Miriam Langenbucher hat die neue Attraktion bei Ebrach mitentwickelt und wachsen sehen. Wir sprechen mit der Leiterin über "ihr Kind".
Als wir Miriam Langenbucher Anfang Juni letzten Jahres am Radstein oberhalb Ebrachs besuchten, konnte man nur ahnen, von wo aus sie den künftigen Baumwipfelpfad managen würde. Nun, gut neun Monate später, stehen Pfad, Turm und auch der Verwaltungstrakt. Die Einrichtung geht am Wochenende in Betrieb. Zeit, kurz inne zu halten, zurück und voraus zu blicken.
Frau Langenbucher, Sie haben uns gegenüber erwähnt, der Baumwipfelpfad sei "ihr Kind". Wie geht es dem?
Miriam Langenbucher: Dem Kind geht es gut. Ich wurde am 1. Oktober 2014 von den Bayerischen Staatsforsten für dieses Projekt eingestellt und jetzt, knapp eineinhalb Jahre später, hat das "Kind" Gestalt angenommen, es wird sich am Wochenende erstmals der Öffentlichkeit präsentieren. Wir haben in den letzten Tagen noch ein paar Restarbeiten zu erledigen, beispielsweise noch Fahnenmasten aufstellen. Und dann freuen wir uns auf die Gäste.
Neben der verständlichen Vorfreude, gab es in den vergangenen Monaten nicht auch Zweifel auch Bedenken?
Die gab es selbstverständlich. Vor allem hatte ich anfangs größte Bedenken, ob wir die Bauzeit schaffen. Aber das hat zum Glück alles hervorragend geklappt. Das ging super. Dafür haben sich andere Dinge als komplizierter herausgestellt. Dazu gehören Details rund um ein Kassensystem. In vielen Bereichen haben die Bayerischen Staatsforsten Neuland betreten. Zwischendrin habe ich mich schon öfter einmal gefragt, wie geht es weiter. Aber letztlich haben wir immer Lösungen gefunden, auch weil die Zentrale der Bayerischen Staatsforsten in Regensburg uns massiv unterstützt hat. Wir kooperieren da ja mit den unterschiedlichsten Bereichen.
Die Hürden wurden augenscheinlich alle gemeistert. Gibt es nun noch Bereiche, denen Ihr Augenmerk in besonderer Weise gilt?
Herausforderungen werden wohl im Betrieb selbst liegen. Da müssen wir uns erst rein finden und beim einen oder anderen nachbessern. Aber das ist bei so einem Vorhaben ganz natürlich. Ganz wichtig ist uns der Sicherheitsaspekt. Gerade beim Ansturm. Zu große Mengen auf einmal werden wir nicht auf Pfad lassen können. Wir haben hier zwar eine Tragfähigkeit von 500 Kilo pro Quadratmeter. Auch die Statik passt hundertprozentig. Aber bei vielen Besuchern kann es schon mal zu Schwingungen kommen und die verträgt nicht jeder. Deswegen werden wir im Eingangsbereich entsprechend agieren, so dass wir zwischendurch auch mal zumachen.
Nach vielen, vielen Wochen und Monaten harter Arbeit, auf was freuen Sie sich?
Auf die Besucher, den Kontakt zu ihnen und darauf, dass wir den Baumwipfelpfad endlich zeigen können. Ich freue mich auch auf die Führungen. Die werden bereits jetzt stark nachgefragt. Aus organisatorischen Gründen hätten wir hier gerne einen Vorlauf von zwei bis drei Wochen und neben der telefonischen Anmeldung (09553/989 102) gerne auch eine schriftliche (info-baumwipfelpfad@baysf.de).
Wie lange muss man für einen Besuch des Pfades einplanen und was wird einem dort geboten?
Also zwei Stunden sollten es schon sein. Bekanntlich ist der Baumwipfelpfad über einen Kilometer lang und der Aussichtsturm, wir haben nochmal nachgemessen, 42 Meter hoch. Wir haben verschiedene Stationen eingebaut und mit der kostenlosen Baumwipfel-App, die man am Eingangsbereich herunterladen kann, sind diverse Aktivitäten möglich. Daneben gibt es dann noch den Gastrobereich, den das Markt- und Service-Integrationsunternehmen der Lebenshilfe Schweinfurt betreibt, den Shop und einen extra Kinderspielplatz.
