Passbilder kann man seit einem Jahr auch im Baunacher Verwaltungssitz von sich machen lassen.
"So dünn kenn' ich Dich gar nicht." Gudrun Stößel grinst breit. Schnell steckt Ekkehard Hojer seinen Personalausweis wieder in den Geldbeutel und diesen in die Hosentasche. Hojer hat den Selbstversuch gewagt und sein Passbild am Automaten fertigen lassen. An dem Automaten, den er für die gut 8000 Bürger der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Baunach - mit Gerach, Reckendorf und Lauter - organisiert hat.
Seit gut einem Jahr steht der Kasten dezent platziert im Baunacher Rathaus. Seitdem wird hier immer wieder gelacht, das verrät Ruth Schöpplein, ihres Zeichens Leiterin des Einwohnermelde- und Passamtes. Dieses befindet sich genau gegenüber vom Automaten, der hier sozusagen einen ganz besonderen Bürgerservice bietet.
Der Automat vermag die für Pass und Ausweis seit geraumer Zeit geforderten so genannten biometrischen Fotos zu machen.
"Wir haben im VG-Gebiet keinen Fotografen mehr", erklärt Bürgermeister Hojer. Auf einer Messe, der "Kommunale", wurde er auf die Fotoautomaten aufmerksam. Sie sind für die Kommunen kostenlos. Das Argument überzeugte Hojer und so beschloss das Stadtoberhaupt, den Versuch zu wagen. Zuerst für die VG und danach auch persönlich: "Ich habe einen neuen Ausweis gebraucht und dann selbstverständlich die neue Einrichtung genutzt."
Für die hatte sich übrigens beim Rathaus-Umbau eine eigene Nische gefunden, passenderweise gleich in der Nähe des Amtes, für dessen Leistungen die Bürger Passbilder für Reisepass oder Personalausweis benötigen. Bei Bürgern unter 24 Jahre ist das alle sechs Jahre erforderlich, bei über 24-Jährigen alle zehn Jahre. Einen solchen Service hält landkreisweit keine andere Kommune vor, gibt sich Hojer stolz.
Der Automat spricht mit den Nutzern, weiß Ruth Schöpplein. Das tut die Maschine wohl so routiniert und deutlich, dass die Mitarbeiter aus dem Amt kaum Hilfestellung geben müssen. Ansonsten arbeitet der Zuarbeiter so gut wie störungsfrei. Bis auf ein kleines Vorkommnis, das aber offenbar so unbedeutend war, dass die Amtsleiterin die Details bereits vergessen hat. Mehr gab es im ersten Jahr nicht an Beanstandungen.
50 Prozent Nutzer Aus der Sicht von Ruth Schöpplein hat sich die Einrichtung gelohnt und als sehr sinnvoll erwiesen. Sie schätzt, dass die Hälfte aller 1030 Besucher, die 2013 Pass oder Ausweis ausstellen lassen, den Service des Automaten nutzen. Viele freilich wissen immer noch nicht, dass sie auf diese Dienste zurückgreifen können. "Wir müssen das immer noch publik machen."
Sehr gut genutzt werde der Passbild-Automat auch von Schülern der Baunacher Fahrschule, weiß der Bürgermeister: Schließlich benötigt man auch für einen Führerschein ein Passfoto.
Es kommen aber auch Leute, die nur ein Passfoto machen und nicht in die Behörde gehen. Umgekehrt bringen manche "alte" Bilder mit, oder solche, die sie bei einem Fotografen haben machen lassen. Die sind in der Regel aber meist teurer, ist sich die Runde einig, die sich da vor dem Automaten versammelt hat: Das Gerät nimmt für vier Fotos sechs Euro, der Fotograf liegt meist deutlich drüber. Die Ergebnisse unterscheiden sich wohl nicht allzu sehr.
"Auf Biometrie-Bildern sieht man immer schlecht aus", findet Baunachs Zweite Bürgermeisterin Gudrun Stößel. Da sie Passbilder noch vor der Automaten-Ära im Baunacher Rathaus benötigte, bemühte sie einen Fotografen. Aber die nächsten werden im Verwaltungssitz gefertigt, gibt sie zu verstehen.
Ach ja, im Gegensatz zum Fotostudio, kann der Automat Geld nicht wechseln. Aber: Nimmt eine Behörde die Automaten-Fotos nicht, dann verheißt der Automat einen Geld-Zurück-Service - allerdings führt dieser Weg über langstellige Kontaktnummern oder Mail-Adressen. Aber bislang hatte zumindest das Baunacher Amt fototechnisch nichts zu beanstanden.
"Verbrecherfotos" Warum aber wird rund um den Baunacher Passbild-Automaten jetzt so viel gelacht? Etwa, weil sich Amtsleiterin Schöpplein angesichts der "Verbrecherfotos", wie Gudrun Stößel die biometrischen Porträts bezeichnet, lachen muss?
Keineswegs, in den 32 Jahren Einwohnermelde- und Passamt ist Ruth Schöpplein zur Diplomatin geworden, die keine Miene verzieht, ob jemand auf dem Bild jetzt besser oder schlechter aussieht als in Wirklichkeit. "Manche fotografieren sich eben gut und andere nicht", lautet ihre Erklärung.
Hat sie selbst den "Kollegen Automat" auch schon bemüht? Hat sie. Beim Bild fürs Krankenversichertenkärtchen. Ihre Tochter übrigens ebenfalls. "Sieht doch gut aus", findet Ruth Schöpplein und zeigt die Kopie einer - selbst biometrisch - attraktiven jungen Frau.
Der Automat hat aus Sicht des Bürgermeisters und VG-Chefs Hojer nur einen einzigen Schönheitsfehler: Es gibt keine direkte Datenübertragung ins Einwohneramt und auch Fingerabdrücke kann das Teil nicht einscannen.
Die nächste Generation Derartige Geräte gehören der nächsten Automaten-Generation an. "Die gibt es dann nicht mehr kostenlos", bedauert Hojer. Im Moment besteht da wohl auch kein wirklicher Bedarf, da der Vertrag mit der Automaten-Firma noch vier Jahre läuft.
Was ist denn nun die Ursache dafür, dass im Rathaus häufiger gelacht wird, als noch vor einem Jahr? Die "Spaßbilder", geben Hojer, Stößel und Schöpplein die Erklärung. Für einen Euro kann sich jeder nach Belieben mit den unterschiedlichsten Hintergründen oder Perücke ablichten lassen. Als Indianer etwa, in einem Herz oder mit Waschbrettbauch. Gerade die Kinder machen das gerne, lautet die Beobachtung. Aber nicht nur, wie das Spaßfoto der Berichterstatterin zeigt, das Hojer während deren Recherche im Kabinen-Inneren machen ließ.