Bereits im Juli 2011 sorgte das Thema Hallstätter Weg für Turbulenzen in Hallstadt. Die Anwohner hatten schon damals die Nase voll vom Durchgangsverkehr.
Des einen Freud, des anderen Leid. So stellt sich für die Stadtverwaltung die Sperrung des Hallstätter Wegs dar, der als fast schon allgemein bekannter "Schleichweg" von Hallstadt-Süd direkt ins Gewerbegebiet am Hafen führt. Weil dort in der Emil-Kemmer-Straße ein neuer Kreisverkehr entsteht, wurde der Hallstätter-Weg aus Sicherheitsgründen, wie es aus dem Rathaus heißt, gesperrt. Für die Gewerbetreibenden ist die Sperrung mit weniger Verkehrszufluss und deswegen mit Einbußen verbunden. Das Weniger an Verkehrsaufkommen ist für die Anlieger an den "Zubringer"-Straßen (Seebachstraße, Schwester-Columbana-Weg, Valentinstraße) zum Hallstätter Weg mit einem deutlichen Mehr an Lebensqualität verbunden.
Genau deswegen wünschen sie sich eine dauerhafte Sperrung.
Abwägungsprozess Eine Abordnung der Betroffenen aus den Zubringerstraßen war zur Stadtratssitzung erschienen, in der Erster Bürgermeister Markus Zirkel (SPD) ein von den "verkehrsgeschädigten Anwohnern" unterzeichnetes Schreiben verlas. "Die Gewerbetreibenden haben sich auf ihre Weise - zu Recht - Gehör verschafft", nun täten dies die Anwohner. Das merkte Zirkel zu dieser Angelegenheit an und, dass im Stadtentwicklungskonzept angeregt wurde, sich dieses Themas anzunehmen. Insgesamt handele es sich um einen Abwägungsprozess.
Was sind konkret die Sicherheitsaspekte bei der Sperrung? Die Emil-Kemmer-Straße erfüllt die Funktion, bei einem Vorfall auf der nahen A70 den Verkehr von dort aufzunehmen und abfließen zu lassen.
Da sie genau das wegen der Sperrung (im Zuge der Baumaßnahmen für den Kreisverkehr) nicht kann muss hier die Bieghofstraße "einspringen". Genau auf die Biegenhofstraße müsste dann der Verkehr, der über den Hallstätter Weg kommt. Chaos im Bedarfsfall wäre vorprogrammiert. Weil die Stadt für ausgebauten Feldweg (Hallstätter Weg) zuständig und damit verantwortlich ist, konnte sie gar nicht anders, als ihn zu sperren, so der Bürgermeister. Im Übrigen sei der Bedarfsfall in der seit April laufenden Kreisverkehr-Bauphase schon einige Mal der Fall gewesen.
Das Anliegen der Anlieger werde in einer der nächsten Stadtratsitzungen behandelt, teilt Zirkel weiter mit. Überlegt werde im Rathaus aber auch, ob der Hallstätter Weg nach Fertigstellung des ersten Bauabschnitts für den Kreisel (etwa Ende August) vielleicht erst einmal doch wieder freigegeben wird.
Im Stadtrat selbst gebe zum Thema dauerhafte Sperrung kein einheitliches Meinungsbild, schloss Zirkel.
Stimme der Anwohner Eine der leidgeprüften Unterzeichner ist Ingrid Pflaum. Die 54-Jährige meint, die Baustelle könne ruhig 20 Jahre dauern, denn dann hätte man endlich wieder Lebensqualität. Die berufstätige Frau wohnt seit 27 Jahren in der Seebachstraße und hat miterlebt, wie nach der Verbreiterung des Feldwegs und dem Ausbau zum Hallstätter Weg der Verkehr hier nahezu explodiert ist.
Das geht so weit, dass man nachts bei geschlossenen Fenstern schlafen muss und Telefonate auf dem Balkon so gut wie ausgeschlossen sind. Die derzeitige Sperrung empfindet sie wie die anderen Anwohner als Wohltat.
Der reguläre Lieferverkehr zur Metallbaufirma Leicht und das An- und Abfahren der Beschäftigten seien geradezu Peanuts gegen die Zustände zuvor.
Dem Hallstätter Weg kommen eine Reihe von Funktionen zu, die für die Anwohner fast rund um die Uhr enorme Lärmbelästigung mit sich brächten: Der Weg sei der "Pizza-Highway" zu einer bekannten Pizzeria im Hafengebiet, "McDonald's-Einflugschneise" und vielgenutzte Disco-Zubringer-
Route. Ganz abgesehen von der Abkürzung für diejenigen, die im Hafen einkaufen wollen.
Für Hallstadter und Leue aus der näheren Ungebung deutet sich bei Ingrid Pflaum noch ein gewisses Verständnis an. Die vielen anderen aus fremden Landkreisen hingegen würden sogar über ihre Navis auf diese (kürzeste) Route geleitet. Sie steht oft hilflos an den Sperrungsschildern.
Was Ingrid Pflaum weiter in Rage bringt, das ist die Raserei, so gut wie keiner hält sich an die 30 km/h, sagt sie mit Verweis an den Kindergarten. Zur Zeit können man auf dem Hallstätter Weg wenigstens wieder in Ruhe laufen, radeln oder mit dem Hund spazieren.