Kostenlos ist der Besuch für die Öffentlichkeit übrigens am Eröffnungswochenende, Samstag, 19. Mai, 14 bis 16 Uhr und Sonntag, 10 bis 16 Uhr. Am Montag starten wir dann mit dem Sommerbetrieb und haben von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Sieben Tage die Woche. Außer es wäre wegen schlechten Wetters - starkem Wind zum Beispiel - zu gefährlich. Dann schließen wir.
In den letzten Monaten waren Sie täglich auf dem Baumwipfelpfad-Gelände, auf dem Pfad und auf dem Turm - wie oft eigentlich am Stück? Wird das nicht auch einmal langweilig?
Ganz im Gegenteil. Den Baumwipfelpfad erlebt man an jedem Tag anders. Von der Stimmung her, von den Gerüchen, den Geräuschen. Meine Lieblingsstelle auf dem Pfad ist übrigens die höchste, wegen des einzigartigen Blicks über den Talgrund. Auf den Turm bin ich bis zu drei Mal am Tag hoch. Aber der Mitte sieht man erst, wie gewaltig er ist.
Gewaltig, das soll wohl auch die Zahl der Besucher werden, damit sich das Projekt rechnet. Halten sie die prognostizierten 150 000 pro Jahr für realistisch?
Auf jeden Fall. Auch schon angesichts der Reaktion auf unsere Facebook-Seite. Freilich wissen wir auch, dass wir nun Erfahrungen sammeln, an Stellschrauben drehen und nach und nach weitere Attraktionen bieten müssen.
Zum Eröffnungswochenende mit Minister Helmut Brunner wollen Nationalpark-Befürworter und Nationalpark-Gegner demonstrieren. Wie finden Sie das?
Ich hoffe, dass unsere Pfad-Eröffnung nicht in unschöner Art gestört wird. Als positiv empfinde ich, dass beide Gruppierungen den Pfad an sich begrüßen. Von daher bin ich guter Dinge, dass wir den Baumwipfelpfad am Samstag mit einer gelungenen Veranstaltung einweihen können und drücke die Daumen, dass wir am Wochenende schönes Wetter bekommen.
So bleibt nur, "Ihrem Kind" einen guten Start zu wünschen.
Das Interview führte Anette Schreiber
Das Bauwerk ist ja ganz nett, aber es wird neben dem Gebäude auf dem Zabelstein nur ein weiterer Aussichtsturm im Steigerwald. Ich dachte ja, man könnte eine große Buche erleben, um die herum der Pfad gebaut ist, doch sehe ich im Zentrum der Spirale nur ein Büchlein. Echte Buchen, in der Wortwahl des Ebracher Forstbetriebsleiters "Methusalembäume", hat man im Vorfeld ganz in der Nähe umgesägt, um einen Großparkplatz und einen überdimensionierten Bewirtungsbetrieb für den "Baumwipfel"-Pfad aus dem Boden zu stampfen. Gelebte Nachhaltigkeit! Die Gastronomie in Ebrach wird sich über die Konkurrenz sehr freuen.
Was mache ich übrigens mit einer "App"? Ich dachte, man könne auf dem Baumwipfelpfad Natur erleben, nicht Technik? Hat der Pfad nicht mehr zu bieten?
Ich befürchte, auch nach dem baldigen (teuren) Besuch des Pfades werde ich nicht davon überzeugt sein, dass man hier eindrucksvoll alte Buchen erleben könne.
Interessanterweise hört man von Seiten der Betreiber auch nur Worthülsen, wenn es um die Inhalte des Lehrpfades geht. So wird daraus eben ein netter neuer Aussichtspunkt im Steigerwald. Das Konzept ist ja auch angelegt worden, um den Schutz von alten Bäumen zu verhindern - vgl. die deutschlandweit (europaweit?) einzigartige Beseitigung eines Waldschutzgebietes.
Fazit: Tourismusrummel statt Walderlebnis!