Jürgen Pühl und Christa Dumrauf arbeiten im Klinikum am Michelsberg - sobald sie einen Parkplatz gefunden haben. Ihr Wunsch: Ein Parkdeck.
Nein, sie sind nicht allein. 95 Prozent der Beschäftigten haben die Liste unterschrieben, die Gerhard Sterzer, Gesamtpersonalratsvorsitzender der Sozialstiftung Bamberg, an den Oberbürgermeister übergeben wird. 665 Mitarbeiter des Klinikums am Michelsberg, des Seniorenheims und des Klinikums am Bruderwald haben unterzeichnet, plus 519 Besucher.
Was sie erreichen wollen? Die Genehmigung eines Parkdecks hinter der geriatrischen Rehabilitation in der St.-Getreu-Straße. Klinik-Mitarbeiter Jürgen Pühl findet, das ist bitter nötig: "Ich fahre eine Stunde vor Schichtbeginn los, obwohl ich nur 14 Kilometer von Bamberg entfernt wohne. Aber man muss genug Zeit zur Parkplatzsuche einplanen."
Genug Zeit, das können 20, aber auch 45 Minuten sein.
Und dann ist der Parkplatz-Ärger noch nicht vorbei: "Häufig beschweren sich Besucher bei uns, dass sie lange herum fahren mussten, bis sie endlich einen Platz gefunden haben."
Bei Schichtwechsel schwierig
Am schlimmsten sei die Situation um 13.30 Uhr, wenn die Frühschicht noch arbeitet, die Spätschicht aber schon auf Parkplatzsuche ist. Das war nicht immer so: "Die Lage ist erst seit 2005 so angespannt", sagt Kollegin Christa Dumrauf. "Mit dem Zentrum für Altersmedizin sind neue Einrichtungen entstanden." Psychiatrische und geriatrische Tagesklinik, ambulante Reha, psychiatrische Institutsambulanz - wer dort hin will, braucht einen Parkplatz.
Gerhard Sterzer sagt: "Den älteren Menschen ist es wichtig, dass sie in Bamberg zur Reha bleiben können. Aber: Wenn eine gute Versorgung gewünscht ist, muss auch für Parkplätze gesorgt werden." Konkret fragt sich Sterzer, warum nach einer Sitzung des Umweltsenats im Herbst 2012 noch nichts vorangegangen ist.
Die Mehrheit der Stadträte hatte befürwortet, dass die Sozialstiftung für ihre Mitarbeiter ein unterirdisches Parkdeck baut. Dadurch sollten die vorhandenen 177 um 100 weitere Parkplätze aufgestockt werden. Passiert ist bisher aber nichts.
Warum, erklärt Andrea Grodel aus der Pressestelle der Stadt: "Es handelte sich bei dem Beschluss um den Teil eines Gesamtpakets. Es geht darum, ein Sanierungsgebiet auszuweisen, um Mittel aus der Städtebauförderung zu erhalten. Um dieses Sanierungsgebiet auszuweisen, sind Untersuchungen nötig. Diese werden wohl noch bis mindestens Ende 2013 dauern."
Aus den Untersuchungen soll ein Maßnahmenpaket geschnürt werden, in das neben einem Parkdeck etwa die Sanierung der Villa Remeis oder das Herrichten der Mauern der Propstei gepackt werden könnten. "Der Beschluss in der Sitzung war das Ok, dass weitergeplant werden darf", sagt Grodel.
Anwohner nicht begeistert
So sehr sich die Klinikangestellten danach sehnen, so sehr widerstrebt ein Parkdeck Anwohnern des Berggebiets. Michael Rieger, Vorsitzender des Vereins "Bewahrt die Bergstadt", befürchtet: "Wenn neue Parkmöglichkeiten geschaffen werden, kommen noch mehr Leute ins Berggebiet." Der Parksuchverkehr werde eher zunehmen. Deswegen favorisiert Rieger ein anderes Modell. "Der öffentliche Personennahverkehr muss ausgebaut werden. Wir brauchen mehr Kleinbusse, die Besucher und Angestellte zum Klinikum bringen."
Dieser Idee sind Jürgen Pühl, Christa Dumrauf und Gerhard Sterzer prinzipiell nicht abgeneigt. Aber: "Ich sehe ein Problem mit der Schichtarbeit. Die Busse müssten bis 22.30 Uhr fahren. Da wir im Schichtbetrieb arbeiten, sind auch Fahrgemeinschaften schwer zu bilden", sagt Jürgen Pühl.
Gerhard Sterzer sieht das Hauptproblem im Besucherstrom, zu dem auch Touristen gehören. Zumindest für sie ist es schwierig geworden, auf den Innenhof von St. Michael auszuweichen. Dort dürfen nur noch Berechtigte, das heißt Besucher des Altenheims, der Behörden, der Gastronomie, des Theaters und des Brauereimuseums parken. Zudem Beschäftigte des Altenheims, der Stadt Bamberg und Gottesdienstbesucher. Auch das Parken unter der Lindenallee wurde aus "naturschutzrechtlichen und denkmalschutzrechtlichen Gründen", wie es in einer Mitteilung der Stadt heißt, verboten. Als Ersatz für die weggefallenen Plätze im Innenhof des Klosters wurden für Anwohner 13 Parkplätze vor der St. Getreu Kirche geschaffen. Für Anwohner könnten auch in einem Parkdeck am Klinikum Stellplätze ausgewiesen werden.
Aber stetig für neue Parkplätze zu sorgen ist nach Meinung von Ursula Sowa (GAL) nicht die Lösung für ein generelles Problem: "Im sensiblen Berggebiet wurde eine Einrichtung nach der anderen geschaffen. Die Kurzzeitpflege am Klinikum führt außerdem zu einer höheren Fluktuation. Bald kommt auch noch die Musikschule." Auch Sowa fordert den Ausbau von Buslinien zu P+R-Plätzen. "In anderen Städten funktioniert das auch. Nur in Bamberg klappt es nicht."