Rotweiße Warnbaken sollen Menschen von dem Bauwerk fern halten. Die Gemeinde bietet nun an, ihren Teil abzureißen.
Das Thema hat Sprengkraft: Ebrachs Bürgermeister Max-Dieter Schneider (SPD) könnte gut auf den zwölfeinhalb Meter langen Teil der ehemaligen Klostermauer an der B 22 verzichten, für den die Gemeinde zuständig ist. Er wäre sogar bereit, das Bauwerk abzureißen. Denn für den Markt Ebrach täte es auch nur eine Böschung. Das Problem: Die Bundesstraße würde vermutlich abrutschen.
Mit dem Problem der einsturzgefährdeten Mauer ist die Marktgemeinde Ebrach nicht alleine: Auch die Katholische Kirchenstiftung trägt mit. Ihr gehört der nach Westen anschließende weitaus längere Mauerteil. Um keine Personen zu gefährden, hält eine Flucht von weißroten Warnbaken Personen von Gehsteig, Parkstreifen und Mauer fern.
Das Problem der maroden Mauer ist kein neues. Bereits in den 50er Jahren war ein Teil so instabil, dass er durch eine Betonwand gestützt wurde. Im Zuge der Generalsanierung der weit bekannten Klosterkirche in den 90ern wurde dann an anderer Stelle eine provisorische Stützkonstruktion angebracht. Das Provisorium ist mittlerweile schon wieder morsch, so dass es seinerseits ertüchtigt werden müsste.
Grundlegendes nötig
Insgesamt jedoch ist absehbar, dass provisorische Lösungen das Problem nicht weiter beheben können, sondern nun wohl über eine grundlegende Ertüchtigung nachgedacht werden muss. Ein Problem, das neben der politischen Gemeinde und der Kirchengemeinde auch das Staatliche Bauamt betrifft.
Bürgermeister Schneider sieht in erster Linie dieses in der Pflicht. Denn: Die heutige Bundesstraße 22, die Ortsdurchfahrt, ist im Laufe der Zeit um geschätzte 45 Zentimeter gewachsen, also höher geworden. Sie drückt, vereinfacht erklärt, auf die Mauer.
Mit historischen Aufnahmen belegte Verwaltungschef Walter Hanslok diese Sicht in der Marktgemeinderatssitzung. Sockel gegenüberliegender Gebäude sind "geschrumpft". Eine Tür in der Mauer sei seinerzeit "sicherlich nicht für Kleinwüchsige" errichtet worden.
Die Diözese hat mittlerweile ein Gutachten zu der Mauer in Auftrag gegeben, das eben die Einsturzgefährdung dokumentiert. Dieses muss laut Diözesanarchitekt van Beek noch erweitert werden, gerade zu den Auswirkungen der Straße. Diese, so der Architekt, wurde ursprünglich für Pferdefuhrwerke errichtet und nicht für den Schwerlastverkehr unserer Zeit. Er geht davon aus, dass die Straße mindestens einmal erhöht wurde. Die Vermutung liege nahe, dass Schwerlastverkehr die Mauer "zermürbt". Für eine Lösung müssten wohl alle Beteiligten an einem Strang ziehen, sagt van Beek. Für Anfang Mai ist eine Gesprächsrunde mit Staatlichem Bauamt, Erzbischöflichem Bauamt, Marktgemeinde Ebrach, der Kirchenstiftung Ebrach und dem Statiker terminiert. "Wir müssen sehen, wie es weitergeht."
Vor allem nicht über die Lagerhausstraße als Ausweichroute. Dagegen sprach sich in der Marktgemeinderatssitzung Bürgermeister Schneider aus. Zweiter Bürgermeister Detlef Panzer (CSU) schlug vor, beim Straßenbauamt die Sperrung der Ortsdurchfahrt für Lkw ab zwölf Tonnen zu beantragen. Als gelegentliche Umleitung sei die Strecke akzeptabel, aber nicht als längerwährende Strecke, so der Tenor im Gremium.
Schneider stellt sich prinzipiell auf den Standpunkt: "Wir haben die Mauer nicht kaputt gemacht, wir brauchen die Mauer nicht." Man werde vorschlagen, die in Gemeindebesitz befindliche Mauer auf eigene Kosten abzureißen. Ebrach könne sehr gut mit einer Einbahnlösung leben, gab er zur Kenntnis. Im Übrigen verwies er auf den Musterprozess, den ein örtlicher Gastronom vor Jahrzehnten gewonnen hatte. Darin war es auch um die beschädigte Klostermauer, in einem Abschnitt weiter westlich gegangen. Der Gastronom hatte seinerzeit gewonnen und musste die erfolgte Sanierung nicht bezahlen.
Seitens des Staatlichen Bauamtes heißt es, die Ursachen der Schäden der Stützwand seien sehr komplex, so Abteilungsleiterin Ute Becker. Sie würden deshalb in einem Gutachten ermittelt, welches vom Erzbischöflichen Ordinariat Bamberg beauftragt wurde.
Eine Ursache sei mit Sicherheit der bauliche Zustand. Der Fugenmörtel zwischen den Natursteinen sei stark verwittert und der Verbund der Steine damit nicht mehr ausreichend vorhanden.
Natürlich habe die Belastung im Hinterfüllbereich der Wand einen starken Einfluss auf die Stützwand, so Becker weiter. Diese Belastung setze sich aus den Lasten des Parkstreifens, der unmittelbar hinter der Wand liegt, und dem Verkehr der Bundesstraße, der allerdings erst in einem gewissen Abstand seinen Einfluss ausübt, zusammen.
Das oben genannte Gutachten bekomme das Staatliche Bauamt Anfang Mai vorgestellt. "Dann können hoffentlich die Planungen zur Beseitigung der Schäden beginnen", so die Abteilungsleiterin abschließend.