Eine Machbarkeitsstudie räumte einige Zweifel aus: Friesen kann um zwei stattliche Siedlungsflächen erweitert werden. Nicht alle Bürger sind damit einverstanden. Es könnte ein Rechtsstreit drohen.
                           
          
           
   
          Soll der Ortsteil Friesen mit derzeit etwa 300 Einwohnern um rund 60 Wohnhäuser mit gut 200 Bewohnern wachsen? Diese Frage will der Marktgemeinderat nicht im Alleingang beantworten: Ehe die Entscheidung getroffen wird, werden sich die Kommunalpolitiker mit den Ortsbewohnern auseinandersetzen und die Meinung der Fachbehörden einholen. 
Und sollte am Ende dieser Voruntersuchungen ein entsprechender Bebauungsplan beschlossen werden, dann droht noch ein Verfahren vor dem Verwaltungsgericht. Denn etliche Friesener lehnen die Bebauung des Naturraumes zwischen Wald und Ortsrand ab. Sie haben Gründe gegen das Projekt gesammelt und tragen schon Geld für einen Rechtsstreit zusammen. 
  
  Für 1,1 Millionen Mark gekauft Ausgangspunkt war eine Initiative der Freien Wähler im Marktgemeinderat, wegen der angespannten Finanzlage das ehemalige Vogt-Gelände als Bauland zu nutzen. 
Dieses 2,6 Hektar große Areal am östlichen Ortsrand von Friesen hatte der Markt Hirschaid vor knapp 20 Jahren für 1,1 Millionen DM von einem in Schieflage geratenen Unternehmen gekauft. In der Zwischenzeit wurde es als mögliches Baugebiet im Flächennutzungsplan berücksichtigt.
 Hirschaid braucht Geld. Was liegt näher, als die Baulandreserve zu versilbern? Daraufhin entstand die Bürgerinitiative "Grünes Herz Friesen e. V.". Der Marktgemeinderat gab bei dem Burghaslacher Landschaftsarchitekten und Stadtplaner Frieder Müll-Maatsch vorsichtshalber eine Machbarkeitsstudie für die Ortserweiterung in Auftrag. Das Ergebnis wurde dieser Tage in Anwesenheit zahlreicher Dorfbewohner im Rathaus vorgestellt.
Zunächst hat Müller-Maatsch im Gebiet zwischen dem Altort Oberfriesen und dem Altort Unterfriesen 14 freie Bauparzellen entdeckt. 
Diese seien allerdings nicht verkäuflich, sie würden von den Eigentümern für deren Nachkommen reserviert.
Die Erweiterung Friesens stößt ferner an die Grenzen von FFH- und Landschaftsschutzgebieten des Naturparks Fränkische Schweiz sowie an eine Wasserschutzzone. Für die im Flächennutzungsplan dargestellten Siedlungsgebiete auf der ehemaligen Damwildweide der Firma Vogt sowie auf den westlich der Ahornstraße gelegenen "Lehmfeldern" hat der Landschaftsarchitekt allerdings zwei Neubauzonen skizziert, die Begehrlichkeiten wecken dürften. CSU-Gemeinderätin Roswitha Dirmeier geriet sogleich ins Schwärmen: Es sei zu erwarten, dass die Baugrundstücke in dieser Lage "innerhalb von vier Wochen" an den Mann zu bringen seien. 
  
  Grüngürtel mit Spielplatz Müller-Maatsch hat zwischen dem Neubaugebiet auf der ehemaligen Damwildweide und dem Wald einen Grüngürtel mit Spielplatz, Spazierweg und vier Regenrückhaltebecken berücksichtigt. Auch im Süden könne das Areal sehr schön in die Landschaft integriert werden, versicherte er. Verkehrstechnisch angebunden werden soll das Baugebiet durch eine einzige Zufahrt vom Tannenweg her.
 Die Erschließung mit Kanal und Wasser könne vom Erlenweg, also vom Süden her, erfolgen, erklärte der Stadtplaner. Ein alter, prägender Nussbaum könne erhalten bleiben; die noch jungen Obstbäume könne man versetzen und die Pflanzen- und Tiergesellschaften eines Tümpels könnten umgesiedelt werden.
 Auf 18.500 Quadratmeter Bauland wies Müller-Maatsch 27 Bauplätze von 550 bis 800 Quadratmetern 
Größe aus. Wegen der Hanglage (sechs bis acht Prozent Gefälle) sei die Entwässerung der Baugruben unproblematisch, auch wenn teilweise mit felsigem Untergrund gerechnet werden müsse. "Halbe Wannen" genügten.
  
  Felsiger Untergrund Für die Lehmfelder zwischen Friesen und der Staatsstraße 2210 entwarf der Landschaftsarchitekt ein weiteres Neubaugebiet mit 21460 Quadratmeter Wohnfläche für 32 Parzellen: Zufahrten durch die vorhanden Stichstraßen der Ahornstraße, Entwässerung ebenfalls Richtung Erlenweg/Köppelhof. Hier sind zwei Regenrückhaltebecken vorgesehen. 
Für Friesendorf-West errechnete Müller-Maatsch aus den Bauland- und Erschließungskosten einen Quadratmeterpreis von 120 bis 125 Euro, den Quadratmeter auf dem ehemaligen Vogtgelände kalkulierte er mit 120 bis 130 Euro; beides allerdings ohne Einbeziehung der Globalkalkulation (etwa für Anteile an der Kläranlage oder Wasserversorgung). 
Zweifel an dieser Kalkulation äußerten der Ortssprecher von Friesen, Christian Büttel, und CSU-Fraktionsvorsitzender Klaus Homann. Ihrer Meinung nach sei wegen des felsigen Untergrunds mit höheren Erschließungskosten zu rechnen. Friesen wolle kein Nobelort sein, sondern benötige den Zuzug junger Familien für eine nachhaltige Entwicklung, argumentiere der Ortssprecher. 
SPD-Marktgemeinderat Josef Haas erinnerte an die "Verpflichtung für die Natur". Gleichzeitig warnte er vor den zu erwartenden Langzeitkosten sowie der "totalen Veränderung des Bergdorfes Friesen" durch die Ansiedlung so vieler Neubürger. Albert Deml von der Ökologischen Liste kritisierte, dass der Landschaftsarchitekt über die Vorgaben des Flächennutzungsplanes hinausgegriffen habe. Man sollte vorrangig die Besitzer der erschlossenen Leergrundstücke zu Verkäufen bewegen, schlug Deml vor.
  
  Viele offene Fragen Noch viele offene Fragen listete der Sprecher der Freien Wähler im Marktgemeinderat, Georg Kestler, vor dem Hintergrund zahlreicher unbebauter Grundstücke im Gemeindegebiet auf. 
Ihm fehlen die Umweltverträglichkeitsprüfung ebenso wie eine Wirtschaftlichkeitsberechnung und Vergleichszahlen mit anderen Baugebieten.
 Kestler sieht für die weitere Bebauung Friesens keine rasche Lösung und will sie im Interesse einer einvernehmlichen Entwicklung auch nicht: Auf die Schnelle sei dort jedenfalls nicht mit günstigem Bauland für junge Familien zu rechnen, meint der FW-Sprecher. 
Es müsse der Gemeinde zwar darum gehen, das in den Geländekauf investierte Geld wieder zurückzubekommen, sagte Bürgermeister Andreas Schlund. Aber auch er riet der nächsten Generation in der Kommunalpolitiker erst einmal zu Geduld im Dialog mit den Bürgern. 
Nur Josef Haas von der SPD stimmte schließlich gegen weitere Schritte zur Prüfung des Baulandentwicklung von Friesen.