Nötig ist in Hirschaid Lärmschutz an der Strecke und an Häusern. Der Marktgemeinderat wünscht die Verlegung des Haltepunkts südlich der Maximilianstraße. Das wäre für die Bahn billiger, als die enge und kritische Passage des jetzigen Bahnhofs auf vier Spuren auszuweiten.
                           
          
           
   
          Rund 400 Züge - vom vergleichsweise leisen, aber 230 Stundenkilometer schnellen ICE über diverse Regional- und SB-Zuggarnituren bis hin zu rumpelnden Güterzügen - werden nach dem Jahr 2025 binnen 24 Stunden durchs Regnitztal und damit auch durch Hirschaid fahren. Das ist gut doppelt so viel wie jetzt und von den Einwohnern sicher nicht mehr ohne den bestmöglichen Lärmschutz zu verkraften.
 Was genau für den Ausbau zur künftig viergleisigen Strecke Nürnberg-Ebensfeld im Verlauf der Ortsdurchfahrt geplant ist, das erfuhr der Marktgemeinderat aus erster Hand. Vieles kann vorerst nur zur Kenntnis genommen werden. 
  
  Dringende Bitte Als dringende Bitte nahmen die Abgesandten der DB-Projekt Bau GmbH und des Planungsbüros den Vorschlag mit, Hirschaids Bahnhof südlich der Maximilianstraße zu verlegen. Dies wäre für den Bauherrn, also die Bahn, billiger als die enge und kritische Passage des jetzigen Bahnhofs auf vier Spuren auszuweiten, argumentierten Georg Kestler (FW) und Bürgermeister Andreas Schlund (CSU). Nach der Verlegung des Haltepunkts ergäben sich zudem beträchtliche Vorteile durch die Anbindung an die angrenzend im Zuge der Stadtentwicklung geplanten Park-&-Ride-Flächen.
 Für Kerstin Koch von der DB-Projekt Bau GmbH war der seit geraumer Zeit in Hirschaid zirkulierende Vorschlag neu. Sie bat, ihn auf einem Blatt Papier nachzureichen, wenn er noch Eingang in die Überlegungen der Bahnchefs finden soll. 
  
  Bahnsteig wird verlängert Ohnehin wird vom jetzigen Haltepunkt kaum etwas übrig bleiben, da der westliche Bahnsteig von 170 auf 210 Meter verlängert werden muss. Der östliche Bahnsteig muss abgerissen und auf der Ostseite ebenfalls in einer Länge von 210 Metern ersetzt werden. Der künftige Mittelbahnsteig soll 140 Meter lang und ebenso wie die anderen behindertengerecht an das Wegenetz angeschlossen werden. Immerhin halten jetzt täglich 90 Züge in Hirschaid für Ein- und Ausstieg, nämlich 21 S-Bahn- und 24 Regionalzüge in beide Richtungen. Die Taktdichte wird sich kaum noch steigern, vermuten die Planer der Bahn.
Keine große Hoffnung brauchen sich die Hirschaider darauf zu machen, von drei bis vier Meter hohen Schallschutzwänden am künftigen Bahnkörper verschont zu werden: Fachplaner Hans Hägg berichtete, dass die von Kilian Prell (FW) geforderten alternativen Lärmschutzmaßnahmen an Schienen und Bahnfahrzeugen nur einen Bruchteil der Wirksamkeit von Lärmschutzwänden erreichten und zur Zeit auch noch gar nicht gesetzlich zugelassen seien.
  
