Mischlingshund Nero aus Erdloch gerettet

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Ein Herz und eine Seele: Nero mit seinem neuen Herrchen Robert Luken Fotos: Ronald Rinklef
Ein Herz und eine Seele: Nero mit seinem neuen Herrchen Robert Luken Fotos: Ronald Rinklef
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Acht Jahre hing er an der Kette, er hauste in einem Erdloch. Nun zieht Mischlingshund "Nero" mit seinem neuen Herrchen in die USA auf eine Ranch.

"Dass ein ehemaliger Kettenhund nach Amerika fliegt, ist der Oberhammer." Marion Hymon-Löffler kann diese Geschichte, die wie made in Hollywood klingt, gar nicht so recht glauben. Das erste Kapitel hat sie hautnah mitbekommen und erlebt nun auch das Happy End. Eben eines genau wie aus dem Film. Und doch ist die Story wahr und ein Hoffnungsschimmer für ähnliche Fälle, wie Robert Luken es sich wünscht, während er seinen Nero liebevoll streichelt.

Seit dem Welpenalter und von vielen Vorbeifahrenden unbemerkt hatte der kleine Mischling Nero im westlichen Landkreis Bamberg direkt an der Bundesstraße gelebt - an einer Kette im Hof; geschlafen hat er in einem Erdloch. Zwar war der Tierschutzverein mehrfach auf die Misere aufmerksam gemacht worden.
Aber erst nach dem Tod des Herrchens und mit der Zustimmung der Erben ergab sich letztlich die Chance, Nero zu "befreien".

Die stellvertretende Tierheimleiterin Lisa Plunkett hat in ihren bald zwei Jahrzehnten im "Berganza" schon so manches gesehen. Aber sie schaudert immer noch, wenn sie an Neros Haltung denkt. Die lange Kette war viel zu schwer für den kleinen Hund und hinterließ Schäden am Hals. Neros Fell war stumpf. Er hatte kahle Stellen, zwar einen vollen, aber völlig verrosteten Fressnapf. Das Futter war teils vergammelt und der Schlafplatz ein kühles Loch mit feuchtem Stroh. "Nicht einmal eine Decke hatte er." Sein Herrchen, so merkt Marion Hymon-Löffler an, habe wohl seinerseits unter allereinfachsten Bedingungen gelebt.


Hoffnung fast aufgegeben
Lisa Plunkett hatte kaum Hoffnung, dass sich für Nero jemand finden würde. "Bei Hunden, die so lange an der Kette waren, ist das meist sehr schwierig."

Doch dann kam Robert Luken. Ein Hundefreund aus Indiana, der seit 1985 in Bamberg an der Highschool lehrt. Ein befreundetes Ehepaar, das seit langen Jahren im Tierheim Hunde ausführt, brachte den laufbegeisterten Lehrer auf die Idee, es ihnen gleich zu tun, also Tierheimhunde auszuführen.


"Ich hatte keinerlei Absicht, einen Hund zu adoptieren, weil mir das Ende meiner Tiere immer sehr nahe gegangen ist", erklärt der Wahl-Drosendorfer. Doch Nero hatte es ihm gleich angetan. "Der Blick, diese Augen." Aber Nero war ja schon acht Jahre, seine Lebensdauer augenscheinlich absehbar. Mit dieser Argumentation suchte sich der Pädagoge gegen aufkommende Gefühle zu rüsten.

So führte Luken erst vier andere Hunde spazieren. Doch Nero ging ihm nicht aus dem Kopf und sein Blick immer mehr nach, besonders nachdem er dessen "Geschichte" erfahren hatte. "So sollte kein Hund leben müssen." Dann nahm er ihn doch einmal mit zum spazieren. "Das war's," fasst Lisa Plunkett zusammen.

Robert Luken strahlt. "Nero hat mich zum glücklichsten Menschen gemacht." Über Monate hinweg kam der Hunde-Freund zu Nero. Irgendwie zeichnete sich ab, dass die beiden perfekt zueinander passen. An sich vermittelt der Tierschutzverein nach negativen Erfahrungen mit Soldaten keine Tiere mehr an Amerikaner. Aber bei Robert Luken verhielten sich die Dinge wohl anders. Außerdem war ersichtlich, dass sich Nero ebenso auf Robert freute wie umgekehrt. Was Nero denn brauche, wollte der Gassi-Geher wissen, um die Ausflüge für seinen vierbeinigen Kameraden so schön wie möglich zu machen. "A good home", erwiderte die Tierpflegerin.

Die Zeit mit dem Amerikaner hat Nero verwandelt, optisch wie wesensmäßig. Anfangs hatte Lisa Plunkett Luken noch gewarnt, Nero könnte schnappen. Zurückblickend schmunzeln beide.


Unvergesslicher Moment
Jedenfalls stand für Luken irgendwann fest, dass er nicht mehr ohne Nero sein wollte. "Er hat mein Leben bereichert." Doch wusste er auch von der Tierheim-Linie hinsichtlich der Amerikaner. Trotzdem fasste er sich ein Herz und fragte. Dann tagte die Vereinsführung. "Wir überlegten, was für Nero am besten ist," kommentiert Zweite Vorsitzende Hymon-Löffler das Ergebnis. Die bereitete dem 64-Jährigen einen unvergesslich schönen Moment.

Freilich war zuvor, wie vor Vermittlungen üblich, das neue Zuhause inspiziert worden, zudem wurde die Frage geklärt, was sein würde, falls Luken etwas zustoßen sollte. Auch dafür hat der Hundefreund Weichen gestellt: Ein Freund würde sich um Nero kümmern. Dann war die Adoption perfekt.

Robert Luken schwärmt nur so vom neuen Leben mit seinem vierbeinigen Begleiter, er sei so temperamentvoll, so klug, so treu. Wichtige Momente hielt Luken - auch fürs Tierheim - im Bild fest: Nero im Auto, vor dem Kamin, in den Bergen, bei Schloss Seehof und eine Vielzahl weiterer Motive. Selbstredend darf der kleine Racker auf dem Bett schlafen. Und: im Juni mit nach Indiana auswandern.

Da geht Herrchen in Pension und freut sich auf sein wunderbares Ranchleben mit Nero. "Ich bin so froh, dass ich die Gelegenheit habe, ihm das Zuhause zu geben, das er verdient", schreibt er den Schlusssatz, um anzufügen, alle Tierheimhunde sollten ein gutes Zuhause bekommen.