Oberhaider stehen hinter ihrem Pfarrer - trotz Kind

3 Min
Landratsstellvertreter Johann Pfister (links) mit Festrednerin Prof. Pamela Heise und Pfarrer Stefan Hartmann. Fotos: Barbara Herbst
Landratsstellvertreter Johann Pfister (links) mit Festrednerin Prof. Pamela Heise und Pfarrer Stefan Hartmann. Fotos: Barbara Herbst
Die Geehrten mit Ehrengästen und Bürgermeister.
Die Geehrten mit Ehrengästen und Bürgermeister.
 
Verdiente Gemeindebürger wurden ausgezeichnet.
Verdiente Gemeindebürger wurden ausgezeichnet.
 
 
Als Hausherr am Rednerpult - Pfarrer Stefan Hartmann
Als Hausherr am Rednerpult - Pfarrer Stefan Hartmann
 
 
 
 
 
 
 
Ausgelassene Stimmung
Ausgelassene Stimmung
 
 
 
 
 
Bürgermeister Joneitis bei seiner Ansprache
Bürgermeister Joneitis bei seiner Ansprache
 

Nach dem Auftritt im Fernsehen war Pfarrer Stefan Hartmann der heimliche Star des gemeindlichen Neujahrsempfangs, der im Oberhaider Pfarrsaal stattfand.

Pfarrer Stefan Hartmann und "Erfolgsstrategien für eine zukunftsfähige Tourismusentwicklung im Maintal", das waren die Magneten zusammen mit den Ehrungen, die den Pfarrsaal Samstagabend füllten. Die Gemeinde Oberhaid hatte zu der Traditionsveranstaltung geladen, Professorin Pamela Heise als Festrednerin gewinnen können und Ortsgeistlicher Hartmann fungierte dabei als Hausherr. Den bezeichnete Bürgermeister Carsten Joneitis nach dem Fernsehauftritt vom Vortag als den "wohl bekanntesten Pfarrer Deutschlands" und gratulierte ihm zu seinem "sehr, sehr gelungenen Auftritt".

Zum Oberhaider Neujahrsempfang gehört als lebender Glücksbringer immer auch Bezirkskaminkehrermeister Ernst Ringel, der für jeden Besucher Glücks-Cent, -Spruch oder Minischornsteinfeger parat hielt, je nach gusto.
Natürlich ist Musik in einer Gemeinde mit so vielen Musikbegeisterten Pflicht, und so umrahmten junge Damen von "Happy Saxtett" des
Jugendblasorchesters den Abend schwungvoll und charmant.

Bürgermeister Joneitis nutzte den Empfang für einen Rückblick auf das vergangene Jahr, das als Jubiläumsjahr 1225 Jahre Oberhaid besondere Herausforderungen und Höhepunkte mit sich gebracht hatte. Er dankte allen, die das möglich gemacht hatten. In seinem Ausblick auf das neue Jahr legte Joneitis den Oberhaidern weiterhin gemeinsames Engagement zum Wohle der Gemeinde ans Herz, wobei dem Ehrenamt in zunehmendem Maße Bedeutung zukomme. Man könne mit Mut und Zuversicht ins neue Jahr blicken, befand er. Er selbst habe den Wunsch, "das Gemeinwesen sicher durch die Herausforderungen zu manövrieren." Den verstorbenen Bürgern war eine Schweigeminute gewidmet, ehe ein Bildpräsentation 2013 noch einmal beleuchtete.

Jubiläumsjahr gut gelaufen

Das Jubiläumsjahr sei im Großen und Ganzen gut gelaufen, befand Pfarrer Hartmann, wobei er Engagement, Freude und Kompetenz des Bürgermeisters würdigte. Nachdem Hartmann bereits bei der Begrüßung mit besonders heftigem Applaus bedacht wurde, konnte man förmlich die Spannung "hören", mit der die Anwesenden auf eine Äußerung zu den jüngsten Ereignissen warteten: Hartmann war als Priester, der sich nach Jahren öffentlich zu seiner Tochter bekannte ins Schlaglicht geraten.

Fünf Interviews habe er gegeben und "heute die von Stern TV einfach weggeschickt. Es hat mir einfach gelangt", berichtete er im seiner Funktion als Hausherr des Pfarrsaales, in dem der Gemeindeempfang heuer Premiere hatte. Dank der aktuellen Ereignisse, kam diesem Grußwort mehr zu als nur einem Protokollpunkt.

Er hatte den Mut, in die Öffentlichkeit zu gehen, ließ Hartmann weiter wissen: "Weil ich in Oberhaid die Rückendeckung fand." Seine Tochter verfolge das alles und habe Glück, derzeit in Afrika zu sein. Ganz klar stellte Hartmann in diesem Rahmen aber auch "ich bin kein Revoluzzer". Es habe auch keinen Tadel vom Bischof gegeben. Allerdings glaube er nicht, dass Ludwig Schick Lust habe, mit ihm öffentlich zu diskutieren, wie es der BR vorgeschlagen habe. "Ich bleibe auf dem Boden, ich muss da zurück und die Oberhaider sorgen dafür", kommentierte Stefan Hartmann den Medienrummel abschließend. Dafür gab's in Oberhaid abermals heftigen Applaus.

Den erhielt am Ende auch die Festrednerin, Prof. Pamela Heise von der FH Coburg. Deren Studenten hatten vor etwa zwei Jahren das Nordic Walking Zentrum in Oberhaid zu Studienzwecken untersucht und in einem späteren Semester einen Businessplan für Oberhaid erarbeitet. Nun widmete sich die Professorin (Soziale Arbeit und Gesundheit) den touristischen Potenzialen Oberhaids, wobei sie den Blick insbesondere auf die gemeindeübergreifende Kooperation lenkte und die Bedeutung des Tourismus als Wirtschaftsfaktor unterstrich: Hier generierte Umsätze machen zehn Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus. Drei Millionen Arbeitsplätze finden sich in diesem Bereich. Oberhaid empfahl sie, das Potenzial zu nutzen das sich mit der Weltkulturerbestadt Bamberg auftut und den Blick auf Tagestouristen zu lenken.

Lage als Stärke

Denn die Tendenz zu Kurzurlauben nehme zu. Es bedürfe klarer Analysen und daraus entwickelter Konzepte. Als Oberhaids Stärke sieht sie einerseits die Lage an der Grenze zwischen Bier- und Weinfranken, zudem die Kellergasse ein touristisches Pfund, mit dem es zu wuchern gelte. Trends auf die es zu setzen gelte, seien Reisen der älteren Generation und dabei auch Einzelpersonen. Einzelzimmer in unattraktiven Hotelbereichen seien kontraproduktiv, Einzelzimmer in guten Lagen erforderlich, andere Grundrisse nötig. Als weiteren Wachstumsbereich umriss sie das Segment Gesunderhaltung, was entsprechenden Angebote erfordere, ebenso wie die Lukullik.

Es gelte, die "Klientel punktgenau zu bedienen". Deshalb sei zu analysieren, was ältere Reisende nachfragen. Das müsse mit eigenen Stärken ("Was haben wir, was können wir") und Nachbarn abgeglichen werden. Für Bestandsaufnahmen empfahl die Tourismus-Expertin Externe. Als Schlüssel zu touristischer Weiterentwicklung bezeichnete sie abschließend Kooperationsbereitschaft und -Fähigkeit.

Bevor man ausgiebig mit einander ins Gespräch kam, ehrte Joneitis die Bürgerinnen und Bürger, die sich in besonderer Weise um Oberhaid verdient machen. Alle erhielten Urkunde wie Präsent und durften sich ins Goldene Buch eintragen.