So! Es hätte also gar nichts passieren können. Sagt die Bahn. Nur: In dem Moment, in dem man zwischen geschlossenen Schranken auf den Gleisen gefangen ist, kann einem das logischerweise gerade niemand sagen. Die Folge: Panik, wenn nicht Todesangst.
Obwohl er hinkt, so drängt sich in gewisser Weise fast der Vergleich mit Scheinhinrichtungen auf, wo man faktisch auch mit seinem Leben abgeschlossen hat und das Allerschlimmste befürchten muss.
Deswegen ist es unverantwortbar, die Ereignisse in Altendorf herunter zu spielen. Es mag wohl objektiv so gewesen sein, dass Sicherungsmechanismen gegriffen hätten. Aber: Wenn die Bahn noch nicht einmal eigenwillige alte Schranken in Schach halten kann. Und wenn dann eventuell noch ein alter Zug kommt, möglicherweise eine alte Schaltanlage streikt, eine alte Weiche muckt, - oder ach ja, vielleicht ein (älterer) Mitarbeiter indisponiert ist? Es ist nicht zum Lachen. Ganz bestimmt nicht für Marion Ochs, die wegen Bahn-Säumnissen ein Trauma erlitten hat. Was, wenn die eigenwillige Schranke auf ein Autodach, oder schlimmer noch, auf einen Radler oder Fußgänger runtergekracht wäre?
Für eine Verharmlosung ist die Situation am Altendorfer Bahnübergang viel zu ernst und auf Russisch Roulette im Schrankenmodus - hält die Schranke, während ich durchfahre, oder nicht? - hat bestimmt kein Verkehrsteilnehmer Lust.
Was hat man früher auf die sogenannte Behördenbahn geschimpft?
Die Bahnreform machte aus dem Unternehmen ein privatwirtschaftlich agierendes Unternehmen, das zwar nach wie der öffentlichen Hand gehört, das theoretisch nach wie vor einen Auftrag zur Daseinsvorsorge hat, aber nicht mehr richtig von seinem Eigentümer kontrolliert werden darf (ähnlich wie manche kommunale Unternehmen).
Das Sagen haben nicht "gewachsene" Eisenbahner mit Herzblut, sondern branchenferne Manager, die vor allem Zahlen sehen und keine Menschen.
Ach ja - Zahlen: Nicht einmal die finanziellen Erwartungen an die "Reform" haben sich erfüllt. Die Defizite, welche die Bundesbahn weitgehend nicht einmal selbst zu verantworten hatte, werden bei der Deutschen Bahn zwar so nicht mehr ausgewiesen. Aber, nur weil das Geld jetzt aus anderen Töpfen kommt, wird es nicht billiger.
Die Bahn hat dann Zukunft, wenn die Verantwortlichen "an ihr hängen", ihr auch emotional verbunden sind, der unfaire Wettbewerb mit der weit höher (und noch versteckter) subventionierten Straße beendet wird und der Mensch - nicht nur, aber auch als Kunde - im Mittelpunkt steht.
wenn aus der Bevölkerung immer wieder die Forderung kam, Bahn, Post und sonstige Öffentliche Dienste gehören privatisiert, habe ich auf das Beispiel Großbritannien mit ihrem privaten Eisenbahnnetz verwiesen. Und stellte die These auf, wenn funktionierende Institutionen privatisiert werden, geht es den Investoren doch in erster Linie um Geld verdienen. Das wollte keiner hören. Und wie schaut es jetzt aus?