Die Region Bamberg zeigt, wie die "Wende" geht

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Robert Martin (links) und Günter Reinke sind die Experten, wenn's in der Region ums Thema Energie und Effizienz geht. Mit ihrer neuen Homepage bieten sie Kommunen, Firmen und Privatpersonen einen bequemen Zugang zu allem Wissenswerten in diesem Bereich. Foto: Matthias Hoch
Robert Martin (links) und Günter Reinke sind die Experten, wenn's in der Region ums Thema Energie und Effizienz geht. Mit ihrer neuen Homepage bieten sie Kommunen, Firmen und Privatpersonen einen bequemen Zugang zu allem Wissenswerten in diesem Bereich. Foto: Matthias Hoch
 

Energie-Autarkie in der Region Bamberg bis 2035? Das geht, das ist die Mission von Robert Martin und Günter Reinke. Was Gemeinden, Firmen und Bürger dazu tun und wie sie profitieren können, erklären sie auf einer neuen Homepage.

"Wenn jemand die Begriffe 'Effizienz' und 'Erneuerbar' eingibt, dann soll er automatisch bei uns landen." Das wünschen sich Günter Reinke und Robert Martin für die Homepage, mit deren Erarbeitung sie vor einem Jahr begonnen haben.

Zuvor war die Klima-Allianz lediglich als Sub-Domain der Stadt Bamberg präsent. Man musste sich also erst ein bisschen vorarbeiten, bis man bei den Energie-Themen angelangte. Da freilich gibt es wahrlich eine Flut an Informationen und Wissenswertem. Martin und Rinke haben die kanalisiert und anwenderfreundlich für die Region Bamberg systematisiert. Monatelange Arbeit für einen nach Wunsch der Macher möglichst umfassenden Service für Privatpersonen, Firmen und Kommunen.
Jetzt muss dieser neue Bürgerservice allerdings noch publik werden, damit möglichst viele profitieren, finanziell und ökologisch. Der erste Schritt - ein Klick auf klimaallianz-bamberg.de

Martin ist Klimaschutzbeauftragter des Landkreises, Reinke nimmt diese Funktion bei der Stadt ein. Seit Jahren arbeiten die beiden eng verzahnt, weil sich Stadt und Landkreis die Ziele Energieautarkie bis 2035 auf die Fahne geschrieben haben. Martin und Reinke waren von Anfang an eingebunden. So erklären sie, das Jahr 2020 wäreals Ziel zu kurz gegriffen, 2050 zu weit gesprungen.

Fest steht indes: Es hat sich bereits jetzt schon einiges getan, weil die Voraussetzungen günstig waren. Dass sie das waren, belegt die Potenzialanalyse, die ganz am Anfang stand und das Ziel Energieautarkie 2035 als realistisches auswies. Konsequenter nächster Schritt war die Bildung der Klima-Allianz im September 2008, zu der sich die Stadt Bamberg und 35 Landkreisgemeinden formierten. Daraus ging dann 2011 die Klima- und Energie-Agentur hervor. Sitz ist das Landratsamt. Erste Geschäftsführerin war Kreisbaumeisterin Gabriele Pfeff-Schmidt. Turnusgemäß übernahm Ralf Haupt Ende letzten Jahres. Beschlüsse fasst der Klima-Rat, der sich aus Stadt- und Landkreisvertretern zusammensetzt. Für die praktische Umsetzung, also Projekte auf dem Sektor Energie, stehen zwischenzeitlich die Regionalwerke bereit.

Alleinstellungsmerkmal

Das Ziel Energieautarkie beflügelt die Region und stellt zudem ein nicht unbedeutendes Alleinstellungmserkmal dar, freuen sich die Experten, die auch schon über erste Erfolge berichten. So liegt zum Beispiel der Anteil erneuerbarer Energien bei Strom und Heizung für das Jahr 2012 im Landkreis bei 48,60 Prozent; in der Stadt Bamberg bei 6,93 Prozent und für die Region bei 28,29 Prozent.

Wie weit man damit eigentlich schon ist, belegen Martin und Reinke mit dem für 2020 formulierten Bundesziel: das sind 20 Prozent.

Die Region, so betonen Martin und Reinke sei als Ganzes zu betrachten, jedoch mit jeweils unterschiedlichen Schwerpunkten bzw. Beiträgen: Im Landkreis sei die Gewinnung regenerativer Energien beheimatet, in der Stadt Bamberg stehe das Thema Effizienz im Fokus.Nahwärme bildet hier ein Handlungsfeld.

Stichwort Handeln: Bei den Verbräuchen gebe es etliches zu tun: So werden im Landkreis jährlich 630 Millionen Kilowattstunden verbraucht, in der Stadt mit Handels- und Gewerbebetrieben 603 Millionen Kilowattstunden. "Stadt und Land das ist wie Dotter und Ei," führt Martin die Situation vor Augen.

Freilich hat die Beschäftigung mit der Energie-Thematik auch Martin und Reinke persönlich beeinflusst, ihr Leben verändert. "Man hat Vorbildfunktion", sagt der 56-Jährige.

So hat der Landkreisbürger in seinem Eigenheim hocheffiziente Wärmepumpen eingebaut und erzeugt Strom mit kleinen Photovoltaik-Anlagen. Resultat: deutlich weniger Stromkosten im Monat. Und für den Beruf hat's auch was gebracht: "Man spricht leichter aus Erfahrung."

Gut für Gewissen und Geldbeutel

Und sein städtischer Kollege? Ist Mieter und wohnt in einer vorbildlichen Wohnung, "das Haus ist an Fernwärme angeschlossen", sagt der 59-Jährige. Im Haushalt geht ohne Energieeffizienz gar nichts: Kühlschrank, Herd, Beleuchtung. Gewissen und Geldbeutel nutzt's deutlich. "Wir haben schon viel geschafft", sind sich die Energie-Experten einig. "Im Energiebereich sind wir eine der führenden Regionen Deutschlands", ist Martin stolz.

Mission beflügelt

Das ist er auch auf sich selbst: Wenn ihm vor sechs Jahren jemand gesagt hätte, dass er vor Hunderten in Korea einen Vortrag halten und ein Zeit-Interview mit ihm in einem Buch erscheinen würde? Robert Martin hätte ihn schlicht für verrückt erklärt. So hat die Sache mit der Energie auch bei bei ihm persönlich für eine Wende gesorgt. Die Mission beseelt ihn und Reinke, das Ziel Energie-Autarkie bis 2035 klar vor Augen. Kommunen, Firmen und Bürger wollen sie mitnehmen. Wie? Über die neue Homepage als Plattform.