Sie ist Hort der Überraschungen und Abenteuer, Schauplatz und Spiegel menschlicher Befindlichkeiten und immer wieder Thema für unsere Richter: die Deutsche Bahn. Was bei Zugreisen manchmal so läuft, finden die Kunden besonders heikel, wenn's ums Bord-WC geht.
Der moderne Zugreiseverkehr ist ein komplexes, beinahe perfekt funktionierendes System. Okay: nicht perfekt. Aber komplex ist das Ganze. High-Tech. Ein Knopfdruck und - shshshsh - wie von Geisterhand öffnet sich die Tür zum aluminiumglänzenden Bord-WC. Und zu dem Mitreisenden, der noch einen sehr kurzen Moment entspannt auf dem Topf hockt, bevor er der neugierigen Blicke gewahr werdend vom nackten Entsetzen gepackt seine Hose hochzuraffen versucht. Des Passagiers Seelenpein bleibt aber entblößt, bis die Automatik die Tür Sekunden später gnädig schließt.
Hoffen darf der Bahnkunde. Immer. Aber er soll bloß nichts erwarten.
Ein Bahnkunde muss eben wissen, dass es im High-Tech-Klo ein extra Knöpfchen für die Verriegelung gibt. Dann darf er darauf hoffen, sich auf der Alu-Schüssel in Ruhe zu erleichtern. Ja, hoffen darf er. Erwarten darf er das nicht, findet die Bahn.
Sie will auf keinen Fall 200 Euro Schmerzensgeld zahlen, weil die Reise für eine Kundin in die Hose ging, als das einzige Klo kaputt war. Das Unternehmen ist in Berufung gegangen und nun wird in Trier in zweiter Instanz neu verhandelt.
Aber es funktioniert - beinahe!
Die Bahn weigert sich, die Not der Kundin mit der Zahlung wiedergutzumachen. Sonst könnte da ja jeder kommen. Denn im Zug ist es - zumindest gefühlt - doch grundsätzlich so: Wenn's zwei Toiletten gibt, ist (mindestens) eine kaputt und gesperrt. Die andere ist besetzt. Ewig. Ist da einer auf dem Thron friedlich eingeschlummert, während sein Kopf rhythmisch gegen die Scheibe rumpelt? Versteckt sich ein Schwarzfahrer? Oder ist's ein Physikstudent, der die Unterdruck-Schüssel für High-Tech-Experimente nutzt? Was er herausfindet? Vermutlich, dass er es bei der Bahn mit einem komplexen, beinahe funktionierenden System zu tun hat.
Die Vorteile
-Nur 62 Euro / ermäßigt nur 41 Euro (2. Klasse)
-25% Rabatt auf Flexpreis und Sparangebote des Fernverkehrs
-Ermäßigte Zusatz- und Partnerkarten erhältlich
-Im Nah- und Fernverkehr der Deutschen Bahn gültig
-Ab sofort mit Nachttopf
In manchen modernen Zuggarnituren gibt es gar sowieso nur eine Toilette. Und wenn die versagt oder gesperrt ist, dann ist es schlimm. So ging es mir in einem Regionalexpress von Bamberg nach Würzburg, eine Toilette und die ist zu. Aber da muss ich den Zugbegleiter loben, der hat mir in allergrößter Not dann doch die gesperrte und verstopfte Toilette geöffnet. An vielen Bahnhöfen gibt es ja auch keine Toiletten mehr. Die Bahn weist dann darauf hin, dass ihre Kunden ja die Zugtoiletten nutzen können. Ja, was denn nun?
bei der Staatsbahn hieß es mal: 'Alle reden vom Wetter, wir nicht'.
Das wurde modifiziert zu: 'Die Bahn hat 4 natürliche Feinde, Frühling, Sommer, Herbst und Winter.'
Inzwischen sind noch Millionen Feinde dazugekommen: die zahlenden Kunden.....