Zwei Zahlen aus dem Rathaus Bamberg lassen aufhorchen: Bis 2014 werden 500 derzeit noch von Amerikanern belegte Wohnungen frei gegeben. Gleichzeitig soll die Zahl der Studenten auf 15500 ansteigen. Für den Wohnungsmarkt heißt dies: Keine Entspannung in Sicht.
Es sind vor allem die Familien mit mehreren Kindern, die den Preis einer prosperierenden Universitätsstadt zu bezahlen haben. Sie suchen große Wohnungen und sehen sich auf dem Mietmarkt zunehmend zahlungskräftiger Konkurrenz ausgesetzt: Studenten, die eine Wohngemeinschaft bevorzugen. Doch 1000 Euro und mehr für eine Vier-Zimmer-Wohnung können die wenigsten Väter und Mütter bezahlen. Niemand weiß dies besser als die Bamberger Familienbeauftragte Gisela Filkorn. "Viele Familien, aber auch Alleinerziehende müssen weg aus Bamberg - und die Stadt schaut zu."
Die missliche Lage Wohnungssuchender könnte sich in den nächsten beiden Jahren noch einmal verschärfen. Denn Bamberg platzt weiter aus allen Nähten. Die Otto-Friedrich-Universität erwartet im Jahr 2015/2016 den Höhepunkt der Studentenwelle. Dann würden an der Bamberger Hochschule 15500 junge Menschen lernen. Zum Vergleich: 2002 waren es erst 8000, im Sommersemester 2013 bereits 12 800.
Harald Lang vom städtischen Konversionsamt nannte diese Zahlen vor dem Stadtrat in einem Positionspapier. Es nennt sich "Wohnen 2020" , steckt voller Analysen und Prognosen, zeigt aber auch, dass die Stadt sich seit längerem nicht mit der Rolle der "Zuschauerin" zufrieden geben will.
Doch ein dünnes Brett ist das Thema Wohnungsbau nicht. Um acht Anträge und Anfragen der Fraktionen ging es am Mittwoch im Stadtrat. Sie spiegeln die zwiespältige Situation wider, in der sich die Kommunen befinden: Der Wille ist stark, aber die Möglichkeiten schwach - sei es, weil sich Bund und Land aus dem sozialen Wohnungsbau verabschiedet haben oder den Städten das Geld fehlt, um mehr als einen Tropfen auf den heißen Stein zu bewirken.
Wie dringlich das Problem in Bamberg ist, belegen Fälle wie der einer alleinerziehenden Mutter mit vier Kindern, die sich nach halbjähriger schwieriger Suche mit einer 54-Quadratmeter-Wohnung begnügen muss. Oder die elfköpfige Großfamilie B.. Sie fand trotz aller Anstrengungen nur eine Drei-Zimmer-Wohnung, zwei Schicksale von vielen, mit denen der Familienbeirat immer öfter konfrontiert ist.
Die Zahlen der Misere lesen sich nüchtern: Um dem Problem zu begegnen, brauche Bamberg in sieben Jahren 3100 neue Wohneinheiten, heißt es in einem Gutachten. Und natürlich müssten diese Wohnungen bezahlbar sein. Wenig Verständnis hat die Stadt dafür, dass sich trotz des Booms das Studentenwerk Würzburg beharrlich weigere, neue Wohnheimplätze zu bauen. 1300 gibt es zur Zeit in Bamberg. Was wäre, wenn der private Markt die Lücke nicht gestopft hätte? 770 neue Appartements entstanden in den letzten Jahren, 800 weitere kommen bis 2015 hinzu.
Entlastung durch den Abzug
Auch der Abzug der Amerikaner beginnt zu wirken. So leben nach Angaben der Stadt derzeit noch 1100 US-Bürger in 490 Wohnungen in Bamberg Stadt und Land. "Spätestens bis September 2014 sollen sie frei gegeben werden. Vor allem für Familien sind diese Wohnungen interessant, da sie günstig sind und groß. Der nächste Schritt: Ab Frühling 2015 sollen 150 Reihen- und Doppelhäuser auf dem Kasernengelände verkauft werden; einzelne Objekte finden sich bereits jetzt auf dem Markt.
