Die Bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) nimmt sich eine Stunde Zeit für eine Radtour von Zapfendorf nach Unterleiterbach. Auf einer Strecke von 30 Kilometern gibt es hier keine Wehre und Staustufen. Europaweit sind nur wenige solcher Flussabschnitte zu finden.
Eine Stunde hat sich die Bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) Zeit genommen, um sich im Rahmen der "Bayern-Tour Natur" einen Abschnitt des Obermains anzuschauen. Per Fahrrad ging es von Zapfendorf bis zur Mainbrücke Unterleiterbach und weiter nach Unterbrunn.
Der Bamberger Landrat Johann Kalb (CSU) hatte für die Oberbayerin aus Erding auch Tipps kulinarischer Art parat. 15 Jahre lang gibt es die "Bayern-Tour Natur" schon. Freistaat, Verbände, Vereine, Kommunen und verschiedene Umwelt-Bildungseinrichtungen arbeiten hier zusammen daran, den Menschen die heimische Natur näherzubringen. Motto: "Was der Mensch schätzt, das schützt er auch." Ulrike Scharf tourt aktuell durch Bayern und besucht alle Regierungsbezirke.
Typische Baggerlöcher Auf dem Fahrrad ging es am Main entlang bis zu einem Infostand, an dem die offizielle Begrüßung erfolgte.
Scharf bekam Informationen über die typischen Baggerlöcher, die durch den Abbau von Sand und Kies entstanden sind und renaturiert wurden. "Ein Tag wie heute gehört zu den schönen Terminen, wenn man in der Natur unterwegs sein kann", sagte Scharf.
Sie stellte eine Broschüre vor, in der Naturerlebnisse aus allen sieben bayerischen Regierungsbezirken enthalten sind. Über 700 000 Teilnehmer könne die Bayern-Tour in ihrer 15-jährigen Geschichte verzeichnen. Zeitlich passend kam die Tour insbesondere, da vor wenigen Wochen das "Life-Projekt Oberes Maintal" mit dem Skulpturenweg seinen Abschluss fand. In dem über 3000 Hektar großen Gebiet zwischen Hallstadt und Burgkunstadt wurden über fünfeinhalb Jahre rund 2,2 Millionen Euro in den Naturschutz investiert. Der größte Teil der Mittel kam von der Europäischen Union.
Ziel war es, das Obere Maintal als Teil des europäischen Biotopverbundnetzes in seiner Funktion als Lebensraum für Pflanzen und Tiere aufzuwerten.
Geschaffen wurden auch zwei Naturbeobachtungstürme bei Dörfleins sowie bei Unterbrunn nahe Ebensfeld,
letzterer war das Ziel der Radtour. Dieses erreichte Ulrike Scharf allerdings aufgrund eines Folgetermins nicht mehr.
Mit dabei war sie aber noch an der Mainbrücke in Unterleiterbach, wo Anne Schmitt, Geschäftsführerin des Umweltvereins Flussparadies Franken, den Kanuweg Obermain vorstellte, der 2005 eröffnet worden war. "Auf einer Strecke von 30 Kilometern gibt es keine Wehre und Staustufen. In Europa haben wir nur noch wenige solche Flussabschnitte", erläuterte Schmitt.
Wichtig sei gewesen, die verschiedenen Interessen zusammenzubringen: Die Kanufahrer wollen wenige Staustufen, die Energiebranche hingegen viele, die Kommunen wünschen Naherholungsmöglichkeiten.
Schmitt zeigte Muscheln, die Brutbereiche der Vögel am Ufer und ein rund 5000 Jahre altes Holzstück einer Mooreiche.
Selbstverständlich hat es Sinn, die Menschen für Natur zu interessieren, sie über deren Belange zu informieren. Doch bei mir hat vorstehender Beitrag eine anderen Eindruck hinterlassen:
Neben der Selbstvermarktung der Ministerin war oberstes Ziel der Aktion, touristische Werbung zu betreiben. Die Natur dient lediglich als Kulisse, ihr Eigenwert wird bestenfalls als zweitrangig eingestuft.
Informationen haben in der vielfach lobbygesteuerten Landespolitik gleichfalls wenig Bedeutung. Wie sonst könnte sich die bayerische Staatsregierung derart vehement gegen die Schutzausweisung des Hohen Buchener Waldes und gegen einen Nationalpark Steigerwald aussprechen, gar (vom Landtag) die Rechtslage dermaßen verbiegen (lassen), daß sie meint, nach obrigkeitsstaatlichem Gutdünken handeln zu können?
Schließlich sprechen alle Informationen für die Schutzausweisung. Der ökologische Wert ist unumstritten, wird allenfalls mit falschen Tatsachenbehauptungen in Frage gestellt. Die Bundesregierung hatte sich unter dem zuständigen Ressortminister, Horst Seehofer, vor der Weltgemeinschaft für deutlich mehr Waldschutz im eigenen Land ausgesprochen - der Freistaat Bayern unter dem Ministerpräsidenten Horst Seehofer ist bei der Umsetzung abgeschlagenes Schlußlicht. Alle bisherigen Nationalparks haben auch wirtschaftlich von diesem Schutzstatus profitiert.
Wie aber heißt es aus Kreisen der CSU-Landespolitiker? "Wir wollen den Nationalpark nicht! Also brauchen wir keine Machbarkeitsstudie." Informationsbedürfnis äußert sich anders.
Sie haben noch eine Chance: Machen Sie Ihre Arbeit, Frau Scharf!