Kunst zum Mitnehmen- für drei Euro

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Für Kunst macht sich Waltraud Scheidel nicht nur in ihrem Hallstadter Atelier stark, aktuell wirbt sie für eine Artothek. Foto: Matthias Hoch
Für Kunst macht sich Waltraud Scheidel nicht nur in ihrem Hallstadter Atelier stark, aktuell wirbt sie für eine Artothek. Foto: Matthias Hoch

Waltraud Scheidel macht sich für die Einrichtung einer Artothek in Hallstadt stark. Die funktioniert ähnlich wie eine Bibliothek und ist für die breite Öffentlichkeit gedacht. Eine erste Hürde hat das Vorhaben bereits genommen.

Ausweis zeigen. Bild aussuchen. Einpacken lassen. Drei Euro zahlen. Vier Wochen ein imposantes Kunstwerk mit nach Hause nehmen. So funktioniert eine Artothek. Und genau so etwas soll für die Region Bamberg beziehungsweise für Oberfranken in Hallstadts Fischergasse 6 entstehen. Dafür macht sich die Hallstadter Künstlerin Waltraud Scheidel stark. Warum: Weil sie findet, dass Kunst für jeden zugänglich sein sollte. Die 70-Jährige möchte in ihrer Heimatstadt künstlerisch neue Akzente setzen.

Freilich weiß die Hallstadterin aber auch, dass die Barriere hoch ist, der ganz normale Zeitgenosse sich kaum durchringt, eine Galerie oder eine Kunstausstellung zu besuchen. Seit 20 Jahren engagiert Scheidel sich bei der VHS Bamberg-Land als Kunst-Dozentin und gehört seit 1992 dem Berufsverband Bildender Künstler an.

Nicht jeder muss sich nun selbst als Künstler versuchen, findet Scheidel. In die wunderbare Welt der Kunst in Bild und Skulptur sollten aber doch wesentlich mehr Leute eintauchen und sie genießen können, meint sie. Wie würde das besser funktionieren, als wenn man sich in aller Ruhe mit einem Werk befassen kann. "Sich was Schönes mit heim nehmen, was nicht viel kostet." Das wäre ein Einstieg und am leichtesten über eine Artothek zu schaffen, sagt Waltraud Scheidel.

Artothek, das klingt ein bisschen wie Bibliothek, was durchaus gewollt ist. "Die meisten großen Städte haben eine, die nächste befindet sich in Nürnberg." Bald schon könnte Hallstadt sich einreihen in den Kreis derer, die kulturell mehr zu bieten haben als andere.

Denn seit der Stadtrat das städtische Anwesen Fischergasse 6 nicht mehr zum Industriemuseum machen möchte, braucht es eine andere Nutzung. Für Kunst und Kultur fände Waltraud Scheidel am geeignetstenm, auch für ihr Ziel der Kulturförderung.


Oberfränkische Künstler

Die Artothek stellt sie sich so vor, dass Bilder oberfränkischer Künstler angekauft und in die Artothek eingestellt werden. Nach und nach würde sich dann ein Kunstfundus entwickeln. Freilich bestehe dabei auch die Möglichkeit, so ein Kunstwerk dann auch zu erwerben.

In der Fischergasse sieht sie den optimalen Standort für die neue Einrichtung. Ursprünglich hatte hier mit einem neuen Anbau ein Industriemuseum entstehen sollen. Aus Kostengründen verfolgt der Stadtrat diese Idee nicht weiter, muss aber für das zu sanierende Objekt eine Nutzung finden.

Die abgespeckte Planung sieht einen kleineren Anbau vor, der Fischergasse 4 und 6 verbindet. Im Obergeschoss (im Parterre sind WC-Anlagen geplant) entstehen ein gut 45 Quadratmeter großer sowie zwei kleinere Räume. Zu deren Nutzung hat Waltraud Scheidel gleichfalls konkrete Vorschläge: Der große Raum könnte für Ausstellungen verwendet werden. Unter anderem für solche, in deren Rahmen jedes Jahr die neu angekauften Kunstwerke der Artothek präsentiert werden.

Einer der kleineren Räume würde für die Artothek, der zweite von einem Künstler als Atelier genutzt. "Der würde dann auch die Artothek betreuen," regt die Künstlerin an. Zur weiteren künstlerischen Belebung des Bereiches rund um die Fischergasse schwebt ihr zudem die Etablierung eines Künstlermarktes vor.

Mitreißend präsentierte die Hallstadterin ihre Visionen dem (vorberatenden) Hauptverwaltungsausschuss des Stadtrates.
"Ich bin begeistert", kommentierte Claudia Büttner (BB) Vortrag und Idee. Zumal sie im Vorfeld auch überhaupt nichts über eine Artothek wusste, die sie im Anschluss für unterstützenswert befindet.


Ehrenamtliche Betreuung

Michael Beck (CSU) erhielt auf seine Frage die Antwort, dass die Betreuung wie in einer Bibliothek - ehrenamtlich erfolgen solle. Die Kosten für die Stadt lägen im Ankauf der Objekte. Bürgermeister Thomas Söder (CSU) ließ wissen, "die Regierung von Oberfranken ist demgegenüber sehr positiv eingestellt". Schließlich handelt es sich bei die Sanierung des Anwesens um eine Städtebaumaßnahme, in die Fördergelder fließen.


Ein klares Signal

Der Ausschuss stellte sich geschlossen hinter diesen Ansatz. Was Söder als "ein klares Signal für Kunst und Kultur" wertete. Die endgültige Entscheidung hat der Stadtrat zu treffen.