Fremde im eigenen Haus: das Leiden der Einbruchsopfer

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Häufig treten bei Einbruchsopfern psychische Probleme auf. Sie leiden unter Angstzuständen und Schlafstörungen. Foto: Symbolfoto Christopher Schulz
Häufig treten bei Einbruchsopfern psychische Probleme auf. Sie leiden unter Angstzuständen und Schlafstörungen.  Foto: Symbolfoto Christopher Schulz

Häufig treten bei Einbruchsopfern psychische Probleme auf. Sie leiden unter Angstzuständen und Schlafstörungen.

Als Manuela Neubert (Name von der Redaktion geändert) am frühen Abend ihre Wohnungstür aufschließen will, wird sie unsicher. Hatte sie nicht das Licht im Schlafzimmer brennen lassen? Wenige Sekunden später der Schock: Einbrecher haben ihre Wohnung verwüstet. Überall aufgerissene Schubladen, geöffnete Schränke. Der lieb gewonnene Erbschmuck der Großmutter ist weg.

Der materielle Schaden ist überschaubar. Ein paar Hundert Euro, die Versicherung zahlt. Viel schlimmer ist für Neubert das Gefühl, dass ein Fremder in ihren vier Wänden war. Das Gefühl lässt die junge Frau auch Monate nach dem Vorfall nicht los. Sie leidet unter Schlafstörungen, Angstzuständen und chronischer Nervosität.
Wie Neubert empfinden viele Einbruchsopfer. Das Gefühl, dass jemand in die Privatsphäre eingedrungen ist, lässt ein Gefühl der Ohnmacht und Angst zurück. Laut einer Studie des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft fühlen sich knapp 50 Prozent der Betroffenen auch noch zwölf Monate nach der Tat in ihrer gewohnten Umgebung unsicher. Etwa ein Viertel der Einbruchsopfer zieht aus der Wohnung aus, beziehungsweise äußert den Wunsch, dies zu tun.


Zuhören hilft

Der Verein "Weißer Ring" unterstützt Kriminalitätsopfer. Hier hat man die Erfahrung gemacht, dass es meist schon hilft, wenn die Betroffenen mit einer neutralen Person über das Erlebte reden können. "Wir hören erst einmal zu. Dann fällt bei vielen schon eine große Last ab", sagt Michael Düthorn, Leiter der Außenstelle Bamberg. Weitere Unterstützungen, wie beim Gang zur Polizei oder ins Gericht, würden im Anschluss gerne wahrgenommen.

Ganz wichtig ist auch ein stabiles soziales Umfeld. Regelmäßige Aktivitäten mit Freunden oder der Familie sorgen für ein höheres Sicherheitsgefühl. Wenn man allerdings längerfristig psychisch leidet, sollte man nicht zögern, sich professionelle Hilfe zu holen. "Wer nach einem Einbruch nicht mehr durchschläft und bei jedem Geräusch hochschreckt, sollte über eine Therapie nachdenken", rät Bianca Biwer, Bundesgeschäftsführerin beim Weißen Ring.


Politik muss handeln

Biwer macht zudem deutlich, dass es beim Thema Einbruch großen Nachholbedarf auf politischer Ebene gibt. "Wir fordern, dass auch Betroffene von Wohnungseinbrüchen Leistungen nach dem Opferentschädigungsgesetz erhalten." Das Gesetz verlangt dafür derzeit noch einen tätlichen Angriff, Folgen von psychischer Gewalt berechtigen nicht zur Leistung.


Untersuchungen würden aber zeigen, dass nach Einbrüchen seelische Belastungen vorliegen, die die Menschen in ihrem späteren Leben einschränken. "Sich um diese Opfergruppe zu kümmern, muss auch dem Staat ein Anliegen sein", macht die Bundesgeschäftsführerin deutlich.


Einbruchsrisiko: Bayern sicherstes Bundesland

In Bayern war das Einbruchsrisiko mit nur 59 Einbrüchen (pro 100 000 Einwohner) im vergangenen Jahr im Bundesvergleich mit Abstand am geringsten. Im Gegensatz zum Bundestrend ging die Zahl sogar zurück.
Sachsen hatte zwar eine Zunahme zu verzeichnen. Mit 104 Einbrüchen (pro 100 000 Einwohnern) lag die Zahl aber nur etwa halb so hoch wie in ganz Deutschland (206).

Entgegen dem bundesweiten Trend sind die Zahlen für den Wohnungseinbruchdiebstahl 2015 in Unterfranken zurückgegangen. Insgesamt wurden dort 603 Fälle registriert. Im Vergleich zum Vorjahr sind das 60 Straftaten weniger. Gleichzeitig ist die Aufklärungsquote im Bereich des Polizeipräsidiums Unterfranken von 12,1 auf 17,9 Prozent gestiegen. Bayernweit liegt die Aufklärungsquote bei 15,9 Prozent, bundesweit bei 15,2 Prozent.