Immer mehr Lockerungen und Erleichterungen machen das Leben im Sommer leichter. Nur Kinder müssen als Kontaktpersonen ohne Wenn und Aber 14 Tage in Quarantäne, trotz negativem PCR-Test. Die Verhältnismäßigkeit ist hier völlig verrutscht, findet unser Kommentator
Mein fünfjähriger Sohn muss in Isolation. Er darf unser Reihenhaus in Bamberg nun nicht mehr verlassen: kein Kontakt zu Freunden, kein Fußball, kein Besuch im Freibad, keine Radtour, kein Spielplatz. Und das für mindestens 14 Tage. Mitten im Sommer. Nach dem Aufklärungsbogen des Gesundheitsamts sollte er zudem auch im Haushalt isoliert werden. Also kein Spielen mit seinen beiden Geschwistern, keine gemeinsamen Mahlzeiten mit der Familie, kein körperlicher Kontakt. Zur Erinnerung: Es geht um ein fünfjähriges Kind!
Und warum das Ganze? Weil mit dem Infektionsschutzgesetz sowie den entsprechenden Allgemeinverfügungen des Landes Bayern der rechtliche Rahmen dafür geschaffen wurde. Und für das lokale Gesundheitsamt in Bamberg stellte es sich anscheinend einfacher dar, die gesamte Einrichtung zu schließen, statt individuell zu prüfen und bei einer Abwägung dem Kindeswohl ein stärkeres Gewicht zu geben. Für mich als Vater ist die meinem Sohn auferlegte Isolation weder emotional noch rational zu begreifen. Insbesondere da sich wohl keines der Kinder, die sich in Quarantäne befinden, mit dem Virus infiziert hat.
Mit zweierlei Maß
Zur gleichen Zeit findet in Bamberg das „Mallorca Sommer Festival 2021“ mit Ikke Hüftgold und Ingo ohne Flamingo statt. Nach dem Prinzip „getestet, geimpft, genesen“, darf sich hier wieder vergnügt werden. Natürlich unter strengen Hygiene-Auflagen. Bei einer Inzidenz von unter 50 sogar ganz ohne Test-Nachweis. Wohl wissend, dass die Schnelltests - gerade bei der Delta-Variante - ohnehin keinen verlässlichen Nachweis erbringen können.
Egal, ein bisschen Spaß muss sein. Soll es auch. Aber hier fehlt die Verhältnismäßigkeit! Ein Blick nach Großbritannien zeigt, welche Konsequenzen die Lockerungen mit sich bringen werden. Alleine restriktiv bei den Schwächsten der Gesellschaft vorzugehen und 25 Kinder pauschal unter Quarantäne zu stellen, weil sie vielleicht Kontakt mit dem einen positiv getesteten Kind der Gruppe gehabt haben könnten, erscheint völlig überzogen und wird das Infektionsgeschehen zudem sicher nicht stoppen. Zudem stellt sich hier die Frage der Gleichbehandlung: Denn Reiserückkehrenden, die ebenfalls nur in Verdacht stehen, können sich nach fünf Tagen freitesten. Die Kindergartenkinder hingegen müssen 14 Tage in Isolation verbringen.
Und auch in Schulen wird derzeit meist anders verfahren. Im Fall des Falles wird häufig nur für die direkten Sitznachbarn, und nicht für die gesamte Klasse, eine Isolation angeordnet. Ob das betroffene Kind morgens im Schulbus, vor Unterrichtsbeginn oder auf dem Pausenhof Kontakt zu weiteren Schüler*innen hatte, wird nicht weiter hinterfragt. Nicht zu vergessen, wir sind im zweiten Jahr der Pandemie. Fast die Hälfte der Deutschen ist zwischenzeitlich geimpft. Insbesondere die vulnerablen Gruppen. Dennoch befindet sich mein Sohn nun für zwei Wochen in Quarantäne. Die Folge für ihn und seine Familie scheinen niemanden wirklich zu interessieren.