Warten bis die Konversion und der demographische Wandel das Problem lösen, wollen die Fraktionen im Stadtrat nicht. So bemängelte Helmut Müller (CSU), dass sich die Veröffentlichung des qualifizierten Mietspiegels nun schon Monate hinausschiebe. Wolfgang Metzner (SPD) warf dem Studentenwerk Würzburg "Missachtung Bambergs" vor.
Ein entschlosseneres Vorgehen von Seiten der Stadt wünschen sich die Grünen. Zum Beispiel einen 20-prozentiger Mindestanteil an Sozialwohnungen in allen Neubaugebieten. Außerdem sollen 500 zusätzliche günstige Geschosswohnungen geschaffen werden. Diesen Vorstoß begründete Peter Gack auch mit der Bayerischen Verfassung. Sie hat die Förderung des Baus günstiger Wohnungen nicht nur zur Aufgabe des Staates, sondern auch der Kommunen erklärt. Die in einem Interview gefallene Aussage von OB Andreas Starke (SPD), wonach die Kommunen kaum steuernd eingreifen könnten, geißelte Gack als "Armutszeugnis".
Auch die Freien Wähler sind nicht zufrieden. Sie forderten am Mittwoch, die Stadt möge Grundstücke für Baugenossenschaften und gemeinnützige Bauträger zeitlich begrenzt unter dem Marktpreis anbieten. "Wir brauchen Konkretes", sagte Dieter Weinsheimer. Doch sein Appell fiel genauso wenig auf fruchtbaren Boden wie die Initiative der GAL. "Grundstücksverkäufe unter Verkehrswert verstoßen gegen die Gemeindeordnung", entgegnete Kämmerer Bertram Felix. Und statt einer 20-prozentigen Sozialbindung will die Stadt lieber ihr Wohnbaulandmodell fortführen und es künftig auf Geschosswohnungen ausdehnen.
Durchschnittsmiete bei 4,95 Euro
Wie groß ist die Wohnungsnot in Bamberg wirklich? Heiner Kemmer, Geschäftsführer der Stadtbau, berichtete von zuletzt stark steigenden Preisen, aber auch von einem Jahrzehnt zuvor, in dem sich so gut wie nichts auf dem Mietwohnungsmarkt getan habe. Den Vorwurf, die Stadtbau engagiere sich nur für Luxuswohnungen ließ er nicht gelten: Auch wenn von 1340 Sozialwohnungen der Stadtbau nur noch rund 700 in der sozialen Bindung sind, so bedeute dies nicht, dass sie unerschwinglich geworden seien. Die Durchschnittsmiete der Stadtbau-Wohnungen bezifferte Kemmer mit 4,95 Euro pro Quadratmeter.
Ein Kommentar: Die Folgen des Booms
Schon heute ist der Bamberger Wohnungsmarkt in Aufruhr. Und nun sollen noch einmal 2000 zusätzliche Studenten hinzukommen? Wenn die Prognose der Universität stimmt, dann mischen sich in die grundsätzliche Freude über die Beliebtheit Bambergs Zweifel, ob es nicht doch irgendwo natürliche Grenzen des Wachstums gibt.
Die Vorteile der Bevölkerungszunahme der letzten Jahre liegen auf der Hand. Bamberg platzt vor Leben aus allen Nähten. Und es prosperiert. Viele Bevölkerungsgruppen profitieren von dieser Anziehungskraft - von Vermietern bis zur Gastronomie.
Doch es gibt auch Nachteile. Die Infrastruktur einer Stadt ist nicht beliebig dehnbar. Das reicht vom Wohnungsmarkt, unter dem nicht nur kinderreiche Familien, sondern auch die Studenten selbst und deren Familien leiden, bis zum Verkehrsnetz, das schon bei 70.000 Einwohner an seinen Grenzen angelangt ist.
