Das Versandgeschäft brummt. Mit einem Klick werden Geschenke im Internet bestellt. Rund 150 Mitarbeiter des Bamberger Briefzentrums sorgen dafür, dass oft schon am nächsten Tag das Paket vor der Tür liegt. Benjamin Terletzki ist einer von ihnen. Wir haben ihn einen Tag lang begleitet.
Mit Winterspeck wird der 27-jährige Benjamin Terletzki wohl kaum zu kämpfen haben. Tag für Tag klingelt er mit roter Mütze und einem Geschenk unterm Arm an den Türen dieser Stadt. Er ist nicht der Weihnachtsmann - aber als Paketpostbote hat er mindestens eine genauso große Verantwortung in der Adventszeit.
Es sind zwei Gründe, warum Benjamin Terletzki sein Beruf so viel Freude bereitet. Erstens: die Arbeit an der frischen Luft. Zweitens: der Kontakt zu Menschen. Benjamin Terletzki hat angefangen als Fahrradzusteller. Bei Wind und Wetter ist er die ersten Jahre durch die Gegend gestrampelt. Matthias Krug, Terletzkis Chef, weiß, was er an ihm hat: "Herr Terletzki kann eigentlich alles. Wir können ihn als Briefträger genauso einsetzen, wie als Zusatzfahrer an Tagen wie heute - er kennt sich einfach aus".
Es wird schnell klar: Benjamin Terletzki kennt wirklich jede Ecke.
Meistens steuert sein Zeigefinger auf Anhieb zum richtigen Klingelknopf. Aber es ist ein Knochenjob.
In der Innenstadt gibt es viele Treppen und wenige Parkplätze. "Einen Schrittzähler wollte ich schon einmal zur Arbeit mitnehmen", erinnert er sich, "man tut es dann aber doch nicht." Es ist auf jeden Fall eine Arbeit, die den ganzen Körper fordert. Eigentlich wird man Ende zwanzig aus körperlichen Gründen schon wieder versetzt - aber Benjamin Terletzki fühlt sich wohl in seinem Beruf. Sonst würde ihm nicht bei jedem Kunden aufs Neue wie von selbst ein langes und gut gelauntes "Die Paketpoooost" über die Lippen gehen.
Das Briefzentrum Bamberg ist für das Weihnachtsgeschäft gerüstet. "Weihnachten bedeutet für unsere Mitarbeiter immer jede Menge Arbeit. An den Spitzentagen vor dem Fest erwarten wir eine erhebliche Steigerung der üblichen Sendungsmenge", sagt Niederlassungsleiter Wolfgang Frank.
In Kitzingen werden alle Pakete sortiert: "auch, wenn man ein Paket von Bamberg nach Bamberg schickt - es läuft immer alles erst einmal über Kitzingen", erklärt Benjamin Terletzki.
Es sind technische Kleinigkeiten, die Benjamin das Leben erleichtern. "Ich will gar nicht mehr wissen, wie es ohne diesen Drucker wäre", sagt er und klebt auf die gelbe Postkarte, die jeder kennt, wenn niemand das Paket annehmen konnte, die Information, wie man jetzt an sein Paket kommt.
Die Finger sind kalt. Aber eigentlich hat man es als Paketzusteller gut: "Im Auto kann man sich immer wieder kurz aufwärmen." Wind und Wetter gehen an ihm vorüber. "Es macht mir einfach nichts mehr aus.
Ich merk das gar nicht mehr." Froh sind sie alle bei der Post in diesem Jahr, dass es ohne Schnee und Glätte auf Weihnachten zugeht.
Besonders beeindruckend an dem jungen Paketpostboten: Öffnet ihm der Empfänger nicht die Tür, ist sein größtes Bemühen, das Paket irgendwo abgeben zu können. Geduldig klingelt er die Parteien in Mehrfamilienhäuser durch. Manchmal dort, wo sich der Name gut anhört. Ein anderes Mal direkt beim Nachbarn, "wobei das nicht immer die beste Variante ist", plaudert er aus dem Nähkästchen, "denn direkte Nachbarn sind oft am meisten verstritten."
Eine Stunde Wartezeit
"Wenn ich das Paket nicht loswerde, muss der Empfänger es in der Postfiliale abholen", erklärt er und ergänzt: "Zur Weihnachtszeit bedeutet das teilweise über eine Stunde warten." Obwohl er meist überhaupt nicht weiß, wer hinter
dem Namen auf dem Paket steht, will er dem Empfänger diesen Aufwand ersparen.
