Seit sieben Jahren päppelt die Sambacherin Heidi Murawski als Pflegestelle fürs Bamberger Tierheim Kätzchen auf. Nur das erste konnte sie nicht wieder ziehen lassen.
Vincent, Valentina, Viktoria und Vivienne sind gerade unsichtbar. Nur Anton räkelt sich genüsslich auf dem Stuhl. Er weiß sich in Sicherheit. Doch gerade der rot-weiße Kater bringt seinem Frauchen Heidi Murawski die Bezeichnung "Totalversager" ein. Totalversager, was die Funktion als Katzenpflegestelle einbringt. Nicht weil es hier an Zuneigung, Futter oder fachlicher Kompetenz gemangelt hätte. Es war der Abschied: Die heute 50-Jährige konnte ihr erstes Katzen-Pflegebaby einfach nicht hergeben. Von allen in den vergangenen sieben Jahren folgenden hat die Sambacherin die Trennung jedoch geschafft, weshalb Marion Hymon-Löffler "den Totalversager" nur auf den Fall Anton reduziert.
Hymon-Löffler ist Zweite Vorsitzende des Tierschutzvereins Bamberg und Umgebung und fungiert ihrerseits seit 18 Jahren als Katzenpflegestelle. Nun ist der Verein wieder auf der Suche nach Katzenfreunden, die einen Stubentiger zeitlich begrenzt bei sich aufnehmen. So wie Heidi Murawski, eine von aktuell 14 Pfegestellen, in deren Obhut sich im Moment 50 Katzen befinden. 60 weitere logieren im Tierheim Berganza. "Wir brauchen dringend weitere solche Stellen", erklärt Marion-Hymon Löffler. Denn Baby- und Jungkatzenzeit ist zwischen Juli und November "und im März geht es dann schon wieder los", weiß die Trabelsdorferin.
Dann sollten Vincent, Valentina, Viktoria und Vivienne ihr momentanes Zuhause in Sambach schon längst wieder verlassen haben. Werden sie wohl auch. Denn inzwischen fällt es Heidi Murawski wesentlich leichter, ihre liebevoll umsorgten und gepäppelten Katzenkinder ziehen zu lassen. Ein prall gefüllter Ordner mit Vermittlungsunterlagen kündet von vielen vierbeinigen Pfleglingen. Leichter fällt es ihr heute, weil sie weiß, ihre Schützlinge bekommen ein schönes neues Zuhause und sie selbst kann wieder weiteren Kätzchen helfen. Irgendwie ergibt es sich, dass man eine gewisse Zeitlang in Kontakt mit den neuen Besitzern bleibt.
Warum aber tut sie sich das an, immer wieder neue, kleine Katzen, die bisweilen krank oder scheu sind und gepäppelt werden müssen? "Die geben einem so viel." Wenn die Tiere das erste Mal kommen und sich kuscheln, wenn aus schwächlichen Kätzchen kräftige neugierige Wesen geworden sind.
Auch für die eigene Familie, mit Ehemann und Söhnen, bedeuten die Fell tragenden Gäste eine Bereicherung. Obwohl zu der Familie neben Anton bereits drei weitere Katzen und Hund Sammy gehören. "Es ist jedes Mal anders und immer wieder schön."
In den letzten Jahren hat die Sambacherin so viele Katzen gehabt, dass sie in der Zwischenzeit alle "Fälle" nimmt, die das Tierheim besonders unterbringen muss: hochträchtige Muttertiere, Muttertiere mit ganz jungen Kätzchen, Katzenbabys, die mit der Flachse gepäppelt werden müssen (alle zwei Stunden Futter brauchen), ältere kranke oder Tiere mit besonderem Bedarf, für die eine Unterbringung in der Quarantäne-Station zusätzlichen Stress bedeuten würde.
Voraussetzungen
Was braucht es, damit man Katzenpflegestation wird? In der Regel ein separates Zimmer mit Tageslicht und Liebe zu Katzen, fasst Marion Hymon-Löffler zusammen. Allerdings muss man sich bewusst sein, dass trotz aller Anstrengung es ein krankes Tier einmal nicht schaffen könnte. Dafür muss man eine gewisse seelische Robustheit mitbringen.
Ein Auto sollte auch zur Verfügugng stehen, falls der vierbeinige Schützling zum Tierarzt muss. Die Kosten dafür wie für Futter und Streu bezahlt der Tierschutzverein.
Vincent, Valentina, Viktoria und Vivienne haben sich in der Zwischenzeit aus ihrem Versteck gewagt. Sie trauen sich nun auch ganz öffentlich und intensiv mit ihrem Pflegefrauchen zu kuscheln. Der Moment, in dem Marion Hymon-Löffler noch einen wichtige Voraussetzung für die Pflegestelle ergänzt: Man sollte sich fragen, ob man eventuell gefährdet ist, zum "Totalversager" zu neigen, wie Hymon-Löffler humorvoll diejenigen nennt, die ihre Pflegekatze nicht mehr abgeben können.
Fragen zum Thema Pflegestelle werden unter Telefonnummer 09549/7755 beantwortet.