Die Vorwürfe wegen der 300.000 Euro teuren Planungskosten verstummen nicht: Dass die Sanierung kaum zu finanzieren sei, habe sich schon vor Wochen abgezeichnet, sagt Daniela Reinfelder. Die Freien Wähler fürchten, dass die Kosten hochgetrieben werden, um dem Abbruch den Weg zu ebnen.Der Finanzreferent verteidigt die Kostenrechnung.
Rudolf Emmler ärgert sich. Der bei Bug lebende Sachverständige für Baupreisbildung hat schon die Entwicklung der Baukosten der Kettenbrücke mit Argusaugen verfolgt. Nun fühlt er sich durch die Planungskosten für die Jugendherberge in seiner Einschätzung bestätigt: "Das ist wieder die gleiche finanzielle Leichtfertigkeit, die hier zugeschlagen hat."
Was Emmler nicht begreifen kann: Wie kann es sein, dass der Stadtrat über die Dimensionen eines Projekts erst zu einem Zeitpunkt unterrichtet wird, als für Entwurfsplanung und die Kostenberechnung bereits 300 000 Euro fällig werden. Um die anfallenden Kosten beurteilen zu können, hätte aus seiner Sicht auch eine viel günstigere Kostenschätzung gereicht.
Über den Kopf der Bürger hinweg Genau dies wirft die Stadträtin Daniela Reinfelder der Stadtverwaltung vor. Der für das Immobilienmangement zuständige Finanzreferent Bertram Felix hätte schon bei der Vorentwurfsplanung wissen müssen, dass die Sanierung der Jugendherberge auf sechs Millionen Euro hinausläuft. Doch diese wichtige Information sei nicht an den Stadtrat weiter gegeben worden, das Geld für die 300.000 Euro teuere Entwurfsplanung samt Kostenberechnung "über den Kopf der Bürger hinweg" ausgegeben worden.
Reinfelder, selbst Architektin, sieht sich an den einstimmig gefassten Stadtratsbeschluss, die Wolfsschlucht als Jugendstätte zu erhalten, deshalb nicht mehr gebunden: "Ich halte es für abwegig, sechs Millionen oder mehr in dieses Projekt zu stecken. Ich glaube auch nicht mehr, dass dies unter diesen Voraussetzungen Bürgerwille ist."
Was der Bürger will, darüber kann nur spekuliert werden. Tatsache ist, dass Bürger-Block-Stadtrat Norbert Tscherner und die Iniatoren eines Bürgerbegehrens mit immerhin 7000 Unterschriften dem Stadtrat eine Vereinbarung abgetrotzt haben, wonach die Jugendherberge Wolfsschlucht als Jugendstätte erhalten bleiben soll. Um dies zu erreichen, sollte bis zu den Haushaltsberatungen im November eine möglichst genaue Kostenberechnung ermittelt werden.
Von diesem Kurs abzuweichen, dafür sieht Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) keinen Grund: "Wir vollziehen den einstimmig gefassten Willen des Stadtrats und suchen nun nach einem Weg, die Generalsanierung zu finanzieren."
Unterstützung bekommt er dabei von Finanzreferent Bertram Felix. Der findet die Kritik an den hohen Planungskosten "an den Haaren herbeigezogen", weil es ja gerade ein Zeichen eines ordentlichen Baukostencontrollings sei, dass man versuche, echte Kosten zu ermitteln und sich nicht auf eine vage Kostenschätzung zu verlassen. Eine zweite Kettenbrücke, bei der die Baukosten von Monat zu Monat stiegen, wolle man unter allen Umständen vermeiden. "Nur eine Kostenberechnung kann bei einem solchen Projekt eine fundierte Grundlage für die Entscheidung liefern. Die 300 000 Euro sind deshalb Gold wert", sagte Felix.
Eine Ermittlung am grünen Tisch Gleichwohl: Es gab in der Vorentwurfsplanung eine Schätzung des Architekturbüros Gleisner und Mahnel, die gar nicht so weit von den jetzt festgestellten Kosten entfernt gelegen ist. Zufall oder nicht - auch Stephan Gleißner bestreitet, dass eine Schätzung bei einem Projekt wie der Jugendherberge ausreichende Planungssicherheit liefern könne. Denn während eine Kostenschätzung auf der Basis von Erfahrungswerten am grünen Tisch entsteht, fußt eine Kostenberechnung auf eingehenden Voruntersuchungen und einem bereits sehr ausgefeilten Anforderungsprofil.
Eine solche detailgenau Kalkulation erhöht zweifellos die Sicherheit, dennoch bleibt eine Unsicherheit bestehen: Es kann dazu kommen, dass Pläne gezeichnet werden, die am Ende nicht realisiert werden, weil man sich ihre Verwirklichung gar nicht leisten kann. "Das gibt es im Altbaubereich immer wieder", sagt Gleisner.
