Schaurig oder schön? Die Straßenlaternen aus den 70ern verbreiten Schmuddel-Charme in Bambergs Fußgängerzone. Fotos: M. Wehner
So fing es an: Lampen, Blumenkübel, Röhrenbrunnen anno 1977. Foto: p
Moos und Algen fühlen sich hier wohl. Lampenbaum in der Nacht.
Der Röhrenbrunnen (hier bei der Einweihung im April 1977) stand nur wenige Monate vor der barocken Martinskirche, ehe er wieder abgebrochen wurde. Archivfoto: Emil Bauer
Dreck, Rost und Vandalismus haben ihre Spuren in der Bamberger Fußgängerzone hinterlassen. Der Zustand der Straßenlaternen spottet jeder Beschreibung. Doch nach Jahren des kollektiven Wegsehens deutet sich jetzt eine neue Perspektive an.
Reinhold Goppert ist einer jener Bamberger, die am liebsten selbst Hand anlegen würden. Mit einem Hubwagen hochfahren und die verdrehten Arme der Kandellaberleuchten richten oder noch besser: den alten Schrott gleich ganz abbauen.
Doch mit einem kurzen Arbeitseinsatz wäre es nicht getan. Wer in der Bamberger Fußgängerzone aufmerksam nach oben blickt, schaut dem Schicksal aller menschlichen Dinge ins Auge. Werden und Vergehen, Stolz und Niedergang. Hier sind sie über den Köpfen von vielen tausenden Passanten in Reinkultur zu bewundern.
14 von den Urviechern haben zwischen Hauptwachstraße und Maxplatz überlebt, einst waren es deutlich mehr. Zusammen mit dem Röhrenbrunnen eroberten sie 1977 den Raum rund um die Martinskirche - und lösen heute noch zwiespältige Gefühle aus. "Man muss nicht alles rausreißen, nur weil es nicht mehr oder noch nie hip ist oder war. Denkmalschutz bedeutet auch, schlechten Geschmack für die Nachwelt zu sichern", sagt uns Klaus Göller. Anderer Meinung ist Thomas Beese. Der neue Baureferent würde die Kandelaber lieber heute als morgen entfernen. "Die waren noch nie auf der Höhe der Zeit. " Moos, Algen und Vandalismus Doch, so hässlich es auch scheinen mag, der Abschied vom gewohnten Mobiliar fällt in Bamberg schwer. Anders als der plätschernde Zeitgenosse, der sehr schnell einem Sturm der Entrüstung zum Opfer gefallen war, haben die Lampen am Grünen Markt den Widerstandsgeist der Bamberger nie besonders gereizt. Selbst heute, nachdem Moos, Dreck und Vandalismus die Lichtmuscheln zum Sanierungsfall gemacht haben, regen sich nur wenige Bamberger auf.
Elmar Brückner ist einer von jenen, der beim Anblick der schmutziggrauen Ufos kein Pardon kennt. "Das ist traurig anzusehen und passt nicht zu einem Weltkulturerbe. Zumindest etwas Geld zum Reinigen sollte spendiert werden."
Wenn es denn so einfach wäre. Über drei Jahrzehnte nach Eröffnung der Bamberger Fußgängerzone sind selbst die omnipotenten Stadtwerke mit dem Reinigen überfordert. Obwohl die kommunale Putzkolonne den fünfarmigen Leuchten einmal im Jahr und damit ein Vielfaches öfter als herkömmlichen Laternen auf den Leib rückt, nimmt sich der Erfolg bescheiden aus. Die Lampen am Grünen Markt werden einfach nicht mehr weiß, Grauschleier und Staub haben sich im Glas eingebrannt.
Ein Thema mit schizophrenen Zügen: Fragt man Jan Giersberg von den Stadtwerken nach seiner persönlichen Meinung, dann fängt er zu schwärmen an: von der Form der Lampen, vom einmaligen Retro-Look... Doch Giersberg weiß auch: der technische Zustand ist problematisch, die Erscheinung extrem unansehnlich. Das Dilemma: Nicht nur Wartung und Energiekosten der Lampen sind teuer, es gibt keine Ersatzteile mehr, und ab 2015 dürfen Leuchten mit Quecksilberdampf nicht mehr verkauft werden.
Doch die Moospatina in der Fußgängerzone ist keine Folge eines einzigen Winters. Die Verwahrlosung der der Schmuckstücke von einst schreitet schon seit Jahren voran.
