Laien und Profis gemeinsam bei der Arbeit: Eisenhaken werden in die Hölzer geschlagen, damit sie sich nicht mehr verschieben. Fotos: Jennifer Brechtelsbauer, Sarah Stieranka, Markus Klein, Ronald Heck
Der Holztransporter verlädt die gefällten Baumstämme.
Die Fichtenstämme wurden bereits entrindet.
Zuerst müssen die Stämme richtig ausgerichtet werden.
Zwischen den Hölzern sollten keine großen Ritzen mehr sein.
Die Eisenhaken sollen die Stämme in der richtigen Position halten.
Die Volos merken: Das Hämmern der Haken ist gar nicht so leicht...
Die 20 Zentimeter langen Nägel sind nocht schwerer zu treffen.
Die Kanten der Baumstämme werden mit der Motorsäge abgeschnitten.
Die Nachwuchsjournalisten dokumentieren den Bau in Bild und Ton.
Und sind nach getaner Arbeit sichtlich stolz.
Das fertige Floß ist 16 Meter lang und durchschnittlich 2 Meter breit.
Wie baut man ein professionelles Floß? Das haben sich die Volontäre der Mediengruppe Oberfranken von den Wallenfelser Flößern zeigen lassen.
Ein Holztransporter bringt die etwa 16 Meter langen Baumstämme. Wie soll aus diesen acht Stämmen, die dick wie Telefonmasten sind, bloß ein Floß werden? Das haben wir uns gefragt. Wir - die Volontäre der Mediengruppe Oberfranken - haben uns ein Ziel vorgenommen: Zusammen mit den Leuten der Flößergemeinschaft Wallenfels möchten wir ein eigenes Floß anfertigen. Die dafür benötigten Fichtenbäume haben wir bereits gemeinsam gefällt und entrindet. Mit einem Kran werden die Baumstämme auf einem großen Parkplatz in Wallenfels abgelegt, unweit des Flößerhauses im Geusergrund. Direkt daneben fließt die Wilde Rodach. Auf diesem Fluss wollen wir bei unserer Abschlussfahrt am Samstag, den 6. August, fahren.
Können wir, angehende Journalisten, überhaupt ein brauchbares Floß bauen? Zuallererst müssen die Fichtenstämme richtig angeordnet werden. Bäume sind von Natur aus am Stamm dicker als oben. Bei einem guten Floß sollten alle Baumstämme in die gleiche Richtung zeigen. Das fertige Floß wird durchschnittlich zwei Meter breit sein, hinten sogar bis zu 3,60 Meter. Wenn das Floß hinten am breitesten ist und sich nach vorne verjüngt, dann lässt es sich besser steuern, erklärt Franz Reinhold von der Flößergemeinschaft.
Die acht mächtigen Baumstämme liegen auf zwei querliegenden Holzbretterstößen. Dadurch können die Flößer die Stämme mit den Floßhaken drehen und verschieben. Die lange Holzstange hat am Ende einen eisernen Haken. Es ist das wichtigste Werkzeug der Flößer und kommt im Wald, beim Lenken im Wasser und beim Floßbau zum Einsatz. Mit Kraft und Technik lupfen, ziehen und drücken die Wallenfelser Flößer die schweren Hölzer in die gewünschte Position. Die Stämme sollten so eng wie möglich aneinander liegen. Sonst könnten die Mitfahrer auf dem Fluss in Löchern und Ritzen mit dem Fuß hängen bleiben.
Damit die Hölzer in der richtigen Stellung bleiben, schlagen wir Eisenklammern in die Stämme. Was bei den Wallenfelser Flößern einfach aussieht, stellt die Nachwuchsjournalisten vor eine schwierige Aufgabe: Mit der einen Hand den Haken halten, mit der anderen den Hammer ausholen und dann noch treffen. Insgesamt neun Haken hämmern wir so in die Hölzer. Außerdem werden Spanngurte um die Stämme gezurrt, so dass sie nicht mehr verrutschen. Früher waren Flöße über Jahrhunderte reine Holzkon-struktionen aus Baumstämmen, Keilen und geflochtenen Holzseilen, den sogenannten Wieden. Später im 19. Jahrhundert benutzten die Floßbauer auch eiserne Nägel, Klammern und Ketten.
Sobald die Stämme provisorisch miteinander verbunden sind, kürzt Michael Mähringer mit einer Motorsäge die Hölzer auf die gleiche Länge. Er ist bereits seit 37 Jahren bei der Flö-ßergemeinschaft Wallenfels dabei. Der Floßbau und das Flößen auf der Wilden Rodach sind sein Hobby. "Die Flößerei ist halt was anderes als der tägliche Betrieb", sagt der Wallenfelser. Die Flößerei hat im Frankenwald eine lange Tradition. "Mein Vater hat schon mitgeflößt und dann sind wir als Kinder mit", erzählt Michael Mähringer. Die Flößergemeinschaft Wallenfels baut jedes Jahr sechs neue Flöße, im Moment haben sie circa 24 fahrtüchtige Flöße im Bestand. Die selbst gebauten Flöße halten ungefähr vier bis fünf Jahre, dann werden sie ausrangiert.
Bretter sorgen für Stabilität
Unser Floß nimmt Gestalt an, doch so hält es noch nicht. Quer zu den Baumstämmen müssen wir vorne, hinten und in der Mitte dicke Bretter auf die Stämme festnageln. Um die 20 Zentimeter langen Eisennägel in die Hölzer zu hämmern, ist wieder Treffsicherheit gefragt. Die Profis von der Flößergemeinschaft brauchen nur wenige Hammerschläge, dann sind die ersten Nägel versenkt. Wir Volontäre tun uns schwer und treffen das ein oder andere Mal nicht den Nagel auf Kopf. Rund 80 Eisennägel werden insgesamt verbaut. Nachdem wir die Eisenklammern und Spanngurte entfernt haben, rundet Michael Mähringer mit der Motorsäge die spitzen Ecken und Kanten der Hölzer ab. Das ist sicherer für die Mitfahrer auf dem Floß. Außerdem splittert ein abgerundetes Floß weniger, wenn es während der Fahrt gegen Steine und Uferkante rammt.
Nach mehreren schweißtreibenden Stunden beim Baumfällen und Floßbau ist es vollbracht: Das selbst gebaute Floß der MGO-Volontäre steht bereit, auch die Experten von der Wallenfelser Flößergemeinschaft sind zufrieden. Mehr als 20 Personen hätten darauf Platz. Unser Floß kann jedoch noch nicht auf seine Jungfernfahrt gehen. Das im Juli gefällte Holz muss noch trocknen, damit es leichter und robuster wird. Am kommenden Samstag steigen die Volontäre deswegen auf ein anderes Floß. Bei der abschließenden Floßfahrt unseres Projekts müssen wir uns dann auf dem Wasser beweisen.