Im surrealen Paralleluniversum

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Michael Karg vor einer Reihe seiner Kreationen Fotos: Matthias Hoch
Michael Karg vor einer Reihe seiner Kreationen Fotos: Matthias Hoch
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Der Künstler Michael Karg eröffnet bei Karstadt Bamberg die diesjährige Ausstellungsreihe "Kunst im Treppenturm".

Nach der Winterpause startet bei Karstadt wieder die Ausstellungssaison "Kunst im Treppenturm". Zum 19. Mal präsentiert das Kaufhaus Kunst im öffentlichen Raum. "Mit dem Projekt versuchen wir, einen Beitrag zum kulturellen Geschehen in Bamberg zu leisten und die Attraktivität der Innenstadt zu steigern", so Karstadt-Geschäftsführer Alfons Distler in seiner Begrüßungsrede. Dabei sei es nach wie vor das Ziel des Kaufhauses, die Besucher durch unverhoffte Begegnung mit Werken aus der zeitgenössischen Kunst zu überraschen.
Präsentiert werden diesmal Arbeiten des Art Directors der Mediengruppe Oberfranken, Michael Karg, die sich auf den ersten Blick so gar nicht in eine Schublade stecken lassen. Handelt es sich bei den Werken um Collagen, Fotografien oder gar um Malerei?. "Obwohl das Ausgangsmaterial für die gezeigten Bildwerke zunächst tatsächlich die Fotografie liefert, rückt das Ganze doch in eine gewisse Nähe zur Malerei - zur Computermalerei", erläuterte der Kunstexperte und Kurator der Ausstellung, Matthias Liebel. Dabei bewege Karg wie mit dem Pinsel den Curser über die Bildfläche und setzte dabei auf entsprechende Tools der Bildbearbeitung. Seine Licht- und Schattenpunkte weichen Konturen auf, harmonisieren Farb- und Perspektiv-Ebenen und verschieben die einzelnen Bildelemente so lange, bis sie sich zu einem kompositionsästhetisch stimmigen Ganzen zusammenfügen.
Das Ausgangsmaterial, die Fotoaufnahmen, fertigt Karg entweder selbst an oder überlässt dies befreundeten Fotografen. Bamberger Persönlichkeiten wie Klaus Stieringer oder Arnd Rühlmannn, aber auch ein gewisser Donald Trump mussten bereits als Vorlagen herhalten. "Das Porträt von Rühlmann mit seinem allseits bekannten Hang zum schwarzen Humor wurde im Totengräber-Outfit und mit diabolischem Grinsen dargestellt", schilderte Liebel. Ferner funkelt dem Betrachter ein aufgeschlagenes Buch entgegen, eine schwarze Krähe links unten im Bildrand und ein Horrorwald im Hintergrund, mit blutrot zur Erde fallendem Laub. "In diesem Porträt verschmelzen Verschmitztheit und Humor mit Sarkasmus und einer mephistophelischen Lust am Morbiden. Was für eine wunderbare Charakterisierung dieses Bamberger Ausnahmeschauspielers", betonte der Kunstkenner.


Visionäre Bildwelten

Die Computergrafiken sind bereits die zweite Ausstellung des Künstlers, der 2017 mit einer Präsentation seiner Arbeiten im Mediengarten der Mediengruppe Oberfranken debütierte. Michael Karg (38) ist nach entsprechender Ausbildung seit 2003 als Mediengestalter und Grafiker tätig. Bereits während seiner Schulzeit hat er damit begonnen, fotografische Ablichtungen nach dem Prinzip der Collage digital zu verfremden und phantastische Landschaften zu erfinden. Heute kreiert Karg, meist ausgehend von der Porträtfotografie, in meisterlicher Detailarbeit visionäre Bildwelten, in denen das Wesen des Porträtierten und seine faktische Lebenswirklichkeit zu einem surrealen Paralleluniversum verschmelzen.
Insgesamt werden in den nächsten Monaten weitere vier Künstler ihre Werke im Kaufhaus präsentieren. Die Werke von Michael Karg sind noch bis einschließlich 24. März Im Treppenturm zu sehen und können zu den normalen Öffnungszeiten besichtigt werden.