Gegen Verbote und längere Sperrzeiten

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Die satirische Facebookseite "Dinge, die man in Bamberg noch verbieten könnte"
Die satirische Facebookseite "Dinge, die man in Bamberg noch verbieten könnte"
Michl, Max, Christopher und Lars (von links) fühlen sich durch die Sperrzeitverlängerung in ihrer Freiheit eingeengt. Foto: Matthias Hoch
Michl, Max, Christopher und Lars (von links) fühlen sich durch die Sperrzeitverlängerung in ihrer Freiheit eingeengt. Foto: Matthias Hoch
 

Sie sind jung, kulturell aktiv und fordern: "Kultur braucht Zeit!" - auch nachts. Deswegen haben drei Studenten für kommenden Montag eine Demo organisiert. Auch im Internet regt sich Protest: Die Satire-Seite "Dinge, die man in Bamberg noch verbieten könnte", hat innerhalb kürzester Zeit 4000 Likes bekommen. Auf inFranken.de äußern sich die Macher des Protests im Videointerview.

Nein, es geht ihnen nicht darum, dass sie "eine Stunde länger saufen können". Überhaupt regt es die vier jungen Bamberger auf, dass es immer heißt, "die Studis betrinken sich nur und sind ein Partyvolk". Student Michl (27) betont: "Es geht um die Bamberger Subkultur, die nun mal auch nachts stattfindet."

Gemeinsam mit zwei Freunden hat er die Demonstration "Kultur braucht Zeit! - Demo gegen die Sperrzeitverlängerung und den kulturellen Missstand in Bamberg" organisiert. Drei junge Männer, alle drei gebürtige Bamberger, alle drei planen hin und wieder selbst Veranstaltungen, alle drei wohnen in der Innenstadt.

Sie wissen, was es heißt, wenn morgens der Lieferverkehr vorbeifährt, Stadtführungen vor dem eigenen Fenster stattfinden und ja, manchmal auch junge Menschen zu laut sind. "Die jungen Leute müssen ein Bewusstsein für die Anwohner entwickeln", sagt Michl deutlich.

Aber: "Bamberg muss für junge Menschen auch attraktiv bleiben", sagt Max (25). "Die Attraktivität einer Stadt, in der 13.000 Studenten leben, wird durch die Sperrzeitverlängerung massiv verringert", heißt es auf dem Flugblatt, das die Demonstration am Montag bewirbt und dieser Tage in Bamberg verteilt wird.

Bessere Kommunikation mit Stadt

Zudem gibt es eine Facebookgruppe, in der innerhalb von wenigen Tagen schon rund 1000 Menschen zugesagt haben. Ob sie tatsächlich alle auch zur Demo kommen, ist fraglich. Das wissen auch Michl, Max und Christopher. Aber sie wollen mit der Demo Aufmerksamkeit erregen, fordern "einen besseren Dialog mit der Stadt".

Das ist auch das Ziel von Lars (29). Er hat am 21. Juni eine Facebookgruppe gegründet, deren Fan-Zahlen innerhalb weniger Tage explodiert sind: Aktuell hat die Seite 4369 "Gefällt mir"-Angaben (Stand: 27. Juni). Was den Facebook-Fans gefällt? Die Beiträge und die Intention von "Dinge, die man in Bamberg noch verbieten könnte". Unter diesem Namen hat Lars die Gruppe gegründet, weil es ihm nach Sperrzeitverlängerung, Reduzierung der Ausnahmegenehmigungen und schließlich der Absage der Unifestes gereicht hat. Also hat er die satirische Seite ins Leben gerufen, um eine Protestplattform gegen Verbote in Bamberg zu schaffen.

Satirisches "Hilfsportal"

In der Gruppenbeschreibung heißt es: "Wir verstehen uns als Hilfsportal für die Stadt Bamberg. Unbürokratisch sollen hier neue Verbote erarbeitet werden, die der Stadt Bamberg als Denkanstoß dienen."
Beispiel: "Dinge, die man in Bamberg noch verbieten könnte: ...Sich privat durch die Altstadt zu bewegen, ohne sich kostenpflichtig einer Stadtführung anzuschließen, oder alternativ selbst eine zu leiten." Oder: "Das Trinken von Rauchbieren in geschlossenen öffentlichen Räumen und Festzelten sollte untersagt werden, um das bayrische Nichtraucherschutzgesetz auch zu 110% zu erfüllen."

Bei aller Satire betont Lars den ernsten Hintergrund der Seite. "Einerseits geht es darum, auf witzige Weise der Stadt zu zeigen, dass man einen gewissen Unmut hegt. Andererseits wollen wir unsere Empörung kanalisieren, damit die Stadt uns nicht mehr ignorieren kann." Auf der Seite der Gruppe heißt es: "Die Stadt soll uns wahrnehmen, die Stadt soll mit uns reden und uns zuhören, denn auch wir sind irgendwann die ,70-Jährigen', sofern wir nicht alle frustriert wegziehen ;-)"

Konkret könnte sich Lars vorstellen, dass aus der Gruppe ein Kompetenzteam entsteht. Der Dialog mit der Stadt könne seiner Meinung nach auch durch eine Art dauerhafte studentische Vertretung bei der Stadt oder einen studentischen Bürgerverein gefördert werden.

Die drei Demo-Organisatoren kennen Lars und seine Seite. Im Zusammenhang mit den Verboten in Bamberg steht für sie auch die Sperrzeitverlängerung. Christopher sagt: "Es muss doch in Bamberg auch Plätze geben, wo man bis fünf Uhr morgens feiern kann!" Für diese eine Stunde mehr gehen die jungen Leute am Montag auf die Straße. Gegen "die Einschränkung des Nachtlebens" hat sich eine weitere Initiative mit dem Namen "Sperrstunde abschaffen!" gegründet. Allerdings macht Michl von "Kultur braucht Zeit" darauf aufmerksam: "Diese Leute gehören zur liberalen Hochschulgruppe. Wir begrüßen natürlich, dass sich der Protest an vielen Stellen erhebt, von Parteipolitik distanzieren wir uns aber deutlich."

Die Demonstration
Ablauf Die Demonstration findet am Montag, 1. Juli, statt. Um 17 Uhr ist Treffpunkt an der Elisabethenkirche im Sand, 17.30 Uhr Marsch zum Gabelmo, 18 Uhr Kundgebung, 20 Uhr Fußmarsch zum Morphclub und Podiumsdiskussion.