Müller soll Bambergs Bürgermeister den Weg bahnen

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Schafft es Helmut Müller (r.) den Stadtrat auf den zweiten Bürgermeister aus den Reihen der CSU einzuschwören. Als möglicher Kandidat wird unter anderem Christian Lange (l.) genannt. Foto: Ronald Rinklef
Schafft es Helmut Müller (r.) den Stadtrat auf den zweiten Bürgermeister aus den Reihen der CSU einzuschwören. Als möglicher Kandidat wird unter anderem Christian Lange (l.) genannt. Foto: Ronald Rinklef
 

Noch nie war es in Bamberg so schwierig, einen zweiten Bürgermeister zu küren. Interesse an dem Job hätten viele, doch Mehrheiten sind rar. Ein fast unmöglicher Fall, auch für CSU-Chef-Unterhändler Helmut Müller.

Am Dienstag, es war Helmut Müllers 70. Geburtstag, rühmte er sich noch seiner Neigung zu klaren Worten. "Ich habe nie den Drang verspürt, mich für den diplomatischen Dienst zu bewerben." Am Mittwoch erweist sich der sonst übersprudelnde Müller als einsilbig und zurückhaltend. Kein Wort zur Presse über die Bürgermeisterfrage. Welche Koalitionen werden sich bilden? Keine Namen, keine Konstellationen. Müller, der Chefunterhändler der CSU, schüttelt nichtssagend den Kopf. Er weiß: Ein Wort zu viel könnte die kleine Hoffnung zerstören, dass sich der gordische Knoten doch noch zerschlagen lässt.

Die Erosion der Macht

Den hat der Wähler am 16. März gesponnen und mit jedem Tag wird deutlicher, wie verwickelt alles ist, wie verworren die Fäden liegen.
Die Macht - sie wurde so miniaturisiert, dass selbst die erfahrensten Politprofis nicht mehr wissen, wie sie damit umgehen sollen.

Beginnen wir die Beschreibung des Tauziehens mit der CSU. Zwölf Sitze hat die Partei, die einstmals in Bamberg den Ton angab. Heute hat sie zwar immer noch den Anspruch, den zweiten Bürgermeister zu stellen, aber keine Mehrheit. Dazu braucht sie die Bamberger SPD - mindestens.

Zwölf Stimmen plus zehn von der SPD - das macht 22. Zählt man den OB hinzu, würde die Zahl auf 23 wachsen. Eine hauchdünne Mehrheit für einen zweiten CSU-Bürgermeister wäre also rechnerisch drin.

Doch die Sache hat einen Haken: Hat die CSU überhaupt einen Kandidaten, der alle elf Fraktionskollegen der CSU hinter sich bringen kann? Und scheitert Müllers Mission nicht bereits an der Uneinigkeit des eigenen Lagers? Christian Lange etwa, der als CSU-Kreisvorsitzender den natürlichen Zugriff zum Bürgermeisteramt hätte, ist nicht nur im Stadtrat, er ist auch in der CSU umstritten. Und Alternativen zu Lange? Gibt es, doch würde das die CSU vor eine neue Zerreißprobe stellen.

Zur Zeit ist davon noch wenig zu spüren. Man begegnet sich freundlich in den Fluren des Rathauses. "Mir schütteln Leute die Hand, die mich vor der Wahl noch scharf angegangen sind", sagt OB Andreas Starke (SPD). Die kollektive Charmeoffensive hat einen Grund: Die SPD profitiert von der Schwäche der CSU, auch wenn sie selbst kein Goliath, sondern eher ein Scheinriese ist. Sie wird gebraucht, um Mehrheiten zu bilden. Das ist auch der Grund, weshalb Heinz Kuntke, der Vizepräsident des Landgerichts, seinen Anspruch mit breiter Brust formuliert. Kuntke will dritter Bürgermeister werden. Kein "Grüß-Gott-Onkel", sondern hauptamtlicher Vertreter der Stadt, ähnlich bestallt wie die Nummer 2 im Rathaus, samt Referat. "Diese Stadt hat lange Zeit von einem dritten Bürgermeister profitiert. Daran wollen wir anknüpfen. Alle Städte in unserer Größenordnung haben einen", sagt Kuntke.

Doch natürlich hat auch diese Sache einen Haken. Wenn die CSU sich nicht einig ist, dann wird es nicht nur nichts mit dem zweiten Bürgermeisterposten der CSU. Dann fällt auch das Gedankengebilde der SPD um einen stellvertretenden Stellvertreter wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Das weiß auch der OB. Und weil er seine politische Zukunft nicht an eine Mini-Mehrheit von einem Sitz ketten will, hat er einen Plan B. Offen spekuliert Starke über eine Verbreiterung der politischen Verantwortung in Bamberg.

Wird Peter Gack kandidieren?

Das ist der Punkt, an dem es für die Bamberger Grünen spannend wird. Auch die ewigen Oppositionäre machen keinen Hehl daraus, dass sie Bamberg gerne mitgestalten würden. Doch nicht um jeden Preis. Weder mit einem Referentenposten, noch mit dem Bürgermeisteramt lassen sie sich kaufen: "Wir machen alles davon abhängig, dass wir unsere politischen Ziele umsetzen können", sagt Ursula Sowa. Ein klares Wort, das Grenzen setzt, aber auch Möglichkeiten aufzeigt. Denn mit Peter Gack sind es die Grünen, die derzeit unter den großen Drei den wohl profiliertesten Politiker in in ihren Reihen wissen. Viel Zustimmung zu einem Bürgermeisteramt wäre ihm über die eigene Fraktion hinaus gewiss.

Freilich, auch die Sache mit den Grünen hat einen Haken. Ihre acht Sitze reichen nicht, um jeweils mit der CSU oder mit der SPD eine stabile Mehrheit zu bilden. Und für einen flotten Dreier aus CSU, SPD und GAL scheint die Zeit noch nicht reif. Es fehlt an gemeinsamen inhaltlichen Überzeugungen und, so grotesk es klingt, am vierten Bürgermeisteramt als Unterpfand. Denn bekommen die Grünen ein Amt, müssten die Roten verzichten. Verzichten die Roten, stimmen sie nicht für die Grünen. Und ohne die Schwarzen kommt OB Starke sowieso nicht vom Fleck.

"Der Wähler hat es so gewollt"

Was also tun? Chefunterhändler Helmut Müller wird in den nächsten Tagen sehr ruhig zur Presse und sehr freundlich zu den vielen Kleinen sein. Den Freien Wählern, dem Bürger-Block, Bambergs Unabhängigen Bürgern und wie sie alle heißen. Doch es wird schwer, eine rote Linie auszumachen. Gegen Christian Lange hat sich Daniela Reinfelder schon vor der Wahl positioniert, gegen den dritten Bürgermeister regt sich in allen Gruppierungen Widerstand - auch bei der CSU.

Müller weiß, worauf er sich einlässt. Doch falls seine Mission missglückt, hat er eine gute Ausrede: " Der Wähler hat es so gewollt."