzungen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln ins Hafengebiet zu gelangen, was alleine schon die Namen der Haltestellen (wie etwa Ertl-Zentrum, Media Markt, OBI und Hornbach) signalisieren. Alle sechs Jahre und damit irgendwie immer vor den Wahlen flackert das Thema "Hallstätter Weg " auf, so Zirkel.
Von heute auf morgen wird der "Hallstätter Weg" als Durchgangsweg wohl nicht gesperrt. Was die Stadt durchaus könnte, denn im Februar gäbe es eine Rechtsgrundlage. Die Sperrung wird aber spätestens dann erforderlich, wenn die Baumaßnahmen beginnen.
"Barrieren oder Poller werden über kurz oder lang kommen." Spätestens dann werden auch die Programmierer der verschiedensten Navisysteme reagieren und den Schleichweg aus dem Programm nehmen.
Kommentar:Zur Unzeit
Irgendwie verwundert er nicht wirklich, der Zeitpunkt, zu dem die alte Debatte in der Öffentlichkeit neu aufflammt: Wieder einmal vor den Wahlen. Der Hallstätter Weg, ein Scheideweg?
Zugegeben, es handelt sich um eine wahrlich bequeme Abkürzung für den Hallstadter und natürlich auch für den Nicht-Hallstadter. Wobei Letzterer vielleicht gerade ja deswegen auch nicht die Ostumfahrung nutzt. Was aber, wenn jeder komfortable Schleichweg ausgebaut wird? Dann bedarf es keiner Profiplanung mehr.
Hallstadt hat beschlossen, die Innenstadt durch weniger Durchgangsverkehr aufzuwerten, lebenswerter zu gestalten.
Oder sollen all die vielen Workshops, Studien, Untersuchungen etc. nur Kosmetik für die Städtebau-Förderer oder gar Beschäftigungs-Therapie gewesen sein?
Es gab jedenfalls viele Möglichkeiten, Hallstadt mit zu gestalten und mit zu entscheiden. Wer an dieser Stelle aufjault, ist zu spät aufgewacht und hat wichtige Stationen buchstäblich verschlafen. Wer die Diskussion jetzt neu anzettelt, outet sich - in vielfältiger Weise.