"Ich habe Pubertät" - Das erste Mal blau...

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Was man halt so "Blau" nennt. Eine blaue Nicola, ein verzweifelter Vater. Foto: mb
Was man halt so "Blau" nennt. Eine blaue Nicola, ein verzweifelter Vater. Foto: mb

Michael und Nicola Busch - Unser Redakteur, Vater einer 13-jährigen Tochter, schreibt seine Erfahrungen in einer wöchentlichen Kolumne auf.

Nein, nicht was Sie denken. In Sachen Alkohol ist Nicola trotz Pubertät noch vernünftig. Der übliche Versuch die Finger durch die Schaumkrone zu ziehen, die Neige beim Wein zu erhaschen. Nicht gut, aber nicht dramatisch.
Blau war etwas anderes. Zu ihrer Geburtstagsfeier (Sie erinnern sich? Die ohne Jungs!) hat Nicola Directons geschenkt bekommen. Was meine Altersklasse mit "Richtung" übersetzt, kann im Falle der Haare nur sinngemäß übernommen werden. Nicola meint "Farbrichtungen", die das Haar verschönern sollen, ich meine "Geschmacksver(w)irrung", die den Betrachter, vor allem den Vater, auf eine harte Probe stellen.
Denn Nicola hat im Grunde schönes, blondes Haar, das von jedem Friseur immer mit "Mein Gott, sind die schön dicht" begutachtet werden. Das ist bei blond nämlich gar nicht so selbstverständlich, was hier aber nur am Rande erwähnt werden sollte. Auf alle Fälle gab es den Beschluss, mit dem ich am Wochenende überrascht worden bin, dass die Haare nun in den Spitzen blau werden sollten.
Zu der Bemerkung meiner Frau "Muss das wirklich sein?", gesellte sich mein Kommentar "Wenn's hübsch macht!" Was wiederum meine Frau nicht wirklich als Unterstützung empfand.
Das einzige, was mich beruhigte, war die Tatsache, dass eine Nachbarin, die sich im Haargeschäft auskennt, diese Tönung der Haare vornehmen sollte. Zur Unsicherheit trug lediglich bei, dass ausgerechnet diese bemerkte: "Willst Du das echt machen?" Und das mit so einem Unterton, der eher zweifelnd war.
Ich versuchte das ganze rein psychologisch zu betrachten. Würden wir die Färbung verbieten, wäre die Folge pubertärer Trotz und vermutlich ein "Ich mach es trotzdem". Dann lieber jetzt und unter Aufsicht. Ob Blau nun als Haarfarbe wirklich ideal ist, sei dahingestellt. Schwarz hätte sie zum Vampir gemacht und bei Grau oder Weiß findet nur ein äußerlicher Altersprung statt, der die Pubertät im engsten Sinne des Wortes vielleicht übertüncht, aber nicht beseitigt.
Es sah ein wenig aus, wie durch den Fleischwolf gedrehte Schlümpfe, was dann in die Haare meiner Tochter wanderte. Aus Blond wurde ein Art Heidelbeereintopf. Nachdem die blaue Couch, die ehemals braun war, die Badewanne und diverse Utensilien gereinigt waren, eröffnete mir meine Tochter, dass sie nun mit den neuen Haaren zu ihrem neuen Freund fahren werde.
Das war es: Ein billiges Ablenkungsmanöver. Ich achte auf die Haare und die wesentlichen Veränderungen kommen anschließend. Haare färben? Gut! Freund? Das ist zu früh. Ich bin noch nicht soweit. Scheiß Pubertät!

Und was sagt Nicola?
Yes, I can. Blaue Haare und Papa ist völlig außen vor. Dass ich mit meinem Freund schon seit Wochen zusammen bin, hat er gar nicht gerafft.