Kommentar zur Unteren Brücke: Leben und leben lassen

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Untere Brücke Foto: Michael Gründel
Untere Brücke  Foto: Michael Gründel

Ein Kompromiss zwischen den Interessen von Anwohnern und dem Wunsch nach Geselligkeit auf der Unteren Brücke muss gefunden werden.

Eine Geschichte: Es ist Samstagabend, eine Freundin ist zu Besuch. Wir verbringen einen italienischen Abend im sommernächtlichen Bamberg. Vespa-Ausfahrt, Essen beim Italiener, eine Kugel Eis zum Spaziergang über das noch warme Straßenpflaster. An der Unteren Brücke bleiben wir hängen: Eine Spontanband hat sich gebildet. Zwei spielen Gitarre, ein paar singen. So gut, dass immer mehr Passanten stehen bleiben, zuhören - und mitsingen. Spätestens beim Refrain des Beatles-Klassikers "Hey Jude" singt die halbe Brücke. Gänsehaut. Hier geht es nicht ums Besäufnis. Natürlich haben ein paar Leute ein Bier in der Hand. Als ein junger Mann zu Grölen anfängt, wird er von seinen Freunden zur Ruhe ermahnt. Die Spontanband bekommt Lob von stehen gebliebenen Touristen. Und Applaus. Und eine Taschenlampe ins Gesicht gehalten - zwei Polizisten sind da. Anwohner haben sich wegen Lärmbelästigung beklagt. Die Spontanband muss aufhören. Für uns nicht nachvollziehbar, um 23 Uhr, am Samstagabend.

Dienstagnacht wird die komplette Untere Brücke geräumt. Ruhestörung und Verstoß gegen das Alkoholverbot. Das ist nachvollziehbar, unter der Woche. Doch wie soll man den Spagat zwischen Anwohnerschutz und Geselligkeit auf der Brücke schaffen? Vielleicht wäre es ein Anfang, wenn die jungen Leute es schaffen würden, sich werktags ab spätestens 23.30 Uhr ruhig zu verhalten. Und dafür die Anwohner am Wochenende etwas mehr Leben auf der Brücke akzeptieren.