G8: Ude lehnt Volksbegehren ab

2 Min
Abiturienten des Anton-Bruckner-Gymnasiums in Straubing (Niederbayern) schreiben in der Turnhalle die Abiturprüfung. Foto: A. Weigel/dpa/Archiv
Abiturienten des Anton-Bruckner-Gymnasiums in Straubing (Niederbayern) schreiben in der Turnhalle die Abiturprüfung. Foto: A. Weigel/dpa/Archiv

Der SPD-Spitzenkandidat will ein "Gymnasium der zwei Geschwindigkeiten" - aber erst in einer Regierung mit Freien Wählern und Grünen. Einstweilen erklärt er die Landtagswahl zum "Volksentscheid über den G8-Murks" der CSU.

Am Wochenende hat sich der Chef der Freien Wähler, Hubert Aiwanger, bei der Mitgliederversammlung in Geiselwind freie Hand geben lassen für ein Volksbegehren, mit dem er für bayerische Schüler Wahlfreiheit erreichen will zwischen dem jetzigen achtjährigen Gymnasium (G8) und einer dann wieder neunjährigen (G9) Alternative. Einen gemeinsamen Anlauf der Opposition im Bayerischen Landtag für ein solches Bürgervotum aber wird es nicht geben. SPD-Spitzenkandidat Christian Ude stellte gestern klar, dass seine Partei ein Volksbegehren schon deshalb nicht anstrebt, weil die Zeit dafür zu kurz ist bis zur Landtagswahl am 15. September. Diese Abstimmung erklärte er aber zu einem "Volksentscheid" über den "G8-Murks der CSU".

Ude ließ gestern erkennen, dass er zwar persönlich das neunjährige Gymnasium bevorzugt, betonte aber, dass die Wiedereinführung des reinen G9 nicht das Ziel sei: Es geht um ein "Gymnasium
der zwei Geschwindigkeiten", das wahlweise in acht oder neun Jahren durchlaufen werden kann.

Dessen Ausgestaltung werde "extrem kompliziert", räumte Ude ein, und sie könne auch deshalb schwerlich Gegenstand eines Volksbegehrens sein. Zudem sei die Übereinstimmung zwischen den Oppositionsparteien zwar weitgehend, "aber nicht lückenlos".

So könne eine längere Gymnasialzeit "auf alle Schuljahre verteilt" werden, aber auch nur auf die Mittelstufe oder die Oberstufe. Letzteres Modell favorisiert die SPD-Landtagsfraktion mit ihrem bildungspolitischen Sprecher Martin Güll. Ude wollte sich gestern nicht festlegen: "Je mehr Pflöcke die Parteien jetzt reinhauen, desto schwieriger wird dann die Verständigung."

Ude will einheitliches Konzept
Die will Ude, nach der Landtagswahl, an der Spitze einer von SPD, Grünen und Freien Wählern getragenen Staatsregierung herbeiführen, und zwar mit Eltern und Lehrern samt ihren Verbänden sowie der Landesschülervertretung. Schon hier ist die Lage uneinheitlich, denn der Landesschülerrat befürwortet das G8 ebenso wie die Lehrer, jedenfalls in Gestalt des Philologenverbands.

Zudem ist Ude klar, dass er, im Fall seines Wahlsiegs, "eine Mehrheit im Landtag schmieden" muss. Dies wird seiner Einschätzung nach mit den Freien Wählern einfacher als mit den Grünen, "mit denen größerer Diskussionsbedarf besteht".

Die Grünen-Landesvorsitzende Theresa Schopper erteilte den Vorstellungen von SPD und Freien Wählern gestern eine klare Absage: "DieProbleme des achtjährigen Gymnasiums lassen sich nicht dadurch lösen, dass man parallel das neunjährige Gymnasium wieder einführt." Nötig seien vielmehr entschlackte Lehrpläne und der konsequente Ausbau der Gymnasien zu Ganztagesschulen. Letzteres aber hält Martin Güll nicht für zeitnah möglich bei rund 400 Gymnasien in Bayern.

Es geht um mehr Zeit für Schüler
Am Dienstag, bei einer Aktuellen Stunde zur Zukunft des Gymnasiums, die auf Antrag der Freien Wähler im Landtag stattfand, hielt Kultusminister Ludwig Spaenle zudem entgegen, dass es um mehr Zeit für den einzelnen Schüler gehe und nicht um "theoretische und populistische Systemdebatten". Spaenle: "Künftig wird jeder Schüler eines staatlichen Gymnasiums in Bayern nach einer pädagogischen Beratung wählen können, ob er acht oder neun Jahre auf dem Gymnasium in Anspruch nimmt."

Dieses Flexibilisierungsjahr, das, innerhalb des G8, ein zusätzliches Jahr in der Mittelstufe erlaubt, nannte Güll gestern den "Gipfel" dessen, was die CSU "Eltern und Schülern nicht mehr erklären kann". Auch Spae nles Argument, dass ein paralleles Angebot von G8 und G9 mangels ausreichender Schülerzahlen zur Schließung von Gymnasien im ländlichen Raum führen werde, sei "Quatsch". Spaenle, so Güll, ist im Wahljahr "die offene Flanke der CSU".

Dies sieht Ude ebenso. Die Zukunft des Gymnasiums hält er für "eines der heißesten Themen der bayerischen Bildungspolitik". Die wiederum sei ein zentrales Feld der Landespolitik, also "auch im Wahlkampf". Ude ist sich sicher: "Es gibt kein anderes Thema, das in Stadt und Land die Eltern so im Zorn vereinigt."

Also wird der "G8-Murks", den Ude immer wieder so nennt, zentrales Wahlkampfthema der SPD werden. Noch vor der Wahl, so Ude gestern, werde er einladen zu einem "großen Bildungskongress", dem dann eine entsprechende "Regierungsvereinbarung" folgen soll.