Michael und Nicola Busch - Unser Redakteur, Vater einer 13-jährigen Tochter, schreibt seine Erfahrungen in einer wöchentlichen Kolumne auf.
Nicola hat doch einen Freund. Ja, genau den, den ich an Weihnachten mal einladen wollte. Genau der, den es laut meiner Tochter zu dieser Zeit gar nicht mehr gab. Genau der, bei dem ich offensichtlich zu früh gefeiert habe, dass meine Tochter wieder mir ganz alleine gehört.
Nur um das klarzustellen: Ich habe nichts gegen den jungen Mann an sich. Sieht nett aus, scheint was auf den Kasten zu haben. Aber ich finde, dass Nicola darauf noch nicht vorbereitet ist.
Meine Frau springt dann Nicola beiseite und erklärt: "Du musst loslassen können! Du willst doch nicht so ein typischer Vater sein?"
Was heißt hier typisch? Wie kommt es, dass Väter bei den Töchtern irgendwie anders ticken? Liegt es daran, dass der Vater der erste Mann im Leben einer jeden Frau ist? In einer Vater-Mutter-Kind-Beziehung prägt der männliche Part das Bild von Männern im Allgemeinen. Aber auch von der Mann-Frau-Beziehung im Speziellen. Das geht vom "Idol" bis hin zum "Waschlappen". Und welche Rolle der Papa im Normalfall einnehmen möchte, liegt auf der Hand.
Man(n) ist nicht mehr der Einzige
Was folgt daraus? Wenn der Freund ansteht, bricht zum ersten Mal ein Fremder (wenn auch noch als holder Knabe) in diese Entwicklungsphase ein. Man(n) ist nicht mehr der Einzige. Es besteht sogar das Risiko, dass dieser zweite Mann auf Ideen kommt und Ideale verkörpert, die dem Papa selber nicht passen.
Eines weiß aber der Vater: In der Zeit der Verliebtheit und der damit verbundenen rosaroten Brille muss er korrigierend eingreifen. Nein, er muss nicht nach dem Motto leben "Mein Haus, mein Auto, mein Schrotgewehr". Er muss aber der Tochter klarmachen, dass er für sie da ist. Jederzeit, mit (fast) allen Mitteln. Freunde (gerade in der Pubertät) sind temporär, der Papa ist beständig.
Im Übrigen - und das sagen Experten: Die Partnerwahl einer Frau hängt immer mit ihrem Verhältnis zum Vater zusammen, denn jeder Mensch sucht unbewusst nach dem, was er kennt. Die Frau sucht nach einem Mann, der sie so behandelt, wie ihr Vater ihre Mutter oder auch sie selbst behandelt hat.
Und da man sich selbst am Besten kennt, ist das gar nicht so einfach zu akzeptieren. Denn das heißt, dass meine Tochter jemanden anschleppt, der am Ende so ist wie ich, wie mein Vater und mein Großvater? Will ich das? Scheiß Pubertät!
Und was sagt Nicola?Toll, mein Freund sagt neulich zu mir: Bleib wegen Deinem Papa einfach entspannt, der fängt sich wieder. Mal ganz ehrlich: Der spricht schon wie mein Papa.