Drei Tage lang explodierte der Domberg mit Farben, Musik, Trommeln, exotischen Düften und Aktionen. Es gab aber auch ruhige Momente der Besinnung auf Himmlisches.
Nach zwölf Stunden Dauerschicht mit Bierzapfen, Wasser- und Speziflaschen anreichen, wollte Josef Wachtler Samstagnacht nur noch eines: nach Hause, im Bett die müden Knochen ausstrecken. "Die hören gar nicht mehr auf zu singen und zu tanzen!", musste der Kolpingmann aber erstaunt feststellen. So ging es für ihn und weitere Ehrenamtliche der Bamberger Kolpingsfamilie an ihrem zentralen Getränkeausschank in der Alten Hofhaltung noch ein Weilchen weiter.
Tatsächlich hatte der Indien-Abend des Heinrichsfestes 2019 Scharen von Besuchern angelockt. Gesteckt voll war es, sodass sogar Erzbischof Ludwig Schick auf der Bühne ausrief: "Ich bin überrascht, wie viele gekommen sind!" Da passte zu seiner guten Laune das Motto dieses traditionellen Festes zu Ehren des Bistumspatrons Heinrich II.: "Uns schickt der Himmel...". So mochten sich die Besucher gleich doppelt geehrt fühlen. Denn der Moderator des indischen Abends, Weltkirche-Referent Michael Kleiner, begrüßte sie formvollendet mit "Namasté": "Ich verbeuge mich vor dir".
Zwanzig Priester und 145 Ordensfrauen aus Indien sind im Erzbistum Bamberg im Einsatz. Gefühlt alle waren in der Alten Hofhaltung und überhaupt an den drei Tagen des Festes auf dem Domberg. Dazu viele indische Familien, die hier in der Region leben. Und die Co-Moderator Mathew Kiliroor, langjähriger Pfarrer in Bubenreuth, dank seines funktionierenden Netzwerkes mobilisiert hatte.
Das Bühnenprogramm erwies sich als Feuerwerk an Farben und Geräuschen. Verschiedene Gruppen und Solisten aus ganz Deutschland fesselten mit anmutigen Tänzen, Chenda-Trommeln, die sonst in der zeremoniellen indischen Musik bei hinduistischen Tempelfesten zu Gehör kommen, mit Volksliedern in Bengali - und mit magischen Augenblicken.
Karmelitenpater Sunny John, Kaplan in St. Josef Gaustadt und St. Martin, zeigte Zauberkunststücke vom Feinsten. "Ich war in Indien der erste Priester, der zaubert", lachte er und zeigte stolz einen Mitgliedsausweis: Pater Sunny gehört zum "International Brotherhood of Magicians", ein Weltverband für etwa 12 000 Profi- und Amateurzauberkünstler in über 80 Landesverbänden.
Kurzweil für Jung und Alt
Wie aus dem Zylinder gezaubert, erwies sich das federleichte und zugleich tiefgängige Angebot an Kurzweil für Jung und Alt. Spiel und Sport, Musik und Talkrunden, Sari-Binden und Tellertanz, Begegnungen in der Budenstadt mit kirchlichen Verbänden und Initiativen, Kulinarisches von Bratwurst bis Veggie-Pfanne sowie dem indischen Gericht "Birzyani", Führungen durch Dom und Diözesanmuseum: "Ich weiß gar nicht, wo ich überall Station machen soll!", klang der Ausruf einer älteren Bambergerin etwas ratlos.
Doch in all dem Trubel gab es Oasen der Stille, die aufgesucht wurden: die Nagelkapelle und die Krypta im Dom, die Kunigundenkapelle. Meditation, Gebet, geistliche Musik schenkten Ruhe und Besinnung. Denn schließlich lautete der zweite Teil des Festmottos: "...Getauft und Gesendet". "Getauft sein bedeutet, eingehen in Jesus Christus und dann aus dieser Lebensverbindung leben. Jeder Getaufte ist gesendet, die Lebensweise Jesu Christi auszubreiten", erklärte Erzbischof Schick im Festgottesdienst am Sonntag auf dem Domplatz.