Mehr als 1,9 Millionen Sendungen, die täglich in ein- und abgehender Richtung über die Sortieranlagen des Zentrums bearbeitet werden, sollen alle bis Heilig Abend ausgeliefert sein. Schließlich soll unterm Weihnachtsbaum am Dienstag möglichst kein Paket fehlen.
Es sind vor allem die Kinder, die sich vor Weihnachten neugierig an ihren Eltern vorbei in die Türrahmen drängen, wenn Benjamin Terletzki wieder einmal mit seiner roten Mütze ein Paket vorbeibringt. Es sind diese herzlichen - wenn auch kurzen - Begegnungen, die den Paketpostboten Freude bei der Arbeit bescheren. Eine Freude, die man ihm und seinen Kollegen durchaus machen kann, sorgt er sich doch zuverlässig darum, dass alle Geschenke rechtzeitig zur Bescherung unterm Baum liegen.
Ich habe allen Respekt vor den Post- und Paketboten, die täglich Sendungen zustellen müssen, da ich selbst während meiner Studienzeit als Postbote gejobbt habe. Allerdings habe ich mich in den vergangenen Monaten immer häufiger über den z.T. schlechten Service der Deutschen Post ärgern müssen. Da wir ziemlich am Ende der Tour des Post- und Paketboten liegen, ist es schon des öfteren passiert, dass die Post an einem Tag überhaupt nicht mehr zugestellt wurde, weil der Postbote die Zustellung einfach abgebrochen hat. Wenn man dann auf eine dringende Sendung wartet, sieht man ziemlich alt aus! Außerdem werden Pakete schon mal bei Nachbarn abgegeben, aber man bekommt kein Kärtchen in den Briefkasten. Da wartet man dann und muss der Sendungsverfolgung im Internet entnehmen, dass die Sendung beim Nachbarn abgegeben wurde.
Servicewüste Deutschland!
Die Zusteller sind vielmehr VERPLFICHTET, nach 10:45 Stunden (inkl. Pause) abzubrechen. Mittlerweile gibt es sogar eine Regelung, dass man 70 Min. nach regulärem Dienstschluss schon abbrechen muss - die Maximalzeit von 10:45 h gilt nur noch in Ausnahmefällen nach vorheriger Genehmigung (durch den Betriebsrat).
Der Job als Zusteller wird immer anstrengender - viele Bezirke werden vergrößert, zudem kam vor einigen Jahren noch die Verbundzustellung (d.h. fortan mussten auf vielen Bezirken die Briefzusteller nicht mehr nur Briefe, sondern auch gleich noch die Pakete mit zustellen, die vorher separat durch DHL zugestellt wurden). Zur Krönung wächst das Paketaufkommen in DE jährlich noch mit teilweise zweistelligen Prozentsätzen - ohne dass die Bezirke spürbar kleiner werden...
Oftmals ist die Post dann der Meinung, dass ein einziger Tag zur Einweisung in neue Bezirke (bei teilweise über 1000 Haushalten) ausreichend ist.
Klar, dass die Qualität dann darunter leidet, und viele neue Aushilfskräfte (Studenten) am Anfang dann auch schonmal 13 Stunden unterwegs sind (selbst erlebt!) und sich bewusst oder unbewusst über die eigentliche Verpflichtung zum Abbrechen der Tour hinwegsetzen.
Allerdings muss man im Gegenzug auch sagen, dass die Bezahlung, gerade für einen Studentenjob, sehr fair ist (knapp 11,50 pro Stunde zzg. Zulagen; Überstunden werden voll vergütet) und man sich nach einigen Wochen auch so an die Abläufe gewöhnt hat, dass man in der Regel rechtzeitig fertig wird, ohne die Tour abbrechen zu müssen.
Ich selbst habe als Student bei der Post auf einer Fahrradtour angefangen, nach 5 Tagen Einweisung war ich dann alleine unterwegs (vorgesehen sind eigentlich 2 Wochen Einweisung, wie man hört).
Als ich später nochmal zur Post kam, wurde mir dann eine Verbundtour zugeteilt (d.h. Briefpost + Pakete). Bei der Post war man der Meinung, dass ein einziger Tag Einweisung (zum Erlernen einer neuen Tour und dem Erlernen des kompletten Pakethandlings etc.) ausreichen würde...