Jedes Jahr sterben in Franken Menschen beim Baden in Seen und Flüssen - auch dieses Jahr gab es schon Tote. Im Ernstfall bleiben den Rettungskräften nur wenige Minuten. Die DLRG ist für den Ernstfall gerüstet. Unser Reporter war bei einer Übung dabei.
Hau ruck! Noch einmal Schwung geholt, schon ist der junge Mann an Bord gehievt. Zusammen landen sie im Schlauchboot. Noch löst sich die Anspannung aber nicht. Schnellstmöglich fahren sie zurück zum Flussufer, wo die Sanitäter bereits auf die Bootsbesatzung warten, um den in Not geratenen Badegast in Empfang zu nehmen und zu versorgen. Schnitt. Die Gruppe applaudiert der erfolgreichen Vorführung.
Während der groß angelegten Übung bei Bamberg soll der Nachwuchs des hiesigen DLRG-Ortsverbandes geschult werden. Boote startklar machen, Schwimmtechnik, Menschen aus dem Wasser ziehen, Erste Hilfe. Seit frühester Kindheit ist Florian Gulden bei den Lebensrettern aktiv, die Theorie ist für den Lehramtsstudenten in Fleisch und Blut übergegangen. Die Realität gestaltet sich aber oft anders.
"In der Regel wird ein Einsatz zur Bergungsaktion", sagt der 24-Jährige. Wenn er und andere Mitglieder der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) oder Wasserwacht angefunkt werden, ist es meistens schon zu spät. Alleine im vergangenen Jahr musste Gulden vier Tote bergen. Klar habe er auch schon Menschen das Leben retten können, sagt er. "Das war aber in Schwimmbädern. In offenen Gewässern habe ich noch keine Lebendrettung erlebt."
Stets hochmotviert
Auch wenn diese Bilanz manchmal demotiviere: Jedes Mal besteht immerhin die Chance, jedes Mal aufs Neue rücken der 24-Jährige und seine Mitstreiter hochmotiviert aus, sobald sich der Pieper meldet. Ob es ihm manchmal über den Kopf wachse, dass aus einer Rettung eine Bergung werde? "Nein. Nach einem tragischen Unglück ist es allemal besser, wenn wir die Leiche finden. Und nicht ahnungslose Spaziergänger oder Kinder am nächsten Tag." Ins Grübeln gerät Gulden selten. Gerade weil er für das Leben und gegen den Tod kämpft. Und weil er gewinnen will. "Es bleibt unser oberstes Ziel, das Wasser sicherer zu machen."
Ein Einsatz ist Gulden besonders in Erinnerung geblieben. Vor zwei Jahren suchten er und 50 weitere Einsatzkräfte aus der Region zwischen Pettstadt und Bamberg nach einem Vermissten. "Das war nervenaufreibend. Über Stunden haben wir die vermisste Person gesucht. Die Hoffnung blieb zwar nicht lange. Das Adrenalin schon - wir wollten nicht aufgeben." Vergeblich, die Einsatzkräfte konnten den Mann nicht mehr retten.
Die DLRG ist über die Integrierten Leitstellen an den Notruf angebunden. Trotz der hauptsächlich ehrenamtlichen Strukturen sind sie in der Regel schnell vor Ort. Aber: "Das Wasser ist der Feind. Wir haben oft nur ganz wenig Zeit. Wenn jemand einmal untergeht, wird es schwer", sagt der Chef des Bamberger DLRG-Ortsverbandes Otmar Bauer. Was er meint, wird schnell klar, blickt man über die weit verzweigten, am Ufer dicht bewachsenen und in der Sonne glitzernden Wasserflächen. Hier einen Ertrinkenden rechtzeitig zu finden, gleicht einer Suche nach der Nadel im Heuhaufen.
Zufall spielt eine große Rolle
"Ertrinken ist eine leise Sache, nicht wie in den Filmen", erklärt Bauer. "Schluckt man Wasser, versagt schnell die Stimme. Viele gehen einfach unter." Beobachtet nicht zufällig jemand das Unglück, haben die Retter kaum eine Chance. Auch, weil sich die Ortung schwierig gestalte. Baggerseen haben nicht immer Namen, Streckenkilometer sind oft nur da ausgewiesen, wo auch Schiffe fahren.
In unbewachten Freigewässern sind Rettungseinsätze auch für die Helfer gefährlich, obgleich auf Grund des Zeitfensters leider wenig Aussicht auf Erfolg besteht. Umso wichtiger ist die vorbeugende Gefahrenaufklärung, in der sich die DLRG ebenfalls stark engagiert - das wird leider im Beitrag nicht einmal erwähnt.
Seit vielen Jahren sind mangelnde Kenntnis der Risiken, Leichtsinn und Übermut sowie Selbstüberschätzung die wichtigsten Ursachen für das Ertrinken. Hier beizeiten aufzuklären, tut dringendst not. Das wirkt zwar nicht so spektakulär wie ein tatsächlicher Einsatz, hat aber, wie die langfristige Tendenz tödlich im Wasser verunglückter Kinder zeigt, bereits viele Leben bewahrt.