Er macht Franken die Hölle heiß

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Thomas Pregl Foto: emons
Thomas Pregl  Foto: emons
 

"Frankenhölle" heißt der neue Roman Thomas Pregls. Ein Mordsspektakel veranstaltete er bei seinem ersten Bamberg-Krimi. Wir sprachen mit dem kreativen Kopf, der vormittags Schüler unterrichtet und nachmittags als Schreibtischtäter die Köpfe rollen lässt. Dazu gibt's eine Leseprobe

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Eine Mordserie "von fast biblischen Ausmaßen" erschüttert die Domstadt. Willkommen in der "Frankenhölle", durch die Thomas Pregl seine Leser gehen lässt - mit einem teuflischen Lächeln. Die dunkle Seite der "Traumstadt" zeigt uns der Litzendorfer Autor, dessen Zwei-Finger-Tipp-System eine Blutspur hinterließ. Ja, Leichen pflastern den Weg des Schreibtischtäters - bis hin zum nackten Lobbyisten, den Pregl mit spitzer Feder in einem luxuriösen SM-Studio meuchelt und ans Andreaskreuz hängt. Woher kommt die kriminelle Energie des 59-jährigen Freizeitliteraten, dessen Fantasie uns erschauern lässt? Wir knöpften uns Pregl vor, der am 22. Oktober in Bamberg seine Premierenlesung gibt.

"Tod eines Anlegers" nannte sich Ihr Krimi-Debüt. Nun die Fortsetzung zum Start der Buchmesse.
Was reizt Sie am Suspense-Genre?
Thomas Pregl: Ich arbeite seit etlichen Jahren als freier Journalist und befasste mich dabei auch mit Wirtschaftskriminalität. Vieles von dem, was ich für Zeitungen recherchierte, durfte ich letztendlich aber nicht veröffentlichen. In meinen Krimis rechne ich mit Finanzhaien ab, Lobbyisten, Managern und anderen Drahtziehern, die im wahren Leben meist ungestraft davonkommen.



"Du bist nicht gemeint!"

Stimmt, nur die Kleinen hängt man. Welche real existierenden fränkischen Kriminellen beschrieben Sie also? Nennen Sie Namen!
Das kann ich nicht. Alle im Buch handelnden Personen, erwähnten Firmen, dargestellten Ereignisse und Straftaten sind - bis auf Protagonisten der Zeitgeschichte, Wirte und Gasthäuser - Kopfgeburten. Ähnlichkeiten mit lebenden, verstorbenen oder zukünftigen Personen wären rein zufällig. Jedem Leser, der sich wiederzuerkennen glaubt, sei gesagt: Du bist nicht gemeint!

In Augsburg spielte Ihr erster Krimi. Warum verwandeln Sie jetzt unser schönes Bamberg in eine "Frankenhölle"?
Weil Bamberg eine so faszinierende Stadt ist. Als gebürtiger Niederrheiner weiß ich sie ebenso wie meine Ermittlerin zu schätzen, die von Augsburg an die Regnitz strafversetzt wurde. In Bamberg hat man mich übrigens auch mit Kellerbier und Klobürste einer Taufe unterzogen, die mich zum waschechten Franken machte.



Zarte Gefühle

Ihre taffe Polizeirätin entwickelt während der Verbrecherjagd zarte Gefühle für Teampartner Denzlein. Liegt's an Bamberg als romantischer Kulisse, dass sie ungeahnte Emotionen zeigt?
Nein, vermutlich eher daran, dass man als Autor irgendwann mit seinen Figuren sympathisiert. Obwohl Petra Stengl eine arrogante und überkorrekte Heldin ist, die am eigenen Anspruch scheitert und in Bamberg erst mal Gras über ihren letzten Fall wachsen lässt. Mit der fränkischen Männerwelt kann sie normalerweise auch nichts anfangen, weil ihr die meisten Einheimischen zu stofflig sind. - Ja, das ist Petra Stengl. Und Charaktere wie sie zu entwickeln, auch in allen Situationen authentisch handeln zu lassen, ist für mich genauso spannend wie der Fall selbst. Das ist eine ganz eigene Herausforderung.

Ein Regionalkrimi nach dem anderen erscheint im Frankenland, selbst Bamberg. Fürchten Sie nicht, im Haifischbecken der Konkurrenz unterzugehen?
Nein. Ich habe "Frankenhölle" auch nicht explizit als Regionalkrimi konzipiert. Ich musste meinen Fall, der sich mit der Glücksspielbranche befasst, nur irgendwo ansiedeln und fand in unserem Raum das ideale Umfeld. Würde ich Bandenkriege beschreiben, wären sicher nicht Bamberg und Coburg Schauplätze des Verbrechens, sondern eine Großstadt.

Am 22. Oktober lesen Sie in Bamberg erstmals aus "Frankenhölle": Werden Sie in der Nacht davor schlafen können?
Ich denke schon. Als Lehrer (an der Coburger Rückertschule) bin ich das Alleinunterhalter-Dasein gewöhnt. Auf die Reaktionen des Publikums freue ich mich immer besonders. Sie sind für mich das Interessanteste. Eine Veranstaltung werde ich nie vergessen. Da las ich aus "Tod eines Anlegers" und ein betroffener Vater saß im Publikum, dessen Tochter ihr Vermögen wegen fauler Immobilienfonds verloren hatte. Sie beging Selbstmord. Es war für alle bewegend, an dem Abend die Geschichte des Mannes zu hören.



Was die Religion aus Menschen macht

Acht Jahre lang mussten Krimifans nach "Tod eines Anlegers" auf "Frankenhölle" warten. Lassen Sie sich für Teil 3 ebenso viel Zeit? Oder widmen Sie sich übers Zwei-Finger-Tipp-System nun anderen Themen?
Ich denke, der Verlag wird Druck machen. So machte ich mich schon an einen neuen Fall, der einen historischen Hintergrund hat: Die Judenverfolgung in Bamberg wird zum Thema. Ich erinnere an die 1298 von einem Mann namens Rintfleisch angezettelten Ausschreitungen in Franken wegen eines angeblichen Hostienfrevels. Und gehe dabei auch der Frage nach, was die Religion aus Menschen macht.

Eine Frage, die heute tragischerweise wieder von besonderer Aktualität ist.



Buch und Lesung

Thomas Pregls Frankenkrimi "Frankenhölle" erschien beim Emons Verlag unter ISBN 978-3-95451-721-3 (336 Seiten). Die Premierenlesung mit Thomas Pregl findet am 22. Oktober ab 20 Uhr im Hübscher Buch & Medienhaus (Grüner Markt 16) statt.