Und das Risiko steigt gerade bei öffentlichen Investitionen: Sol folgen Kostenberechnungen bei der Stadt seit den Erlebnissen an der Kettenbrücke nach dem Prinzip maximaler Sicherheit. Um Überraschungen zu vermeiden, wurden auch für die Wolfsschlucht alle erdenkbaren Anforderungen an eine Jugendherberge in die Planung aufgenommen. Ein Blick auf den Wunsch-Katalog zeigt, dass von den Gesamtkosten der vier verschiedenen Ausbauvarianten nur 3,4 Millionen echte Bau- und Konstruktionskosten sind. Rund eine Million Euro muss für Außenanlagen, Möblierung und Erschließung aufgewandt werden.
Wurde hier vielleicht zu dick aufgetragen? Christoph Gatz vom Bamberger Architektur-treff, der schon viele Altbausanierungen geplant hat, empfiehlt in einen solchem Fall einen vorsichtigen Annäherungsprozess, bei dem die Kosten nie aus den Augen verloren werden dürfen."Wieso lässt die Stadt, wenn sie kein Geld hat, vier verschiedene Varianten bis zur Entwurfsplanung vorantreiben und nicht nur die absehbar preiswerteste?", fragt er. Er zweifelt nicht, dass man eine Kostenkontrolle mit entsprechendem Fachwissen im Rathaus hätte billiger haben können. "Bei solchen Auftraggebern reibt sich jeder Architekt die Hände."
Stadtbau ließ Schätzung erstellen Dem stimmt auch Bernd Wögerbauer zu, der für die Stadtbau anlässlich der Brandschutzsanierung der Jugendherberge vor nicht allzu langer Zeit bereits ermittelte, was eine Generalsanierung kosten könnte. Wögerbauer kam auf Basis einer wenig aufwändigen Flächenberechnung auf den gleichen Aufwand wie Stephan Gleißner - 2300 Euro pro Quadratmeter Nutzfläche.
Um eine verlässliche Aussage zu den Kosten einer Sanierung zu bekommen, hätte es auch deutlich günstigere Wege gegeben, meint der Architekt. Er sieht jetzt das Problem auf die Stadt zukommen, dass sie zwar schöne Pläne hat, aber kein Geld: "Der Umbau der Jugendherberge für sechs Millionen Euro lässt sich einfach nicht wirtschaftlich darstellen."
Diese Befürchtung treibt zwischenzeitlich auch die Bamberger Grünen und die Freien Wähler um. FW-Vorsitzender Dieter Weinsheimer bestätigt zwar, dass man OB Starke formal keinen Vorwurf machen könne, weil er sich auf den Beschluss des Stadtrats berufen könne. Dennoch bleibe der Verdacht, dass hier versucht werden sollte, die "Kosten der Sanierung so hoch zu treiben, dass "am Ende nur noch der Abriss bleibt".
Da gibt es ein Gebäude in der Wolfsschlucht, das eher den Namen „altes Gerutsch“ als Jugendherberge verdient. 7000 von StR Tscherner mobilisierte Bamberger wollen das heruntergekommene Gebäude erhalten, der Stadtrat in seiner Gesamtheit macht mit. Der Oberbürgermeister muss im Vollzug dieses Stadtratsbeschlusses die voraussichtlichen Kosten errechnen lassen. Sie sollen sechs Millionen Euro betragen, die Planungskosten allein 300.000 Euro.
Jetzt wird es den Stadträten mulmig und sie wollen aus dem Schlamassel herauskommen, in den sie freiwillig gingen und alle Schuld von sich abwälzen. Aber auf wen? Selbstverständlich auf den OB, der nichts anderes tat, als den hirnrissigen (nicht rechtswidrigen!) Beschluss des Stadtrats auszuführen. Hätte er eine billigere Lösung vorgeschlagen, die letzten Endes nicht aussagekräftig gewesen wäre, wäre auch gemault worden. Er hätte es machen können wie er wollte: Er hätte immer sein Fett abbekommen. Ihm wäre immer das vom Stadtrat ausgelöste Desaster in die Schuhe geschoben worden.
Also weiter so. Rauf und runter, nüber und rüber. Nur keine klaren Entscheidungen treffen bzw. an getroffene Entscheidungen sich nicht halten und einen Sündenbock suchen!
was soll diese Diskussion? Die JH würde NIE die Kosten der Sanierung erwirtschaften. Sinnvoll? Verkauf für ein Hotel oder Abriss. Eine Sanierung mit diesem Nutzungskonzept ist unwirtschaftlich und irrsinnig. So reich ist Bamberg nicht. Im Zweifel für die Fans aus BA - Fassade stehen lassen
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Bei den genannten Summen denkt man unwillkürlich an Limburg, ein Thema das zur Zeit die Presse bestimmt. Auch in Bamberg erscheint das Verhältnis zum Geld in bedenklichem Licht. 300000 Euro ausgeben um 6 Millionen zu rechtfertigen, das verstehe wer mag.
Aus meiner Sicht wird das Projekt tot gerechnet. Dafür wurden 300000 Euro ausgegeben !!
Da findet sich doch sicher ein Investor für die schöne Lage.
Die Stadt hätte ein Problem weniger und eine neue Jugendherberge haben wir ja auch schon.
findet ihr nie und nimmer einen neuen Baureferenten...