Digitale Daten für Bahnplanung

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Drohnenpilot Rainer Münzberg-Schulz lässt sein Fluggerät an der Bahnlinie aufsteigen. Foto: Matthias Hoch
Drohnenpilot Rainer Münzberg-Schulz lässt sein Fluggerät an der Bahnlinie aufsteigen. Foto: Matthias Hoch

Erstmals setzt die Bahn beim ICE-Ausbau in Bamberg ein neues Planungssystem ein. Dabei wurde das Gleisnetz in der Stadt mit Drohnenaufnahmen erfasst.

Egal, ob Ausbau im Bestand oder Tunnellösung: Die weiteren Planungen der Bahn für Bamberg sollen vollständig digital erfolgen. Grundlage dafür sind Fotos, die bei Drohnenbefliegungen Anfang Juni und in den beiden letzten Augustwochen gemacht wurden, wie Mike Flügel, für Bamberg zuständiger Projektleiter der DB Netz, bei einem Pressetermin am Donnerstag berichtete. Insgesamt etwa 110 Stunden war der Multikopter über dem rund 20 Kilometer langen Schienennetz in der Stadt unterwegs, ergänzte Andy Kobs von DB Engineering.

Die Fotos für diese Bestandsaufnahme sollen nun die Datengrundlage für weitere Planungen werden. Mit den Daten lassen sich dreidimensionale Darstellungen einfacher und schneller erstellen und ändern. Die laufende Aktualisierung soll allen Beteiligten zugänglich sein. Als letzter Planungsabschnitt des Verkehrsprojekts Deutsche Einheit Nr. 8 kommt Bamberg damit noch eine Vorreiterrolle zu. Es ist Teil eines Pilotprojektes, mit dem das Bundesverkehrsministerium die Planung von Infrastrukturprojekten beschleunigen will.


Kurzfristig handlungsfähig

Dass die Bahn damit "erste konkrete Planungsschritte für den Ausbau in Bamberg" unternehme, wie es in der Presseeinladung hieß, bedeute keine Festlegung auf eine bestimmte Ausbauvariante. "Unabhängig davon können wir nun kurzfristig in die Planung gehen, wenn eine Entscheidung gefallen ist", betonte Flügel. Gleichwohl gelte es den Bahnausbau zwischen Nürnberg und Ebensfeld zügig zustande zu bringen. So will die Bahn zumindest bis 2022 die Bahnsteige im Bamberger Bahnhof verlängern, damit auch die neuen ICE 4 halten können. Auch ein neues elektronisches Stellwerk soll bis dahin stehen.

Flügel äußerte sich zuversichtlich, dass nach Vorliegen aller noch geforderten Gutachten die konkrete Planung im kommenden Jahr beginnen kann. "Wir haben jetzt nur noch die Aufgabe, die beste Lösung für alle zu finden", sagte er mit Blick auf Claus Reinhardt vom städtischen Baureferat.

Reinhardt rechnet ebenfalls damit, dass alle Unterlagen bis Jahresende da sind - auch die Güterverkehrsprognose, die die Bahn noch vorlegen soll. Dann könne das Thema im kommenden Januar auf die Tagesordnung gesetzt werden. Die Diskussion im Stadtrat werde angesichts der im Raum stehenden fünf Varianten - von der Nulllösung bis zur Volluntertunnelung nicht unbedingt einfacher, vermutet Reinhardt.


Niedrigere Schallschutzwände

Dennoch sei man sich mit der Bahn auf der Arbeitsebene punktuell näher gekommen. Als Knackpunkte nannte er den Eingriff ins Gärtnerland im Norden und den S-Bahn-Halt im Süden sowie den Lärmschutz. Flügel führte an, dass man nun mit einer kleinen Lösung für die Abzweigung nach Schweinfurt den Flächenverbrauch in der Nordflur minimieren könne. Und für den S-Bahn-Halt gebe es eine Finanzierungszusage vonseiten des Landes. Der Halt sei also machbar, allerdings nicht in Verbindung mit einer Tunnellösung.

Was das Verkehrsaufkommen betreffe, so habe man die Güterzugzahlen in der Tat ursprünglich zu hoch angesetzt. Die neuen Zahlen könnten nun sogar niedrigere Schallschutzwände ermöglichen. Er stellte eine Höhe von drei Metern oder sogar darunter in Aussicht.

Derlei Planänderungen sollen mit der Digitalisierung der Planung nun einfacher und schneller sichtbar gemacht werden. Die DB sei jedenfalls bereit für eine neue Präsentation im Stadtrat, sobald die Ergebnisse der Drohnenbefliegung in das neue System eingearbeitet sind. Mit der Digitalisierung lasse sich das gesamte Bauvorhaben bis ins Detail, beispielsweise bis zu Einzelheiten der Bahnsteigbeleuchtung, in die Planung einarbeiten und visualisieren. Und bei Bedarf auch schnell wieder ändern. Das klingt ganz anders, als es der sperrige Anglizismus "Building Information Modeling" für das Pilotprojekt vielleicht vermuten lässt.