Der Landkreis Bamberg bereitet ein E-Carsharing vor. Die Bürger sollen bei ihren Gemeinden Elektroautos ausleihen können.
Was der Bamberger nicht kennt, fährt er nicht. So könnte man in Abwandlung eines Sprichworts das Verhältnis der Menschen in Stadt und Landkreis zu Elektroautos beschreiben. Einer der sich auskennt, der den Leuten im Landkreis die Elektromobilität schmackhaft machen will, weil er überzeugt ist, dass es schon in naher Zukunft unser täglich Brot sein wird, ist Robert Martin.
Der neue Appetitanreger, auf den der Klimaschutzbeauftragte des Landkreises Bamberg setzt, heißt E-Carsharing. Grünes Licht vom Kreisausschuss hat Martin dafür bereits erhalten.
Nun wurde jüngst erst der Versuch, das in Bamberg inzwischen etablierte Carsharing auch aufs Land zu übertragen, in Stegaurach nach nur einem Jahr mangels Interesse sang und klanglos wieder eingestellt. Doch Martins Ansatz ist ein ganz anderer: Der Landkreis least eine Flotte von Elektrofahrzeugen und stellt diese interessierten Kommunen zur Verfügung.
Die monatlichen Leasingkosten von rund 500 bis 600 Euro je Fahrzeug tragen Landkreis und Kommune je zur Hälfte. Die Gemeinde, die Parkplatz und Stromanschluss zur bereit stellt, kann ihrerseits das Elektroauto als Dienstfahrzeug, sie kann es auch als eine Art Ruf-, Bürger- oder Nutzergruppenbus einsetzen. Der Clou aber ist, dass die Gemeinde die Elektroautos auch an ihre Bürger ausleihen.
25 Euro pro Tag
Die Ausleihe soll möglichst unbürokratisch und ohne Hemmschwellen, wie etwa Mitgliedschaft und Einlage bei einem Carsharingverein - möglich sein. Und mit einem kalkulierten Preis von 25 Euro pro Tag (Strom inklusive) für einen BMW i3 oder einen E-Golf bräuchte das E-Carsharing keinen Vergleich zu scheuen.
Aufgabe der Gemeinde wäre, neben der Bereitstellung von Parkplatz und Strom, die Ausgabe der Schlüssel, notwendigen Papiere und Sepa-Lastschriftmandate
sowie die Fahrzeugkontrolle bei der Rückgabe. Die Verwaltung der Fahrzeuge mit den Leasingverträgen, inklusive eventueller Versicherungsfälle oder Strafzettel sowie die Abrechnung übernimmt das Landratsamt.
Ziel ist es, den Menschen bedenken im Umgang mit Elektroautos zu nehmen. "Wenn man selbst einmal so ein Auto gefahren hat, sieht man das ganz anders", betont Martin immer wieder. Es sei alles viel einfacher als von vielen befürchtet. Er hofft darum, dass die Gemeinden die Mitmachen, dann auch kräftig die Werbetrommel rühren und sich das Carsharing-Modell dann per Mundpropaganda herumspricht. Das Projekt soll vorerst ein Jahr auf Probe laufen.
Vorbild aus der Oberpfalz
Ein solches Modell gibt es bereits im Landkreis Regensburg.
Dort verleiht die Kommunale Energie Regensburger Land (KERL), eine Genossenschaft, in der alle Landkreisgemeinden und der Landkreis Regensburg selbst Mitglieder sind, die Elektroautos an die Bürger. Allerdings sind es dort derzeit nur drei Fahrzeuge in drei Gemeinden, obwohl der Kreis Regensburg mit 41 Kommunen und rund 190 000 Einwohnern noch etwas größer ist als der Kreis Bamberg.
Die Leiterin der Wirtschaftsförderung des Landkreises Regenburg, Maria Politzka, berichtete den Bürgermeistern aus dem Bamberger Land bei einer Versammlung, dennoch von positiven Erfahrungen mit dem E-Carsharing. Robert Martin ist daher guter Dinge, dass die Resonanz hier größer sein wird. Etwa die Hälfte der Landkreisgemeinden habe ihr grundsätzliches Interesse signalisiert.
"Wenn zehn bis 20 mitmachen, wären wir auf einem sehr guten Weg", sagt Martin.
Inzwischen hart Martin alle Gemeinden im Landkreis angeschrieben und ihnen die Unterlagen zu dem Vorhaben übermittelt. Im Laufe des Novembers erwartet er die Rückmeldungen. Bei zwei bis drei Monaten Lieferzeit für die Leasingfahrzeuge könnte es dann im Frühjahr, möglichst noch im ersten Quartal 2017 losgehen mit dem E-Carsharing.
Infrastruktur vorhanden
Die Infrastruktur dafür wäre - auch dank Martins Tatendrang - bereits vorhanden. So haben bereits 26 der 36 Gemeinden mit einem Zuschuss des Landkreises Ladesäulen installiert. Auf den für Elektroautofahrer wichtigen Landkarten mit den bestehenden Stromtankstellen hebt sich der Kreis Bamberg dadurch inzwischen deutlich von der Oberfränkischen Umgebung ab.