Energieriese geht mit dem Preis runter

3 Min
Die Eon-Tochter Bayernwerk Natur GmbH betreibt für die Hirschaider Frankenlagune und benachbarte kommunale Einrichtungen dieses Blockheizkraftwerk. Die Marktgemeinderäte machen sich nun Gedanken, diese mit Methan betriebene Maschine zu erwerben oder zu ersetzen. Hier sieht Marko Lis, Fachangestellter für Bäderbetriebe, nach dem Rechten. Foto: Matthias Hoch
Die Eon-Tochter Bayernwerk Natur GmbH betreibt für die Hirschaider Frankenlagune und benachbarte kommunale Einrichtungen dieses Blockheizkraftwerk. Die Marktgemeinderäte machen sich nun Gedanken, diese mit Methan betriebene Maschine zu erwerben oder zu ersetzen. Hier sieht Marko Lis, Fachangestellter für Bäderbetriebe, nach dem Rechten. Foto: Matthias Hoch

Hirschaids Marktgemeinderäte träumten von jährlichen Einsparungen in Höhe von 190 000 Euro durch ein eigenes Blockheizkraftwerk. Jetzt soll aber der Bezugspreis für das Heizkraftwerk des Wärmeverbunds "Frankenlagune" günstiger werden.

Von einer jährlichen Einsparung in Höhe von 190 000 Euro durch ein eigenes Nahwärmenetz schwärmte Marktgemeinderat Kilian Prell (FW) im Mai dieses Jahres. Damals wurde Markus Brautsch, Institutsleiter an der Hochschule Amberg-Weiden, der Auftrag erteilt, eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung der Versorgungsvariante "Eigenbetrieb" zu erstellen.

Derzeit zahlt die Marktgemeinde etwa 330 000 Euro im Jahr, um das Freizeitbad Frankenlagune, die Saunalandschaft, die Gaststätte Athen, die Regnitz-Arena sowie die Grund- und Mittelschule Hirschaid mit 3845 Megawattstunden Energie zu versorgen.

Das Gutachten liegt nun vor. Ergebnis: Die Eon-Tochter Bayernwerk Natur GmbH, die das derzeitige Blockheizkraftwerk für den Wärmeverbund "Frankenlagune" betreibt, senkt angesichts der Aktivitäten der Marktgemeinde den Bezugspreis für Wärme um jährlich etwa 60 000 Euro.
Und damit scheint ein Eigenbetrieb fast schon unrealistisch.

Euphorie schwand

Vor allem als Dritter Bürgermeister Erwin Krämer (FW) berichtete, dass das vorhandene Blockheizkraftwerk des Öfteren ausfalle, schwand die Euphorie an den Ratstischen sichtbar. Die Wirtschaftlichkeitsberechnung durch das Institut für Energietechnik hat ergeben, dass eine gemeindliche Wärmeerzeugung und Stromgewinnung nur bedingt mit dem Eon-Angebot konkurrenzfähig wäre.

Vor allem: Das eigene Blockheizkraftwerk müsste praktisch störungsfrei über 8000 Stunden pro Jahr seinen Dienst verrichten. Bei Ausfällen wird's sofort erheblich teurer, wenn die Wärmeversorgung nicht völlig zusammenbrechen würde. Kältefrei in der Schule wäre dann das geringste Problem.

Unsicherheitsfaktoren sind ferner die Entwicklung der Preise für Erdgas oder Biomethan sowie die Einspeisevergütung für den erzeugten Strom. Der aktuelle Marktpreis liege bei 3,5 Cent pro Kilowattstunde, berichtete Brautsch.

Wenn die im Hallenbad nicht nutzbare elektrische Energie in anderen kommunalen Liegenschaften verbraucht oder an Dritte verkauft werden könne, ließen sich bestenfalls sieben Cent/kWh erlösen. Der weit höhere Verbrauchspreis des Stroms enthält bekanntlich zahlreiche Aufschläge (von der Netzgebühr bis zu EEG-Zuschlägen und Steuern), von denen der Stromerzeuger nicht profitiert.

Professor Brautsch hat sechs Varianten untersucht. Das einfachste wäre ein neuer Vertrag mit der Eon über die Fortsetzung der Versorgung durch das vorhandene Biomethan-Blockheizkraftwerk der Bayernwerke zu günstigeren Konditionen. Dabei entstehen keine Investitions-, Kapital- und Betriebs- oder Reparaturkosten. Sorgen: keine.

Eon hat versichert, nur 70 Prozent des Arbeitspreises den normalerweise steigenden Energiekosten anzupassen. 30 Prozent des Einstiegspreises bleiben von Preiserhöhungen ausgenommen. Mithin ein Schnäppchen, das nur bei Vertragsverlängerung gelten würde.