Nicht alle in der Kommunalpolitik haben sich in dieser Zeit im Wegsehen geübt. "Ich finde es total ärgerlich, dass da so gut wie nichts weiter gegangen ist", meint die frühere CSU-Stadträtin Birgit Dietz. Anfang des letzten Jahrzehnts hatte sie eine Diskussion über Bamberger Plätze entfacht. Das Votum für einen Lichtmasterplan hat dazu geführt, dass an einigen Stellen der Innenstadt die alten Lampen abgebaut und ersetzt worden sind. Wie auf dem Maxplatz stehen dort heute die schlanken Lichtstelen, von den Bambergern eher sympathisierend als ablehnend Fieberthermometer genannt.
Also weg mit den Kandelaber weg, her mit Stelen? Dietz geht es um mehr als ein paar Lampen. Es ist die Möblierung des öffentlichen Raums, die sie umtreibt. Vom Mülleimer bis zum Streusandkasten. "Wir müssen uns fragen, wie wir mit unserer Stadt umgehen. Die Fußgängerzone ist unser Freilichtwohnzimmer. Und zu Hause würde ja auch niemand solche verrottenden Teile hängen lassen." Nur 32.000 Euro? Hat sich die Stadtverwaltung mit dem Schandfleck abgefunden? Offenbar nicht. Seit einem Jahr beschäftigt sich eine Arbeitsgruppe mit der Neugestaltung der Fußgängerzone, sagt Pressesprecherin Ulrike Siebenhaar auf unsere Anfrage. Da geht es um Pflasterung, aber auch um die Beleuchtung und um Stromentnahmestellen für die fliegenden Händler. Das Ergebnis kann verblüffen: Offenbar nur 32.000 Euro würde es kosten, die alten Lampen abzubauen und neue Lichtstelen zu implantieren. Dennoch ist bis heute nichts passiert.
Doch. Etwas ist passiert. Eine für September 2013 geplante Behandlung des Themas im Stadtrat wurde aus unerfindlichen Gründen abgesagt. Und niemand hat sich aufgeregt.
Gibt`s denn auf der Erde in Bamberg so wenig zu berichten, dass man schon in luftigen Höhen nach Themen Ausschau halten muss? Aber vielleicht kommt die Rettung wirklich von oben, denn für Ufos ist eine Landebahn wirklich bald im Michelsberger Wald geschaffen, wenn das Abholzen so weiter geht..... Apropos Lichtquelle : Bitte keine Stelen neben den Poseidon , er mags lieber barock . Und Algen besorgt er sich aus dem Brunnen...
Aralksi
Nach bewährter Bamberger Manier holen wir ein Gutachten ein, das in mehreren Lesungen vom Stadtrat auseinandergenommen wird - dann wird ein Gegengutachten erforderlich - gleiches Procedere - ein drittes Gutachten befriedet den Stadtrat - nach 10-15 Jahren bekommen wir eine Lösung die keiner will - und dann war auch niemand verantwortlich! Als alles ganz einfach.
Ferenc
..., denn die sind stilistisch alles andere als eine Offenbarung!
wert1212
Diese Harmonie zwischen den Laternen und dem Pflaster in der Fußgängerzone sollte man nicht zerstören. Man muss sich bei Laufen über diesen Pflastebelag so konzentrieren, dass der Blick auf das Lampenbiotop nicht möglich ist.
triumph01
Dann aber bitte an den Stelen keinen Pfandflaschenring anbringen, sonst werden die Kosten gleich verdoppelt...
Gibt`s denn auf der Erde in Bamberg so wenig zu berichten, dass man schon in luftigen Höhen nach Themen Ausschau halten muss?
Aber vielleicht kommt die Rettung wirklich von oben, denn für Ufos ist eine Landebahn wirklich bald im Michelsberger Wald geschaffen, wenn das Abholzen so weiter geht.....
Apropos Lichtquelle : Bitte keine Stelen neben den Poseidon , er mags lieber barock . Und Algen besorgt er sich aus dem Brunnen...
Nach bewährter Bamberger Manier holen wir ein Gutachten ein, das in mehreren Lesungen vom Stadtrat auseinandergenommen wird - dann wird ein Gegengutachten erforderlich - gleiches Procedere - ein drittes Gutachten befriedet den Stadtrat - nach 10-15 Jahren bekommen wir eine Lösung die keiner will - und dann war auch niemand verantwortlich! Als alles ganz einfach.
..., denn die sind stilistisch alles andere als eine Offenbarung!
Diese Harmonie zwischen den Laternen und dem Pflaster in der Fußgängerzone sollte man nicht zerstören. Man muss sich bei Laufen über diesen Pflastebelag so konzentrieren, dass der Blick auf das Lampenbiotop nicht möglich ist.
Dann aber bitte an den Stelen keinen Pfandflaschenring anbringen, sonst werden die Kosten gleich verdoppelt...