Seit August 2013 haben Eltern einen Anspruch auf einen Betreuungsplatz für ihr Kind ab dem vollendeten ersten Lebensjahr. Wie stellt sich die Situation in Bamberg dar? Neu ist: Ab sofort gibt es eine Online-Anmeldung bei den Kitas.
Als die Mama sich auf die Suche gemacht hat, da war die kleine Julika noch gar nicht auf der Welt. Doch Olga Kübler wollte sich rechtzeitig kümmern, zumal sie damals noch in der Ausbildung war. Gerade das hat ihr schließlich sogar zum Krippenplatz verholfen: Die Bambergerin hat sich zur Erzieherin ausbilden lassen. "Da habe ich dann in der Einrichtung gefragt, ob ich meine Tochter mitbringen darf." Sie durfte.
Heute geht Julika in den Kindergarten. Auch da war die Mama früh dran mit der Suche: Als die Tochter ein halbes Jahr alt war, hat sich Mutter Olga bereits um einen Platz gekümmert.
Das ist keine Seltenheit, wie Günter Diller, stellvertretender Leiter des Bamberger Jugendamtes, weiß. Es gibt Eltern, die teilweise schon für den ungeborenen Nachwuchs einen
Betreuungsplatz suchen - aus Sorge, sonst keinen zu bekommen. Hinzu kommt, dass Eltern seit einer Gesetzesänderung im vergangenen Jahr Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für ihr Kleinkind haben. Im Ernstfall können sie klagen. "Im vergangenen Jahr hatten wir drei Anträge, die aber alle nicht zur Klage gekommen sind, weil wir für alle Kinder einen Platz gefunden haben" erläutert Diller.
Versorgungssituation gut Aktuell liege ein Antrag für März 2015 vor. Doch auch in diesem Fall ist der Fachmann vom Jugendamt zuversichtlich. Er sagt: "Die Versorgungssituation ist gut bis sehr gut." Aus einer jährlichen Online-Umfrage unter Eltern gehe hervor, dass der überwiegende Teil zum gewünschten Zeitpunkt einen Kita-Platz erhalte. Allerdings könne es punktuell zu Engpässen kommen. "Man bekommt vielleicht nicht immer unbedingt den Lieblingsplatz."
Doch wie groß ist der Bedarf? Eine Frage, die schneller gestellt als beantwortet ist. Denn: "Es handelt sich immer um eine Momentaufnahme, da sich die Zahlen monatlich ändern. Die Kinder werden ja älter", wie Diller erläutert. Aktuell gebe es 425 Plätze für etwa 1099 Kinder von null bis drei Jahren. Umgerechnet liege die Versorgungsquote damit bei 50 bis 52 Prozent. "Die Bundesregierung sieht in dieser Altersgruppe den Bedarf bei 39 Prozent gedeckt", erwähnt Diller.
Allerdings: Manche Kinder unter drei würden bereits in den Kindergarten gehen, seien in Kindertagespflege oder würden außerhalb Bambergs in einer Einrichtung betreut. Ein genauer Überblick sei schwierig.
Wartelisten anscheinend überfüllt Doch woher kommt das Gefühl vieler Eltern, dass alle Kindertagesstäten überfüllt sind? Stichwort Wartelisten. Die meisten Eltern melden ihr Kind bei mehreren Kitas an. Die Folge: Ellenlange Listen. "Einer Freundin ist es passiert, dass sie erst nur Absagen kassiert hat. Dann hat sie plötzlich von fünf Kitas eine Zusage bekommen", berichtet eine Mutter, die anonym bleiben möchte.
Günter Diller vom Jugendamt erklärt das Phänomen: "Eltern, die einen Platz für ihr Kind gefunden haben, lassen sich häufig nicht von den Wartelisten der anderen Einrichtungen streichen. Wenn diese dann die langen Listen abarbeiten, stellt sich heraus, dass viele Kinder gar keinen Platz mehr benötigen."
Um solche Doppelanmeldungen zu verhindern, die Bürokratie zu verringern und für mehr Übersichtlichkeit zu sorgen, führt die Stadt Bamberg ab sofort das Online-Anmelde-System "
Webkita" ein.
Eltern melden ihr Kind im System an und favorisieren eine oder mehrere Einrichtungen. Sagt eine Kita zu, bekommen die anderen Einrichtungen das mit und das Kind fällt aus der Warteliste. Diller erhofft sich dadurch mehr Klarheit für die Eltern, die Betreuungseinrichtungen, aber auch die Stadtverwaltung selbst.
Und Beatrix Schwämmlein, Leiterin der Bamberger Kita "Arche Noah", geht davon aus, dass sich der Aufwand für die Pflege der Wartelisten deutlich reduziert. Sie hat die Erfahrung gemacht: "Seitdem es mehr Kinderkrippen gibt, verlieren Eltern häufiger den Überblick, auf welchen Listen das Kind überhaupt steht." Außerdem: "Wir nehmen nur noch Kinder auf, die schon auf der Welt sind." Das gilt auch für das neue "Webkita"-System.
Kein Grund zum Nervöswerden Das ist kein Grund zur Panik. Laut Diller hat sich in der österreichischen Hauptstadt Wien - die ein ähnliches Programm schon verwendet - gezeigt, dass der Zeitpunkt der Anmeldung in keinster Weise eine Rolle spielt.
Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) freut sich über den Start von "Webkita." "Unsere Eltern werden unterstützt und entlastet." Die Anmeldung könne nun bürgerfreundlich geplant und organisiert werden.
Wer keinen Internetzugang hat, braucht auch nicht nervös werden. Eltern können den Nachwuchs wie bisher direkt in der Kita anmelden. Ihre Daten werden dann vor Ort ins System eingetragen.
Was sich ebenfalls nicht ändert: Eltern müssen sich wie bisher jedes halbe Jahr melden, ob ihr Betreuungswunsch für den Nachwuchs noch aktuell ist. Sonst fallen sie automatisch aus der Warteliste heraus.
Doch auch bisher war Wartelisten-Panik nicht unbedingt vorprogrammiert. So erzählt Antonio aus Bamberg, der gerade Sohn Emilio abholt: "Er ist ein Geschwisterkind, da geht's eh schneller. Aber auch bei unserem Großen ging es mit dem Platz ziemlich flott."
Zahlen:2702 Kinderbetreuungsplätze gibt es insgesamt in der Stadt Bamberg (für Kinder von null Jahren bis zum Schulalter)
425 Plätze gibt es in Kinderkrippen (von null bis drei Jahre)
1911 Plätze gibt es in Kindergärten (von drei Jahren bis zum Einschulungsalter)
366 Plätze gibt es für Schulkinder im Hort oder bei der Schulkindbetreuung in Kindergärten