Für die Stadtentwicklung Hallstadts sollen Häuser abgerissen werden. Unsinnig wäre es, sie davor erst noch zu sanieren.
Bei der Suche nach schnell zu generierendem Wohnraum stechen der Georgenhof oder die Gebäude an der Bamberger Straße ins Auge. Die städtischen Immobilien stehen leer, sie werden nicht genutzt. Möglicherweise wären sie kurzfristig minimal zu sanieren. Das könnte für geraume Zeit helfen. Helfen, Flüchtlingen und Asylbewerbern eine Bleibe zu geben. Eine provisorische. Doch was dann? Hallstadts Bürgermeister Thomas Söder (CSU) denkt weiter. Das Ziel ist die Integration anerkannter Asylbewerber. Auch dafür bedarf es adäquaten Wohnraums. Also keiner Fast-Abrisshäuser. Deswegen hält das Stadtoberhaupt nichts von teuren Schnellschüssen.
Am liebsten wäre es dem Landrat, wenn Flüchtlinge und Asylbewerber möglichst in stadtnahen Gemeinden unterkommen könnten, weiß Hallstadts Bürgermeister Thomas Söder, der das gut versteht. Nur, gerade die sehr gut angebundenen Kommunen sind außerordentlich gefragt. Mit der Folge, dass Wohnraum zumeist knapp ist. Gerade in Hallstadt, das kaum noch Chancen für Wachstum auf dem Wohnbausektor hat: Es gibt kein größeres Areal, auf dem sich ein weiteres Wohngebiet entwickeln ließe. Andererseits finden sich gut 300 Baulücken, so dass sich leicht im Bestand nachverdichten ließe.
Doch sind die Eigentümer nicht bereit, sich von ihren Flächen zu trennen. Des weiteren berichtet der Bürgermeister von einem nicht unerheblichen Leerstand: gut 30 Gebäude. Diese Problematik versucht die Stadt auch im Zuge der weiteren städtebaulichen Entwicklung zu lösen, hat Gespräche mit den Eigentümern gestartet.
Zum ureigenen Wohnraummangel der Stadt gesellt sich der durch Flüchtlinge entstandene zusätzliche Bedarf. Schließlich sei jede Kommune gefordert, einen Beitrag zu leisten. Hier ist Söder froh über die Initiative privater Investoren. Dadurch fungiert Hallstadt seit kurzem auch als Unterkunftsort.
15 Flüchtlinge sind bislang untergekommen - zwei Familien sowie Einzelpersonen. Weil es im Vorfeld intensive Gespräche gab und eine breite Front an Helfern zur Verfügung steht, laufe alles reibungslos, so der Bürgermeister. "Die Stimmung ist positiv."
Von Schnellschüssen der Stadt bei Unterkünften hält Söder nichts, gerade mit Blick auf die seit langem laufende und mit Akribie und viel Geld betriebene Planung. "Wir haben viele Häuser erworben", sagt er. Allerdings um sie abzureißen, damit dann neu gestaltet werden kann. Konkret bei der Kreuzung am Bürgerhaus.
Leer stehen aus diesem Grund derzeit gleich vier zusammengebaute Häuser in der Bamberger Straße, die er von seinem derzeitigen Büro aus sieht. "Diese herrichten, um sie dann abzureißen?" Das macht aus Söders Sicht keinen Sinn. Wenn hier etwas geschieht, dann Dauerhaftes und in die Zukunft Gerichtetes; ebenso wie beim Georgenhof. Das historische Ensemble soll gastronomisch wiederbelebt werden und obendrein Wohnfläche entstehen. Insgesamt soll langfristig neu geschaffener Wohnraum allen zur Verfügung stehen, also auch anerkannten Flüchtlingen. Für deren aktuelle Integration hält er die dezentrale Unterbringung in privaten Immobilien in Hallstadt für geeignet.
Weitere 25 Flüchtlinge
Zu den derzeitigen 15 Flüchtlingen in der Stadt werden sich in absehbarer Zeit 25 weitere gesellen. Ein Flüchtling hat übrigens in einem der drei städtischen Häuser des sozialen Wohnungsbaus mit insgesamt zwölf Wohnungen Unterkunft gefunden. Die zwölf Wohnungen mit Platz für bis zu 29 Personen sind damit aber voll belegt. Die Vergabe erfolgt für alle nach den Kriterien - die größte Bedürftigkeit entscheidet, so Söder auf Nachfrage. Eine weitere städtische Immobilie dient der Unterbringung von Obdachlosen. Hier finden bis zu zwölf Personen Platz. Allerdings können diese Räumlichkeiten nicht für Flüchtlinge herangezogen werden, so Söder auf Nachfrage.
Informationsveranstaltung
Im April soll es eine Informationsveranstaltung zum Thema Unterbringung von Flüchtlingen und Asylbewerbern geben. Insgesamt spricht Söder von einer sehr guten Entwicklung beim Thema Flüchtlinge, das "Engagement der Bürgerschaft ist sehr hoch".
Diesen Aspekt sprach Söder auch in der Stadtratssitzung an. Er bat dort allerdings die Bürgerschaft auch darum, sich bei Spekulationen zurück zu halten, bei jedem leerstehenden Haus handele es sich um eine potenzielle Unterkunft für Flüchtlinge. "Besonnenheit ist gefragt." Wohl genauso wie bei der weiteren Stadtentwicklung, die nach arbeitsreichen Planungsjahren konsequent weiterverfolgt wird.
Macht kommentiert Herr Hägele auf Seite 2 im FT vom 1.3.16. Frau Schreiber, haben Sie auch den Eindruck, dass Herr Thomas Söder die Macht hat, aber nicht die Argumente? Hat die CIMA und das Obermeyer-Gutachten verständliche Argumente zur geplanten Entkernung der Innenstadt durch die Stadtverwaltung?