Sanierung der Wolfsschlucht teurer als Neubau

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Der Stadtrat will die idyllisch am Hain gelegene Jugendherberge Wolfsschlucht retten, doch die Frage, bleibt, woher das Geld kommen soll. Foto: Ronald Rinklef
Der Stadtrat will die idyllisch am Hain gelegene Jugendherberge Wolfsschlucht retten, doch die Frage, bleibt, woher das Geld kommen soll.  Foto: Ronald Rinklef
 
Der Stadtrat will die Jugendherberge retten, doch die Frage, bleibt, woher das Geld kommen soll. Foto: Ronald Rinklef
Der Stadtrat will die Jugendherberge retten, doch die Frage, bleibt, woher das Geld kommen soll.  Foto: Ronald Rinklef
 
 

Trotz Millionenkosten bekräftigt der Stadtrat, dass er die Wolfsschlucht als Jugendstätte erhalten will. Die Hoffnung ruhen nun auf Fördermitteln und den Gesprächen mit möglichen Betreibern. Auch der Niedrigstandard eines "Jugendhostels" wird geprüft.

Statik, sanitäre Anlagen, Elektroleitungen, Erschließung und Energiebilanz. Es war eine Litanei der Schwächen und Baumängel, die Architekt Stephan Gleisner vor den Mitgliedern des Finanzsenats ausbreitete. Die Botschaft klang unmissverständlich: Die Jugendherberge Wolfsschlucht, gerne als Kleinod im Hain bezeichnet, ist ein Fall für den Abbruch oder aber die Generalsanierung. Letztere freilich wird alles andere als billig.

Genaugenommen sind es fünf bis sechs Millionen Euro, die die Stadt hinblättern muss, um ein Gästehaus zu schaffen, das technischen und sanitären Standard anbieten kann, vom dem die Fachleute sagen, er sei unverzichtbar. Dazu kommt noch der Aufwand für eine Sanierung der Steilwand hinter dem Haus.

Das liebe Geld: 300 000 Euro hat es alleine gekostet, das 90 Jahre alte Haus auf auf Herz und Nieren zu untersuchen, Pläne für drei Varianten einer neuen Nutzung auszuarbeiten und die dafür anfallenden Kosten zu berechnen. Ergebnis: Die Wolfsschlucht zu retten, kostet mehr als ein Neubau mit vergleichbarer Fläche. Überrascht hat dies den Architekten nach eigenem Bekunden aber nicht. "100 bis 110 Prozent der Neubaukosten sind bei einem solchen Projekt üblich."

"Wir waren alle erschrocken"

Ganz so locker sehen das die Auftraggeber natürlich nicht, schon in Anbetracht der vielen anstehenden Aufgaben: "Wir waren alle sehr erschrocken über die Höhe der Kosten", beschrieb Helmut Müller (CSU) die Reaktionen in seiner Fraktion. Er schlug deshalb vor, über eine Sanierung in Abschnitten nachzudenken. Nicht weniger geschockt war man offenbar in der SPD-Fraktion, wie Heinz Kuntke darlegte. Dennoch bezeichnete der Sprecher den Aufwand als unvermeidlich. Es handele sich nicht um eine Luxussanierung, sondern um eine Herstellung angemessener Funktionen. Ohne sie könne man nicht wirtschaftlich arbeiten. Kuntke empfahl ein dreistufiges Vorgehen. Erst müsse geklärt werden, was an zusätzlichen Kosten durch die Hangsicherung entsteht, dann müsse mit möglichen Betreibern über eine Refinanzierung gesprochen werden, zuletzt auch über mögliche Fördermittel. Durch sie, hofft Kuntke, könne die Stadt den Kraftakt am Ende bewältigen: "Wir dürfen nicht daran rütteln, was wir den Bürgern versprochen haben."

Skeptischere Töne waren da schon den Grünen und den Freien Wählern zu hören. Nicht weil sie das Haus nicht erhalten wollten, sondern weil sie an der Finanzierung zweifeln: Peter Gack forderte dazu auf, realistisch zu bleiben - trotz aller möglicher Phantasie, die man aufbieten könne, um das Projekt zu finanzieren: "Wir sollten uns einen Plan B überlegen." Auch Dieter Weinsheimer goss Wasser in den Wein: " Das ist ein Riesenbatzen Geld, am Ende werden wir das nicht stemmen und dann sind wir die Dummen."

Dennoch einigte man sich am Ende auf der Basis eines SPD-Antrags auf einen Kompromiss, dem auch die Grünen und die Freien Wähler zustimmten. Er bekräftigt den Beschluss zur Rettung der "Wolfsschlucht", der im Mai gefasst worden war , auch weil ein Bürgerbegehren drohte. Er enthält auch den Vorschlag von Weinsheimer, zusätzlich den Standard "Jugendhostel" zu prüfen und eine Sanierung "im Bestand ohne zusätzliche Nutzungen".
Jugendhostels, muss man wissen, bieten Reisenden mit kleinen Geldbeutel Schlafplätze überwiegend in Mehrbettzimmern an - ohne Tagungsräume mit aufwändiger Technik und ohne Sport- oder Freizeiteinrichtungen. Die Hoffnung, die dahinter steckt, ist klar: Sie soll die Rettung der Wolfsschlucht bezahlbar machen.


Ein Kommentar:

Nur das Vorgeplänkel

N ach der mit Gift und Galle getränkten Auseinandersetzung um die Wolfsschlucht im letzten Winter war es fast schon ein Vergnügen, den Stadtrat im September zum gleichen Thema zu hören. Konstruktiv, sachlich und ehrlich bemüht verlief die Sitzung, wie ausgewechselt war das Gremium. Sind aus Wölfen etwa Lämmer geworden?

Die Harmonie im Rathaus darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich nur um den ersten Akt einer Geschichte handelt - mit Potenzial zur Tragödie.

Wenn klar ist, wie viele Millionen Euro die Stadt in ein 50 Betten-Haus stecken muss und wie hoch oder gering dessen Rentierlichkeit ist - erst dann geht es ans Eingemachte.

Ob sich die Stadträte dann immer noch umarmen, wenn der Verteilungskampf beginnt und die wenigen vorhandenen Millionen mit den vielen vorhandenen Projekten in Einklang gebracht werden müssen?

Die Anhänger der Wolfsschlucht werden sehr genau hinschauen, dass ihr Projekt nicht unter die Räder kommt, doch Geld können auch sie nicht herbeizaubern.