Angesichts der schleichenden Auszehrung anderer Städte ist es verständlich, dass die Stadtspitze einen solchen Boom ungern ausbremst. Andererseits ergibt sich daraus die Verpflichtung, alles dafür zu tun, die negativen Folgen abzumildern, damit nicht ein Teil der eigenen Bevölkern zu Verlierern wird.
Der Wohnungsmangel in Bamberg zeichnet sich nicht erst seit gestern ab. Die Verwaltung wäre gut beraten, sich nicht länger hinter Paragraphen und Konzeptpapieren zu verschanzen.
Sie sollten wirklich ständig im Fokus der Aufmerksamkeit stehen. Denn Fällen "wie der einer alleinerziehenden Mutter mit vier Kindern, die sich nach halbjähriger schwieriger Suche mit einer 54-Quadratmeter-Wohnung begnügen muss. Oder die elfköpfige Großfamilie B.. Sie fand trotz aller Anstrengungen nur eine Drei-Zimmer-Wohnung, zwei Schicksale von vielen, mit denen der Familienbeirat immer öfter konfrontiert ist." (siehe Bericht!). stehen do sehr bemerkenswerte Entscheidungen gegenüber. Abgesehen davon, dass von Stadtbau verwaltete grosse Wohnungen (und das sind sicher nicht sehr viele 4-6 Zimmer-Flats) durchaus bevorzugt an eigene Mitarbeiter mit 1-2 Kindern vergeben zu werden scheinen, so schlägt der unlängst bekannt gewordene Vorgang wohl alle Rekorde: eine 5-Zimmer-Wohnung für ein kinderloses Doppelverdiener-Pärchen! Wie das funktioniert oder passieren kann??? Amigos, fragt mich nicht!
Warum zum Teufel bremst niemand die Uni ein? Gibt es denn keinen Riegel mehr für den ungehemmten Überfall an neuen Studenten?
Wer in aller Welt hat den Wegfall von Nummerus Clausus bestimmt. Damit find die Katastrophe so richtig an. Wenn die Uni keine Wohnungen baut, dann müssen eben die Studenten auf eine Maximalzahl reduziert werden.
Bamberg kann sich die Folgen der verheerenden Uniplanung einfach nicht leisten.
Sie sollten wirklich ständig im Fokus der Aufmerksamkeit stehen. Denn Fällen "wie der einer alleinerziehenden Mutter mit vier Kindern, die sich nach halbjähriger schwieriger Suche mit einer 54-Quadratmeter-Wohnung begnügen muss. Oder die elfköpfige Großfamilie B.. Sie fand trotz aller Anstrengungen nur eine Drei-Zimmer-Wohnung, zwei Schicksale von vielen, mit denen der Familienbeirat immer öfter konfrontiert ist." (siehe Bericht!). stehen do sehr bemerkenswerte Entscheidungen gegenüber. Abgesehen davon, dass von Stadtbau verwaltete grosse Wohnungen (und das sind sicher nicht sehr viele 4-6 Zimmer-Flats) durchaus bevorzugt an eigene Mitarbeiter mit 1-2 Kindern vergeben zu werden scheinen, so schlägt der unlängst bekannt gewordene Vorgang wohl alle Rekorde: eine 5-Zimmer-Wohnung für ein kinderloses Doppelverdiener-Pärchen! Wie das funktioniert oder passieren kann??? Amigos, fragt mich nicht!
Warum zum Teufel bremst niemand die Uni ein?
Gibt es denn keinen Riegel mehr für den ungehemmten Überfall an neuen Studenten?
Wer in aller Welt hat den Wegfall von Nummerus Clausus bestimmt. Damit find die Katastrophe so richtig an. Wenn die Uni keine Wohnungen baut, dann müssen eben die Studenten auf eine Maximalzahl reduziert werden.
Bamberg kann sich die Folgen der verheerenden Uniplanung einfach nicht leisten.