  Option offen halten  Hirschaid will sich allerdings eine Option offenhalten, damit gegebenenfalls doch die neuen alternativen Techniken zum Zuge kommen und die drei Meter hohen "hochschallabsorbierenden" Wände beiderseits der Strecke sowie die vier Meter hohe Mittelwand im Bereich des Haltepunkt dem Ortsbild erspart bleiben. 
Unabhängig davon sind jene Ortsbereiche definiert, in denen die Bewohner Anspruch auf passiven Schallschutz haben werden. Hier wird die Bahn von sich aus durch Gutachter den Bedarf feststellen lassen und gegebenenfalls Vereinbarungen mit den Hausbesitzern über den Einbau von Lärmschutzfenstern, -türen oder Schallentlüftern schließen. Die Kosten würde jeweils die Bahn übernehmen, informierten die Gäste von der Bahn. 
Die Sorge von Heinrich Dorn (CSU), dass die Bahn offenbar keinen Lärmschutz für spätere Baugebiete östlich des Schienenstrangs treffe, erwies sich als berechtigt. In solchen Fällen obliege es der Gemeinde, durch entsprechende Festsetzungen in der Bauleitplanung die Bauherren zu passivem Lärmschutz zu veranlassen. 
Mit einem Anflug von Erheiterung nahmen die Gemeinderäte zur Kenntnis, dass die DB für laute, ausländische Güterzüge höhere Benutzungsgebühren erhebt: Die Bahn kassiert, der Lärm bleibt. Man sollte es machen wie die Schweiz, empfahl Josef Haas (SPD); die lasse laute Güterzüge gar nicht erst einfahren. 
Sollte es nicht zu einer Verlegung des Bahnhofs kommen, strebt die Marktgemeinde den Bau einer etwa eineinhalb Meter breiten Fußgängerbrücke über die Maximilianstraße an, damit die Pendler gewissermaßen ebenerdig von den künftigen Parkplätzen zu den Zügen laufen können. Dafür muss eine Planungsvereinbarung mit der Bahn getroffen werden. 
Nicht zufrieden sind die Marktgemeinderäte mit der Absicht der Bahn, den neuen Fußgängertunnel im Bereich des Haltepunkts nur 3,50 Meter breit zu errichten. Sie wünschen sich mit Blick auf den Stoßbetrieb am Morgen und Abend eine 4,50 Meter breite Röhre. Morgens treffen Schüler und Berufspendler zusammen, abends steigen die Pendler in Scharen in Hirschaid aus den Zügen.   
  
  1800 Bahnkunden in am Tag  Claus Horn von der DB beharrte jedoch auf den Richtlinien. Mit 3,50 Metern Breite bei 31 Metern Länge erfülle der Tunnel das zur Vermeidung des unerwünschten "Schlauch effekts" vorgeschriebene Verhältnis 1:10. Zum anderen wurden am Haltepunkt Hirschaid 2011 binnen 24 Stunden nur 1800 Bahnkunden gezählt. 
Damit spreche die durchschnittliche Frequenz pro Stunde nicht für die Notwendigkeit eines breiteren Ausbaus, erklärte Horn. "Kleinkariertes Denken" tönte es da aus dem Gemeinderat. Bürgermeister Andreas Schlund empfahl der Bahn, bei diesem "Jahrhundertprojekt" an gewiss steigende Fahrgastzahlen zu denken und den Tunnel zukunftssicher zu projektieren. 
Eine gute Nachricht hatten die Planer von der Bahn bezüglich der Flächen für den ökologischen Ausgleich des Landschaftsverbrauchs der Neubaustrecke. Der Bedarf erhöhte sich gegenüber der 1996 entwickelten Planung von 23 auf 33,4 Hektar. 
Die Bahn habe deshalb den Steinbruch bei Ludwag erworben und wird ihn renaturieren. Außerdem wurde berichtet, dass auf Verlangen des Wasserwirtschaftsamtes das auf der Bahnstrecke im Verlauf des Wasserschutzgebietes anfallende Wasser gesammelt und einer noch zu errichtenden Rückhaltung zugeführt wird. Außerhalb der Schutzzone darf das Wasser dann versickern. 
Erste Tiefbauarbeiten an der Bahnstrecke sind im 4,5 Kilometer langen Abschnitt Hirschaids im Jahr 2016 zu erwarten; die Fertigstellung soll 2025 sein, wurde Klaus Homann (CSU) geantwortet. 
Enttäuscht darüber, dass die Bahn im Wesentlichen an der Planung aus dem Jahr 1996 festhalte und auf die zwischenzeitliche sowie künftige Entwicklung Hirschaids zu wenig Rücksicht nehme, äußerte sich Georg Kestler (FW). Neben der Verlegung des Haltepunktes südlich der Maximilianstraße wäre auch eine neue Bahnbrücke am Südrand von Hirschaid erforderlich. Die jetzige am Griesweg könnte man zu einer Fußgängerbrücke umgestalten. Die Bahn denke nicht daran, wie Hirschaid möglicherweise 2025 aussehen werde, bedauerte Kestler. 
  
  Nicht alles gefallen lassen Bürgermeister Andreas Schlund bat die Mitarbeiter der DB-Projekt Bau GmbH um Verständnis, dass auch die Marktgemeinde Hirschaid bei dem Großprojekt die beste Lösung erreichen möchte. Und die könne durchaus auch von beiderseitigem Vorteil sein. Eine Normenkontrollklage gegen erhebliche Mängel könne man erst erheben, wenn die Planfeststellung vorliege. Dass sich Hirschaid nicht alles gefallen lassen wird, ist klar.    
 
Wieso bittet Bürgermeister Schlund die Vertreter der Bahn um Verständnis dafür, dass er seine Pflicht tut?