Fünf Varianten für den Eigenbetrieb

Ferner sagte Eon zu, die bestehenden Spitzenlastkessel zu erneuern und auf den mit Heizöl betriebenen Kessel in der Schule zu verzichten. Somit kämen auf Hirschaid jährlich 300 000 Euro Kosten für die Heizenergie zu (die Preissteigerungen der nächsten 15 Jahre sind dabei gemittelt). Die Wärmegestehungskosten pro Megawattstunde beliefen sich demnach im Schnitt auf 78 Euro.

Sodann bieten sich fünf Varianten für einen Eigenbetrieb an, drei davon auf der Basis von Erdgas, zwei mit Biomethan. Die Investitionskosten für Erdgas-Maschinen und Technik bezifferte der Gutachter mit 357 000 bis 529 000 Euro, jene für Biomethan auf 449 700 bis 529 000 Euro. Die Kosten für den Erdgasbezug schwanken zwischen 327 500 und 466 000 Euro pro Jahr, die für Biomethan zwischen 678 200 und 685 200 Euro. Die Einsparungen beziehungsweise der Erlös für den erzeugten Strom differieren bei den Erdgasvarianten zwischen 80 800 und 236 100 Euro, beim Biomethan können 406 600 oder 391 100 Euro aus der Stromgewinnung gegengerechnet werden.

Danach zeigt sich, dass die mit Biomethan betriebenen eigenen Blockheizkraftwerke unter günstigsten Bedingungen (ununterbrochener Betrieb, keine Senkung des Strompreises und keine Verschlechterung der Einspeiseregelungen) die höchsten Wärmegestehungskosten aufwerfen würden: 84,5 bzw. 90,3 Euro pro Megawattstunde. Bei der Verbrennung von Erdgas kann in zwei Varianten (erzeugter Strom wird nur in der Frankenlagune verbraucht oder er wird zu 7 Cent/kWh verkauft) ein Ergebnis erzielt werden, das besser als das Eon-Angebot ist: 75,2 oder sogar 69,3 Euro pro Megawattstunde.

Das Risiko bleibt

Übers Jahr gesehen, ergäben sich dadurch Einsparungen von 10 000 bis 33 000 Euro gegenüber dem um 60 000 Euro reduzierten Angebot der Eon - aber leider keine 190 000 wie im Mai erhofft. Bei allen Eigenbetriebs-Varianten bleibt für die Gemeinde außerdem das Risiko von Betriebsstörungen, Ersatz und Reparaturen. Und beim Energiebezug schlagen Preissteigerungen voll durch, nicht wie beim Eon-Angebot nur zu 70 Prozent.
Kommunalpolitisch zu bewerten ist noch die CO2-B ilanz: Bei der Verbrennung von Biomethan entstünde pro Jahr ein Überschuss von 31 Tonnen Kohlendioxyd. Erdgas schlägt aber mit einem Ausstoß von 586 bis 945 Tonnen zu Buche.

Die von Professor Brautsch erstellte CO2- Bilanz wurde von Albert Deml (Ökologische Liste) angezweifelt. Außerdem wunderte sich Deml, weshalb Eon plötzlich ein so günstig scheinendes Angebot unterbreiten könne.
Stefan Paptistella (CSU) bezweifelte die vom Gutachter prognostizierte Entwicklung der Erdgaspreise. Statt drei müsse man doch von fünf bis sieben Prozent Steigerungen ausgehen, meinte er. Professor Brautsch wies aber auf sinkende Erdgaspreise hin, was mit dem zunehmenden Tracking zu tun habe.

Klaus Homann von der CSU erinnerte daran, dass der örtliche Arbeitskreis Energie Einsparungsmöglichkeiten von 190 000 Euro im Jahr ermittelt hätte. "Worin liegt der Fehler?" wollte Homann wissen.
Vielleicht liegt's am fehlenden wissenschaftlichen Maßstab, weshalb die örtlichen Energie-Experten zu einem verheißungsvollen Resultat gekommen waren. Gleichwohl wurde in der Sitzung einstimmig beschlossen, den im Jahr 2000 mit der damaligen EVO geschlossenen Wärmelieferungsvertrag fristgerecht zum 31. Dezember 2014 zu kündigen.

Um die Verhandlungsposition gegenüber den Energieversorgungsunternehmen nicht zu gefährden, wurde außerdem festgelegt, dass die weitere Vorgehensweise beziehungsweise die Vorbereitungen für anstehende Verhandlungen mit solchen Unternehmen in nichtöffentlichen Ausschuss- oder Marktgemeinderatssitzungen stattfinden müssen. Es wird an eine Ausschreibung der Energieversorgung gedacht.