Protest verzweifelt gesucht
Offener, lauter Widerspruch gegen das unerbittliche Vorgehen gegen die Kinder ist in der Gesellschaft nicht zu vernehmen. Insbesondere von den städtischen und kirchlichen Trägern der Kindergärten und Kindertagesstätten wäre mehr zu erwarten. Denn sind nicht gerade sie primär ihren Schutzbefohlenen und dem Kindeswohl verpflichtet?
Kritische Worte zum Umgang mit den Jüngsten, den Schwächsten in der Gesellschaft, waren und sind jedoch nicht zu vernehmen. Es werden stumpf Anweisungen befolgt, statt Kritik zu äußern oder engagiert nach milderen Lösungen zu suchen. Es entsteht der Eindruck, dass das Wohl der Kinder selbst bei den Trägern der Einrichtungen keine Priorität hat. Aber auch der Kinderschutzbund und das lokale Jugendamt zeigen keine starke Haltung.
Der Kommentar wurde gesperrt.
Der Kommentar wurde gesperrt.
Ihr werdet sehen, die werden wieder gewählt und das Martyrium geht weiter. Bedankt Euch bei denen.
Es fängt schon damit an, dass das Gesundheitsamt eine falsche Wortwahl und nur die Daten aus Schulen, Kitas und Horts veröffentlicht. Andere Berufsgruppen werden nicht öffentlich gemacht oder Daten verglichen. Was für ein Ungleichgewicht. Da heißt es, auch in der Berichterstattung von infranken oder dem Fränkischen Tag, Infektionen in Schulen, Horten und Kindergärten sind aufgetreten, und es wird nicht hinterfragt, wo sich die Personen infiziert haben und ob überhaupt eine Infektion weitergegeben wurde. Kinder und Jugendliche und die Einrichtungen werden als Pandemietreiber dargestellt ohne die Fälle zu hinterfragen. Durch das viele Testen werden hier mehr Fälle entdeckt (was natürlich gut ist) und natürlich gibt es inzwischen mehr Fälle unter Jüngeren, wo viele der Älteren geimpft sind. Meine Tochter war schon 3 mal in Quarantäne, nie ist die Ansteckung in der Schule oder dem Hort an eine andere Person weitergegeben worden, jedes Mal wurde sie sozusagen "von außen" hereingetragen. Die Kinder und Jugendlichen leiden untern den strengsten Auflagen und Einschränkungen in der Schule, Hort und Freizeit zum Schutz der Älteren. Als Arbeitnehmer habe ich weit mehr Freiheiten. Ihre Ansprüche und Rechte werden massiv eingeschränkt, ohne dass sie gefährdet sind. Für mich schon lange nicht mehr tragbar, und immer weniger, nachdem bald alle Erwachsenen ein Impfangebot hätten nutzen können. Wir brauchen mehr Normalität für unsere Kinder.
Wie hält man das denn aus? Dreimal sinnlos in Quarantäne? Gibt es hier keine Menschen mehr an den verantwortlichen Stellen? Wir haben das einmal miterleben müssen, bei unseren Kindern (Erwachsen) und deren Kindern. Das war ein Martyrium für alle, Eltern, Kinder und Großeltern. Alle Erwachsenen der Familie sind vollständig geimpft und trotzdem gibt auch für diesen Personenkreis, im Ernstfall, Quarantäneanordnungen. Warum eigentlich. Darum gibt es wohl auch eine Impfmüdigkeit, weil es, oberflächlich betrachtet, nichts bringt. Leider denken viele Erwachsene und Ältere so. Aber deshalb auf die Kleinsten loszugehen ist unverantwortlich und ignorant. Genauso wielded Versuch, von CSU/CDU Politikern die STIKO in Misskredit zu bringen. Irgendwann muss doch mal Schluss sein. Oder wollen wir due nächste 5 Jahre so weiterleben? Bestimmt nicht.