Die Orgel ist Wolfgang Spindlers Abenteuer

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Mit ungebrochener Schaffenskraft feiert Wolfgang Spindler seinen80. Geburtstag. Foto: Tim Hufnagl
Mit ungebrochener Schaffenskraft feiert Wolfgang Spindler seinen80. Geburtstag. Foto: Tim Hufnagl
Foto: Tim Hufnagl
Foto: Tim Hufnagl
 

Am 30. März wird Professor Wolfgang Spindler 80 Jahre alt. Der Musikwissenschaftler ist mit seinem Leben "rundum zufrieden".

Wohin sonst als ins Schloss Wernsdorf sollte ein Besuch führen, um mit Wolfgang Spindler zu plaudern? Schließlich ist dieser Konzertort Heimstatt der Capella Antiqua Bambergensis, dessen Gründer und Leiter der emeritierte Professor der Bamberger Universität ist. Am 30. März
wird der dreifache Familienvater und siebenfache Großvater 80 Jahre alt: "Ich fühle mich mental wie 35, und sämtliche Gelenke sind noch ohne Metall", freut sich der Jubilar über die geschenkte Vitalität im fortgeschrittenen Alter.


Familienfeier am Ostersonntag

Der 30. März ist nun Karfreitag, ein stiller Tag auch für Wolfgang Spindler - trotz des runden Geburtstags. Mit der engsten Familie wird am Ostersonntag gefeiert: "Das sind 30 Personen", erklärt er.

Wird an dem Festtag auch Musik gemacht? Spindler lächelt. Zumindest er selbst dürfte in seinem Bamberger Zuhause die Register ziehen: "Ich spiele jeden Tag meine Pfeifenorgel". Überhaupt Orgel: "Die war immer mein Abenteuer!" klingt seine Leidenschaft für die Königin der Instrumente durch. In jungen Jahren hat er neben seiner beruflichen Tätigkeit als Musiklehrer in verschiedenen Orten Oberfrankens am Kirchenmusikalischen Institut der Universität Erlangen studiert.

Er promovierte über die rhetorischen Figuren in der Tonsprache Johann Sebastian Bachs, absolvierte zudem Orgelmeisterkurse der Musica Sacra Nürnberg, spielte jahrzehntelang in Gottesdiensten die Orgeln der ehemaligen Klosterkirche St. Michael, von St. Josef/Hain oder der Gügelkirche bei Scheßlitz.


Musikalisches Multitalent

Natürlich beherrscht das musikalische Multitalent nicht nur Orgeln. Wolfgang Spindler hat die Instrumente des Mittelalters intus: Fideln, Blockflöten, Schallmaien, Drehleiern und mehr. Kostproben seines virtuosen Könnens gibt er nach wie vor in etwa 80 Konzerten der "Capella", die das Ensemble auch über die deutschen Landesgrenzen hinaus führen. "Ich mache alle mit, auch die Proben", erzählt der Jubilar.

Doch dieser Einsatz, der ihn etwa 200 Tage im Jahr beansprucht, reicht dem agilen Mann noch nicht. Als beratender Musikwissenschaftler und aktiver Musikarchäologe arbeitet Wolfgang Spindler bundesweit für verschiedene Landes- und Sonderausstellungen. Außerdem publiziert er regelmäßig Artikel in Fachzeitschriften und Tageszeitungen sowie wissenschaftliche Kompendien zum Thema Musik.

"Die Mischung meines Lebens gefällt mir, ich bin rundum zufrieden und würde nichts anderes machen, wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte", bilanziert Spindler. Gern denkt er an seinen "wunderbaren Dienst an der Bamberger Uni und die tollen Studenten", mit denen er in seinem Fach Methoden der Sozialarbeit-Schwerpunkt Musikpädagogik zu tun hatte.


Zusammenarbeit mit Peter Maffay

Im bescheidenen Understatement erwähnt er die fruchtbare Zusammenarbeit mit Rockgröße Peter Maffay an dessen Kinder- und Jugendprojekten. Das Projekt "Das fliegende Kamel" mit Paul Maar, das den deutschen Medienpreis "Leopold 2015" einheimste. Die mehr als 16 CD mit Musik des Mittelalters und der Renaissance, die die "Capella" durch ein eigenes Label weltweit vertreibt.

Fehlen darf in diesem Geburtstagsartikel nicht der Hinweis, dass Wolfgang Spindler gemeinsam mit Bernhard Bönig und Karel Burda die Städtepartnerschaft zwischen Bamberg und Prag initiiert hat. Dass er neben zahlreichen weiteren Auszeichnungen auf deutscher und europäischer Ebene auch Berganza-Preisträger des Kunstvereins Bamberg ist.


Umzug nach Mistendorf

Und dass sein soziales Engagement eher im Verborgenen blüht, obwohl es hunderte Menschen betrifft. Seit 2001 betreute er mit seinem musikpädagogischen Projekt "Zauberharfe - Musikinstrumentenbau für krebskranke Kinder" mehr als 650 betroffene Familien. Diese Familienbaukurse begannen an Kliniken im süddeutschen Raum und finden seit 2015 ihre Fortsetzung in den neuen Seminarräumen und Instrumentenwerkstatt in Schloss Wernsdorf.

Das neue Lebensjahrzehnt beschert dem gebürtigen Bamberger Spindler nicht zuletzt einen Ortswechsel. Mit seiner Ehefrau und tausenden Büchern zieht er nach Mistendorf, wo Sohn Thomas lebt, und wo "wir ein altersgerechtes Landhaus bauen", lächelt Wolfgang Spindler.