Seit zehn Jahren lädt die Auferstehungskirche Senioren zum Mittagstisch ein - ein einmaliges, überkonfessionelles Angebot in Bamberg.
Die ersten hungrigen Männer und Frauen strömen schon in den Gemeindesaal der Auferstehungskirche, als das Küchenteam letzte Hand anlegt an das Festmenü. Brigitte Dietz, Marga Göller, Elfie Heinze und Sabine Lorber rühren in Töpfen, überprüfen die appetitlichen Dekorationen und freuen sich über ihre "Chefin" Anne Marquardt, die als gelernte Köchin ihr perfektes Know-How schnell noch am Dessert einsetzt.
Die ehrenamtlichen Küchenfeen haben sich etwas Besonderes einfallen lassen, um ihre Gäste zum zehnjährigen Jubiläum des Mittagstisches so richtig zu verwöhnen. Es gibt einen Linsensalat auf Rucola mit Garnelenspieß, eine Kürbissuppe, dann gefüllte Lendchen mit Spätzle und Schwarzwälder Kirsch-Torte. Aromatischer Duft durchzieht den Saal. Allmählich füllt sich der Raum mit den festlich gedeckten Tischen: herbstlicher Schmuck aus Maiskolben, Astern, Kerzen, Servietten.
Pfarrer Diethard Buchstädt spricht ein Tischgebet: "Guter Gott, wir danken Dir...". Dank auch für zehn Jahre, in denen jeweils montags und donnerstags Senioren aus der ganzen Umgebung zum Mittagessen kommen. Doch ihnen geht es nicht nur um die warme Mahlzeit: "Essen in Gemeinschaft ist angenehmer als allein!" sagen die Besucher unisono.
Es sind nicht nur Gemeindemitglieder der Auferstehungskirche, die dieses in
Bamberg einmalige Angebot nutzen. Richard Schrenker beispielsweise gehört als Katholik zu St. Kunigund und nutzt den offenen Mittagstisch, um seine Ehefrau zu entlasten. "Sie braucht Spezialkost und muss für mich immer extra kochen", erzählt der 85-Jährige zwischen zwei Löffeln Kürbissuppe. Hm, die schmeckt dem alten Herren wie überhaupt alles "vorzüglich ist, was hier gekocht wird!"
Als Pilotprojekt gestartet
Es begann vor zehn Jahren als Pilotprojekt in Trägerschaft des Diakonischen Werkes Bamberg-Forchheim. Die Idee stand dahinter, mit Hausbesuchen und dem offenen Mittagstisch älteren Menschen zu ermöglichen, möglichst lange zu Hause wohnen bleiben zu können. Für Diakonie-Direktor Norbert Kern ist diese Kombination aus Ehrenamt und Gemeinwesen "mehr als gelungen": "Der offene Mittagstisch hat sich als Ort der Begegnung bewährt", betont Kern als einer
der Ehrengäste des Jubiläumsessens. Es seien etliche Freundschaften entstanden, gegenseitige Unterstützung und auch Treffen außerhalb des Mittagstisches fänden statt.
Als Vertreterin der Stadt Bamberg dankte Gabriele Kepic, Leiterin des Bereichs Familie-Jugend-Senioren, den ehrenamtlichen Helferinnen und der Auferstehungskirche, die 2010 die Regie für das Angebot vom Diakonischen Werk übernommen hatte. "Es hat einen hohen Stellenwert in unserer Gemeinde, und wir sind froh und stolz, dass es so gut läuft" erklärt Vertrauensfrau Barbara Gardill.
Schließlich wurden die Küchenfrauen für ihr Engagement 2015 sogar mit der Bürgernadel der Stadt Bamberg ausgezeichnet. Marga Göller, Anne Marquardt und Gabriele Kirchgeßner hatten die Ehrung damals entgegen genommen. Die 80-jährige Gabriele Kirchgeßner nahm mit dem Jubiläum nun Abschied vom Mittagstisch. "Es ist nicht leicht, Ehrenamtliche dafür zu finden", räumt sie ein. Sie kennt nur zu gut den Wunsch ihrer bisherigen Mitstreiterinnen, weitere Unterstützung zu finden. "Das ist ein Ehrenamt, das Spaß machen kann!" wirbt auch Pfarrer Buchstädt um die eine oder den anderen, die oder der Freude am Kochen und am Umgang mit Menschen hat.
Wer sich angesprochen fühlt, kann sich im Pfarramt der Auferstehungskirche melden, Pestalozzistraße 27, Telefon: 31257. Auch Senioren, die montags und donnerstags von 11.30 bis 13 Uhr zum Mittagstisch kommen möchten, können sich an das Pfarramt wenden. Das Mittagsmenü besteht jeweils aus Suppe der Saison/Vorspeise, Hauptgericht, Nachtisch und kostet 3,50 Euro.