Ein Quadix-Buggy für Straße und Matsch

3 Min
Jörg Braun neben einem Buggy 800 mit Türen, die zum Einsteigen geöffnet werden können. Auf dem Bild unten rechts sind die Cousins Michael (links) und Jörg (rechts) Braun zu sehen. Fotos: Ronald Rinklef
Jörg Braun neben einem Buggy 800 mit Türen, die zum Einsteigen geöffnet werden können. Auf dem Bild unten rechts sind die Cousins Michael (links) und Jörg (rechts) Braun zu sehen. Fotos: Ronald Rinklef
Die Cousins Michael (links) und Jörg (rechts) Braun
Die Cousins Michael (links) und Jörg (rechts) Braun
 
 

Die Firma Quadix aus Bamberg exportiert europaweit "Buggys". Für diese Geländewagen interessieren sich nicht nur Motorsportfans, auch Senioren gehören zu den Kunden.

Als der "Playboy" angefragt hat, haben sie den roten Buggy 800 blitzeblank geputzt. Wenn das Männermagazin einen Beitrag zu dieser Sorte Geländewagen bringen will, werden vermutlich auch einige leicht bekleidete Damen mit abgelichtet - das vermutete auch Jörg Braun, Geschäftsführer der Bamberger Firma Quadix.



"Also haben wir den Buggy schön aufpoliert, falls ein paar Mädels drauf sitzen", erinnert sich Braun. Das hätte er sich sparen können. Denn die Playboy-Redakteure haben mit dem Buggy das gemacht, wofür er ursprünglich gebaut wurde: Sie haben ihn durch das Gelände gejagt. Über die Cross-Strecke, Schotter, Matsch, Sand. Entsprechend dreckverschmiert kam er zurück.
 
Buggy fliegt über Hügel
Auch der schwarze Buggy 800, den Jutta Kleinschmidt, Siegerin der Wüstenralley Paris-Dakar, vor kurzem testete, hat während der Fahrt die Farbe in Schlamm-Braun gewechselt. "50 PS bei rund 600 Kilo, sie hat den Buggy über die Hügel fliegen lassen", sagt Geschäftsführer Braun. Bereits in mehrere Motorsport-Fachzeitschriften hat der Buggy von Quadix seinen Weg gefunden, auch im Fernsehen liefen Beiträge.

Aber nicht jeder Buggy-Fahrer bringt den Geländewagen verdreckt zurück. Denn Quadix baut die Fahrzeuge so zusammen, dass der Buggy auch auf der Straße fahren darf - nach einer separaten TÜV-Abnahme.
Deswegen sind die Buggys auch für Ältere interessant. "Zu unseren Kunden gehören auch Senioren. Sie kaufen sich ein großes Wohnmobil, brauchen dann aber noch einen Geländewagen, mit dem sie vom Campigplatz aus überall hin kommen", erklärt Braun.

Damit sie nicht in den Buggy klettern müssen, gibt es eine Variante mit Türen, gegen den Regen hilft ein Dach, ähnlich wie beim Cabrio. Radio, Heizung und ein Anschluss für den MP3-Player sind serienmäßig eingebaut - wasserfest. Denn viele Kunden kaufen sich einen Buggy als Spaß-Auto und fahren auf die Cross-Strecke. "Ein wirklicher Ersatz für ein richtiges Auto ist das nicht", sagt Jörg Braun. "Der Buggy eignet sich eher als Zweit- oder Drittauto." Neben Privatleuten bestellen auch Kommunen einen Geländewagen, für Arbeiten im unwegsamen Gelände oder zum Schneeräumen im Winter. "Oder ein Förster legt sich einen Buggy in Grün zu." Zudem sind Geschäftsleute unter den Quadix-Kunden, sie nutzen einen knallgelben Buggy zum Beispiel als Werbeträger.

Zwischen 10 000 und 12 000 Euro kostet ein komplett zulassungsfähiger Geländewagen, je nach Ausstattung. Die Firma Quadix importiert die Teile, baut die Buggys zusammen und exportiert sie dann nach ganz Europa. Für Deutschland, Österreich und die Schweiz ist Quadix Exklusivimporteur.
Insgesamt hat die Firma vergangenes Jahr 1,3 Millionen Euro Umsatz gemacht, für 2013 peilt sie zwei Millionen an.

"Von der Wirtschaftskrise merken wir nichts", sagt Braun. "Wir entwickeln uns mit unserem Nischenprodukt gegenläufig zum kommerziellen Aut om arkt. Dort herrscht Krieg."
Quadix stellt den Buggy auch als Elektrofahrzeug her. Von den Quads - kleine Geländefahrzeuge -, von denen auch der Name der Firma herrührt, ist das Unternehmen mittlerweile abgekommen. "Wir importieren seit 2012 keine Quads mehr. Auf dem Markt gibt es zu viele Anbieter, wir haben uns auf Buggys spezialisiert", erläutert Braun.

Lautes Knattern - Fehlanzeige
Der offensichtlichste Unterschied zum Quad ist neben dem Aussehen auch die Lautstärke. Während die meist einzylindrigen Quads oft dröhnend laut knattern, hört sich der Buggy mit seinen drei Zylindern wie ein normales Auto an - eben weil er genau damit fährt, einem normalen Automotor. Im Gegensatz zum Quad braucht der Fahrer auch keinen Helm. Was für den Buggy dagegen notwendig ist: Mechaniker, die noch schrauben können.
"Wir haben viele ältere Angestellte, weil sie mit der Technik klar kommen", sagt Geschäftsführer Braun. "Viele junge Mechatroniker sind ohne Fehlermeldung aufgeschmissen oder haben noch nie einen Vergaser ausgebaut." Zwölf Mitarbeiter hat Quadix aktuell, plus zwei im Außendienst.

Angefangen haben Jörg Braun und sein Cousin Michael 2007 im Zweier-Gespann. Ursprünglich arbeiteten beide in einem Computer-Unternehmen. Jörg Braun hatte privat eine Vorliebe für Geländewagen, fährt selbst einen Landrover Defender. "Auch Quad bin ich schon mal gefahren." Also wurde aus dem privaten Hobby eine neue Firma geboren. Jörg Braun wurde Geschäftsführer von Quadix, Cousin Michael Gesellschafter. Umgekehrt ist Michael Braun Geschäftsführer der Computer-Firma Componente und Jörg Braun Gesellschafter.
Dieser schaute sich bereits in den ersten Quadix-Jahren nach Buggys um. "Anfangs war das was für Freaks. Heute können wir damit die Masse begeistern." Die Masse, das sind Kunden ab 40 Jahren aufwärts. Und die sind bereit, zu zahlen. "So einen Buggy kauft keiner, der kein Geld hat", sagt Braun.

In den kommenden Jahren will er 500 bis 600 Fahrzeuge pro Jahr verkaufen, aktuell sind es um die 300. Den Buggy 800 gibt es mit Heck- oder Allradantrieb. In jedem Fall macht der Motor weniger Krach, als man es von einem Geländewagen erwartet. Das wissen vor allem die älteren Kunden zu schätzen, wie Jörg Braun erklärt: "Ein 70-Jähriger will nicht mehr posen. Der will sich während der Fahrt mit seiner Frau unterhalten."