Wie fühlen sich diejenigen hinter den Theken und Tresen? Händler erzählen von ihren schönen, schwierigen Beruf.
Die Saison des Bamberger Weihnachtsmarkts ist eröffnet. Die Menschen treibt es in die engen Gassen, wenn es draußen dunkel ist. Wenn weiße Flocken vom Himmel rieseln, klammern sich Einheimische und Touristen gleichermaßen an ihre dampfenden Tassen und atmen den Duft von Zimt und Nelken, von Bratwurst und gebrannten Mandeln ein.
Manche Kunden steuern Jahr für Jahr die Buden ihrer Lieblingshändler an. Was dem jedes Jahr vorangeht, ist, dass sich die Marktbeschicker bis Ende Mai bei der Stadt Bamberg um eine Genehmigung bewerben. Eingereicht werden aussagekräftige Unterlagen mit Bildern, die dann einem Gremium vorgelegt werden. Das Gremium setzt sich aus Vertretern der Stadt und des Bayerischen Landesverbandes der Marktkaufleute und Schausteller e. V. zusammen.
Die langjährigen Markthändler Konrad Friedrich, Haushaltswaren, und Jutta Arleth, Korbwaren, sind Urgesteine auf dem Bamberger Weihnachtsmarkt.
Konrad Friedrich verkauft seit fast 40 Jahren Haushaltswaren - der Bamberger Weihnachtsmarkt ist seit jeher fester Punkt seiner Jahresplanung. Die Standortfrage ist für Friedrich entscheidend: "Das ist ein Anziehungspunkt", meint er und deutet auf die Schneise zwischen dem Maxplatz und der Fußgängerzone.
Seine Plätzchen-Ausstecherle schimmern im künstlichen Licht besonders kräftig. Auf einem Haufen stapeln sich klassisch "Sonne, Mond und Sterne" neben ungewöhnlichen Plätzchen-Formen. Warum nicht mal Eulen backen? Die Jungen Leute scheint diese bunte Auswahl an Haushaltswarenartikeln anzuziehen.
So ziemlich die Hälfte der Jahre, nämlich 20, verbringt auch Jutta Arleth aus Sand am Main ihre Zeit auf den Märkten der Region. Hauptsächlich bietet sie Korbwaren an.
Jutta Arleth kann sich noch erinnern, wie sie mit ihrem Vater früher hausieren ging - als Einzige unter ihren Geschwistern konnte sie sich dafür begeistern. "Das hat sich dann aber alles geändert, als es Klingeln gab", erklärt die Korbhändlerin. Die Händler konnten nicht mehr direkt in die Häuser marschieren, um ihre Waren an den Mann oder die Frau zu bringen.
Händler sind ein spezielles Volk. Entweder man kann sich im Verkauf unter freiem Himmel wiederfinden und kommt mit den Wetterunbilden zurecht oder nicht. Entscheidend ist hier immer, dass auf irgendeine Art und Weise ein persönlicher Bezug zum Arbeitsplatz und den Produkten hergestellt werden kann.
Zwar ist der Umsatz nicht in jedem Jahr derselbe, aber das Weihnachtsgeschäft scheint sich durchweg zu lohnen. Noch.
Für Jutta Arleth ist nicht klar, ob es dieses klassische Markttreiben auch noch in zehn oder 20 Jahren geben wird.
Ihre Söhne werden das Geschäft wohl nicht übernehmen. "Das kann man seinem Nachwuchs nicht raten", sagt Jutta Arleth, "das Einkaufen auf dem Markt lässt nach. Die jungen Leute laufen regelrecht mit Scheuklappen an den Ständen vorbei. Im Sommer, wie im Winter", hat sie festgestellt.
Betrieb an die Tochter abgegeben Dass es auch darauf ankommt, welche Produkte angeboten werden, wird einige Stände aufwärts in der Reihe deutlich. Konrad Fischer hat den Betrieb bereits an seine Tochter abgegeben. Gemeinsam packt die ganze Familie an den Standorten Erlangen und Bamberg an.
Familienzusammenhalt in Marktfamilien wird großgeschrieben: "Beim Aufbau sitzt jeder Handgriff. Da muss man nicht noch lange Anweisungen geben", bestätigt auch Arleth.
Aber trotzdem müsse man mit dem Marktgeschehen tiefer verbunden sein, um sich jeden Tag - und zwar von Sonntag bis Sonntag - die Zehen abzufrieren. Ob es ein Geheimrezept für diese Arbeit gibt? "Man steht ja nicht den ganzen Tag im Stand. Da geht man sich mal einen Kaffee holen, isst eine Bratwurst, schaut da beim Nachbarn vorbei...", verrät Konrad Friedrich sein Zufriedenheitsrezept.
Markthändler sind eine Spezies für sich. Jeder Kunde erfordert den richtigen Ton, die richtige Haltung, den richtigen Spruch auf den Lippen. Warum man sich dieser Arbeit widmet? Weil man mit Menschen zusammenarbeitet. Und "vielleicht ist es diese Freiheit, unter freiem Himmel, in der wir arbeiten können, die einen so fasziniert", ahnt Jutta Arleth.