Klatsche für Bamberger Standort-Initiative

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Markus Söder lässt die Bamberger abblitzen. Der Heimatminister, der hier mit Staatssekretär Albert Füracker Journalisten durch das erst kürzlich bezogene Heimatministerium führte, will die Staatsbehörden "nicht mit dem Dartpfeil" über Bayern verteilen. Fotos: Glössner-Möschk
Markus Söder lässt die Bamberger abblitzen. Der Heimatminister, der hier mit Staatssekretär Albert Füracker Journalisten durch das erst kürzlich bezogene Heimatministerium führte, will die Staatsbehörden "nicht mit dem Dartpfeil" über Bayern verteilen.  Fotos: Glössner-Möschk
Finanzminister mit eigenem Tresor - das Haus war ehemals ein Bankgebäude.
Finanzminister mit eigenem Tresor - das Haus war ehemals ein Bankgebäude.
 

Im Ringen um eine Behördenansiedlung geht Bamberg wohl leer aus. Minister Markus Söder will keine Verlagerung nach dem Gießkannenprinzip. Der Stadt Bamberg empfiehlt er, ihre Vorstellungen noch stärker zu definieren.

Bamberg hat demnächst viel Platz, wenn die Amerikaner das Garnisonsgelände verlassen haben. Auf die Ansiedlung einer weiteren Staatsbehörde braucht die Stadt aber dennoch nicht zu hoffen, vorerst zumindest - und das, obwohl man im bayerischen Heimat- und Finanzministerium über Behördenverlagerungen nachdenkt, dazu ein "Raster" erstellen will und Nordbayern besonders stark von diesem Vorhaben profitieren soll.

Für die Stadt Bamberg wäre das eine deutliche Abfuhr: Wie berichtet hatte im Rennen um mögliche neue Behörden für Franken auch die Stadt ihren Hut in den Ring geworfen. In einem gemeinsamen Brief schlugen Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) und Bürgermeister Christian Lange (CSU) Ende Juni unter anderem vor, den Fachbereich Rechtspflege der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung und Rechtspflege mit ihrem derzeitigen Sitz in Starnberg nach Bamberg zu verlegen. Auch eine Stärkung der bereits in Bamberg vertretenen Bereitschaftspolizei durch ein Logistikzentrum sowie der Verkehrspolizei wird in dem zweieinhalbseitigen Schreiben ins Gespräch gebracht.


Keine Hau-Ruck-Aktion

Doch beim zuständigen Minister löste die Initiative aus Bamberg eher Stirnrunzeln als Zustimmung aus. Bei einem Presseabend im neuen Heimatministerium in der Nürnberger Bankgasse sagte Minister Markus Söder am Montag auf Anfrage unserer Zeitung, dass es ihm nicht darum gehe, die Staatsbehörden einfach flächendeckend ("als Hau-Ruck-Aktion mit Darts-Pfeilen") über den Freistaat Land zu verteilen. Vielmehr solle intensiv geprüft werden, welche Regionen gestärkt werden müssen und welche Einrichtungen wohin passen.

Für Bamberg "würde die Ansiedlung einer kleinen Behörde nicht so viel bringen", ist Söder überzeugt. Zur Stadt passt seiner Ansicht nach aber die Weiterentwicklung der Otto-Friedrich-Universität, die er "spannend" findet und einen "Leuchtturm der Geisteswissenschaft" nennt.


Landkreis soll gestärkt werden

Im Übrigen schrieb er den Spitzenpolitikern Bambergs ins Stammbuch, sie sollten erst einmal "ihre Vorstellungen stärker definieren". Gleichzeitig kündigte er an, den Landkreis auf jeden Fall stärken zu wollen. Als die wichtigsten Aufgaben des neuen Heimatministeriums in Nürnberg - das am 26. Juli zu einem Tag der offenen Tür einlädt - bezeichnete Söder die Erschließung des Landes mit schnellem Internet, wofür Bayern schon jetzt wesentlich mehr Geld ausgebe als jedes andere Bundesland, die Schaffung neuer Förderstrukturen, die die Bedürfnisse der einzelnen Städte, Gemeinden und Landkreise individuell berücksichtige, die Verbesserung des Regionalmanagements und -marketing sowie die länderübergreifende Zusammenarbeit zwischen Bayern und Tschechien.

Die drohende Schlappe der Bamberger Stadtspitze hat bereits Ende vergangener Woche der Präsident der IHK für Oberfranken, Heribert Trunk, in einem Brief an OB Starke und Bürgermeister Lange angedeutet, in präsidialem Ton zwar, aber durchaus unmissverständlich: "Der erste Aufschlag", schreibt Trunk, der über beste Kontakte in die Staatsregierung verfügt "wird der Wichtigkeit Bambergs in keinster Weise gerecht".


Nur 233 Studierende

Laut Trunk handelt es sich bei der von Bamberg angestrebten Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege um eine Mini-Einrichtung mit nur 233 Studierenden bayernweit. Dazu kämen noch 15 Dozenten. Eine Verlagerung dieser Schule betreffe wohl nur die nordbayerischen Studenten und dürfte die ohnehin bestehenden Probleme des Wohnungsmarkts in Bamberg weiter anheizen.

Insgesamt stellt Trunk der Standortinitiative Bambergs ein schlechtes Zeugnis aus. Der IHK-Präsident fordert die Stadt unverblümt dazu auf, schneller zu reagieren und "deutlich konkretere Erklärungen und Konzepte" abzugeben. Zur Ehrenrettung der Stadt Bamberg sei gesagt, dass im ersten Schreiben ein "ausgearbeitetes Konzeptionspapier" angekündigt wird, das nach Abstimmung mit Partnern wie beispielsweise der Bamberger Otto-Friedrich-Universität "möglichst noch vor der Sommerpause" vorgestellt werden soll.

Eine Antwort der Stadt auf das Schreiben von IHK-Präsident Heribert Trunk lag am Dienstag noch nicht vor.

Dünnes Brett - ein Kommentar von Michael Wehner

Stell dir vor, der Freistaat schüttet sein Füllhorn in Franken aus, und Bamberg glänzt mit Abwesenheit? Ausgerechnet zum Startschuss der "Jahrhundertchance Konversion" wäre dies ein schlechtes Signal. Doch die deutlichen Worte von Minister Söder und zwischen den Zeilen verpackt auch vom IHK-Präsidenten verwundern nicht. Wer das Papier der Stadt liest, reibt sich die Augen. Dort regt man in exakt zwölf Zeilen die Verlagerung einer Fachhochschule an. Konkrete Vorstellungen? Fehlanzeige. Glauben die Bamberger etwa, sie seien allein auf weiter Flur und müssten nicht einmal mehr die Hausaufgaben machen? Der Vorgang könnte all jene bestätigen, die zum Einstieg in die Konversion fürchten, dass Bamberg die Zeit davonläuft, weil die Konzepte fehlen.