Ungewöhnlicher Trip durch Deutschland: Eine Männergruppe aus der Nähe von Bremen legt 860 Kilometer mit dem Mofa zurück. Nicht nur auf der Bamberger Sandkerwa sorgt die ungewöhnliche Mofa-Gang für erstaunte Blicke.
Immer diese Bierlaunen! An Weihnachten sitzen Peer Fink, Christian Bardroff, Michael Stefan und Lennardt Pörtner zusammen und tüfteln ihr neuestes Meisterstück aus. Die Gesichter der vier Freunde ziert ein Oberlippenbart, das Resultat einer Urlaubswette. Und jene "Verschönerung" bringt die Jungs aus der Nähe von Bremen letztlich auf die nächste schräge Idee. "Dazu passt doch ein altes Moped", sind sich die Kumpels sicher.
Im Internet ergattern sie vier Exemplare. Keine Luxus-Varianten, eher der Typ durchgerostetes Scheunengefährt, Baujahr "irgendwann in den Achtzigern". Mit 1,36 PS und 20 km/h tuckern die vier Freunde zwischen 26 und 33 Jahren fortan stolz durch den hohen Norden. "Etwas peinlich" finden es die Partnerinnen anfangs. "Unterstützt haben sie uns trotzdem", berichtet Peer Fink.
Die Liebsten belassen es sogar bei einem Kopfschütteln, als die Mofa-Gang ihren neuesten Plan präsentiert: eine mehrtägige Deutschland-Tour! Von Wildeshausen bei Bremen bis Penzberg zwischen München und Garmisch. 860 Kilometer Fahrstrecke. "Meine Frau hat uns die Benzinkosten versprochen, wenn wir das durchhalten", lacht Christian "Buddy" Bardroff, den es vor Jahren beruflich zum Zielort verschlagen hat. So viel wird die Ehegattin aber nicht aufbringen müssen. "Auf 100 Kilometern verbrauchen wir zusammen zehn Euro."
Kurz davor geheiratet
Die weibliche Toleranz geht sogar noch weiter: Der Start der Reise liegt nicht allzu weit entfernt von einem nicht alltäglichen Lebensereignis eines Tour-Mitglieds. "Letzten Samstag sind wir los, zwei Tage vorher habe ich geheiratet", erzählt Fink. Seine Frau fand die Aktion trotzdem cool. "Es war auch nur standesamtlich. Nächstes Jahr wird richtig gefeiert."
Ihre ungewöhnliche Tour bestreiten die vier Kumpels stilecht. Über einem der Mofas wackelt ein Fuchsschwanz, eine echte Biker-Kutte darf auch nicht fehlen. Im grellen Pink ziert der Name "Unicorns" die Rückseite der Jeanskluft ("Sollte irgendetwas Peinliches sein"), darunter steht ein "Filly Pferdchen" auf den Hinterpfoten. Die Plüsch-Variante des Kinderspielzeugs findet man zudem an einem Lenker und einer Fahne. "Unsere Nichten haben extra für uns gebastelt", lobt Bardroff.
Bisher keine Polizeikontrolle
Den Großteil ihrer Strecke haben die Jungs bereits gemeistert. Über Braunschweig ging es nach Erfurt und an Coburg vorbei nach Bamberg. Die Menschen, berichtet Michael Stefan, hätten bisher fast ausschließlich positiv reagiert. "Da wird gehupt und gewunken. Manche wollen Fotos mit uns machen." Auf der Bamberger Sandkerwa, die die Vier am Montag schiebend mit ihren Mopeds erkundeten, provozierte die ungewöhnliche Gang viele erstaunte Blicke. "Die Leute waren amüsiert und fanden das gut. Einer rief uns zu: Das hat Stil", erinnert sich Michael Stefan.
Auch wenn es fast wie ein Wunder klingt: Bis auf ein paar kleinere "Blessuren" verlief die Tour bisher nahezu pannenfrei. "Wir mussten einen Auspuff mit einem Kabelbinder fixieren und ein Nummernschild festtapen", resümiert Lennardt Pörtner. Auch die Polizei habe sich noch nicht gewundert. "Obwohl wir teilweise auf Radwegen unterwegs sind." Eventuell hätten die Beamten aber einfach nur Mitleid. "Wenn es zu steil wird, müssen wir schieben."
Keine Wiederholung geplant
Wenn alles gut läuft, wird die Mofa-Gang am Mittwoch unfallfrei im oberbayerischen Penzberg ankommen. Trotzdem ist eine Wiederholung nicht geplant. Das liegt weniger daran, dass es auf den Mopeds irgendwann unbequem wird "und der Popo weh tut". Vielmehr wollen sich die vier Freunde wieder etwas Neues ausdenken.
So ganz zu den Akten gelegt wird das besondere Erlebnis dann aber doch nicht. Vielleicht, erzählt Michael Stefan mit einem Augenzwinkern, werde man die Moped-Tour irgendwann ja noch vermarkten. "Wäre bestimmt was für gestresste Manager. Zum Runterkommen."
Auf jeden Fall besser als ein Schwimmwagen!