Blick hinter die Kulissen: Wir besuchen die Landratskandidaten privat. Unsere sechste und letzte Stippvisite gilt Richard Kaiser, der für die ÖDP antritt.
Und jetzt? Pödeldorf ist gleich zu Ende. Wo wohnt denn nun Richard Kaiser? Ah ja! Fast schon im Wald steht ein Haus mit viel Holz davor, dran und wie man später noch erkennt, auch drinnen. Der Kandidat, der sich anschickt, für die ÖDP Landrat zu werden, wohnt genau so, wie man es von einem Forstmann erwartet. Seit 1987 lebt der nun 51-Jährige hier. Zuerst hat er als Forstrevier-Leiter seinen Dienstsitz in Pödeldorf bezogen, Jahre später das Anwesen erworben, energetisch saniert und umgebaut. Auch nachdem hier kein Dienstsitz und er nicht mehr Revierleiter war, ist die Familie hier geblieben und Kaiser sozusagen standorttreu. Die Forstreform hat ihm neue Aufgaben und eine Forst-Karriere obendrein beschert.
Ein Honig-Infoschild passiert der Besucher noch, bevor er tatsächlich zu Familie Kaiser vordringt. Vorausgesetzt "Bluna" ist gewillt, einen einzulassen. Zu Förstern gehören eben immer auch Hunde. Nach Münsterländermix "Diana", die der Tochter den Namen weggeschnappt hat, zählt die elfjährige Beagle-Hündin nun zur Forst-Familie. "Vielleicht ein Landratshund", sinniert Richard Kaiser schmunzelnd, während er einen an "Bluna" vorbei ins Haus lotst.
Während die nachts draußen schlafen möchte, leistet sie Kaiser tagsüber im Haus und damit auch im Arbeitszimmer Gesellschaft. Das heißt, sie residiert hier. Im Sessel. Darüber steht: "Captain Cool". Das Schild haben die Kinder gemacht, merkt Richard Kaisers Frau Petra an.
Ein mit reichhaltig Details bestücktes Bild zeigt Richard Kaiser bei der Waldpädagogik. "Ich wollte schon mit acht Jahren Förster werden", erklärt der in Burgkunstadt geborene Kandidat. Für den zum Forstwirtschaftsstudium nötigen Numerus Clausus hat er sich übrigens mit Bienen motiviert: "Wenn ich das schaffe, lege ich mir ein Volk zu." Warum Bienen? Mit 16 hatte der FOS-Schüler eine Bienenausstellung gesehen. Die komplizierten Vorgänge und die Feinabstimmung im Bienenvolk faszinierten ihn - und tun es noch heute, wo er Chef von mittlerweile acht Völkern ist.
Neben der Zimmertür hängt ein präparierter Dachs im Winterfell, neben dem Fenster ein ausgestopfter Waldkauz. Beide "Unfallopfer", denen Pragmatiker Kaiser auf diese Weise einen Nutzen verschaffte. "Das war zweckmäßig", so Kaisers Erklärung. Der Pragmatiker hat auch die alten Dienstsitz-Arbeitsmöbel beim Staat abgelöst. "Die waren ja schon und da und haben gepasst, warum also wegwerfen?" Seit langem hängt das Foto von Kaisers erster erlegter Wildsau - 67 Kilo - über dem Schreibtisch. Die hölzernen Schranktüren zieren Kopien historischer Karten des Haupts moorwaldes. Auch um den durfte sich der Forstmann etliche Jahre dienstlich kümmern.
Flankiert werden die Kopien von Fotos, die Etappen des Autobahnbaues dokumentieren; Darunter fixiert einen eine gigantische Wespenspinne. Eine Makro-Aufnahme, relativiert der Hobby-Fotograf die Wirkung. Nicht ohne Wirkung bleibt der Waffenschrank des Hausherrn. Ein Relikt aus der aktiven Försterzeit. "Ich hab' seit Jahren schon nicht mehr geschossen." Nur dienstlich ging er jagen, für einen stabilen Wald und nicht aus Passion, wie Richard Kaiser dazu ausführt.
Mit dem Rad zur Arbeit
Zu seinen Hobbys zählen dagegen Basketball in einer Freizeitmannschaft, Joggen und Radfahren. Im Sommer steigt er aufs Rad, wenn's zur Arbeit nach Scheßlitz geht. Dort ist Kaiser Berater für die Waldbauernvereinigungen Bamberg und Steigerwald, was forstliche Zuschüsse belangt. Ansonsten habe er bei den Bayerischen Staatsforsten die verschiedensten Sonderfunktionen erfüllt, Erfahrung in Mitarbeiterführung, aber auch im Immobilienbereich sowie zuletzt in der Verwaltung bei der Bayerischen Forstverwaltung gesammelt, wie der Wahl-Pödeldorfer sagt.
Zurück zu den Hobbys - ein ganz wesentliches ist da natürlich die bunt gescheckte "Bluna". Die hat als Forsthund, wie es sich gehört, selbstverständlich einen "Jagdschein", also die Jagdhundeprüfung. Auch wenn sie wie ihr Herrchen nicht mehr zur Jagd geht.
Zeit ist reif
Jetzt freilich hat Familie Kaiser zur Jagd auf den Chefsessel im Landratsamt geblasen. Richard Kaiser findet die Zeit reif dafür und er sich selbst "fit für das Amt". Die beiden Kinder sind aus dem Haus und nach 14 Jahren im Kreistag verfüge er über die nötige politische Erfahrung. Für seine Partei, die ÖDP, sei seine Kandidatur wohl auch zweckmäßig. Warum die ÖDP? "Die ist politisch in der Mitte und konservativ. Zugleich hat das Umweltbewusstsein einen hohen Stellenwert." Von sich sagt der Kandidat: "Ich traue es mir zu." Wohl kein anderer Kreisrat habe in den letzten Jahren so viel Gremienarbeit gemacht wie er selbst, findet Kaiser. "Gute Vorschläge werden aufgenommen und fair diskutiert", lautet eine Erfahrung.
Freilich, als junger Mann, da hatte er mit Politik gar nichts am Hut. Er hat für eine Partei schon zwar mal einen Vortrag konzipiert, aber einspannen wollte er sich nicht lassen. Doch mit der Zeit hat sich seine Einstellung geändert, er hat eifrig mit diskutiert, aber das allein reiche ja wohl nicht. Für die Demokratie sei es wichtig, sich zu engagieren. "Wer für ein Amt geeignet ist, soll sich zur Verfügung stellen."
Genau deswegen kandidiert er nun. Selbstverständlich nach Absprache mit Ehefrau Petra, die ihn bei verschiedenen Wahlveranstaltungen (dafür plündert er sein Urlaubs- und Überstundenkonto) begleitet. "Ich leiste mit der Kandidatur einen guten Beitrag zur Demokratie", gibt er erneut den Pragmatiker.
Als solcher würde er die Regionalwerke voranbringen wollen, mit Bambergs OB Kontakt aufnehmen und am Landratsamt mit dem Personal in Verbindung treten. Schließlich sei er ein Team-Player und Netzwerker, der von sich behauptet: "Ich kann mit jedem arbeiten." Bluna blickt skeptisch drein, auch sie will immer wieder überzeugt werden - auch davon, dass der Besuch wieder gehen darf...