Nur wenige Bürger interessierten sich für den Verkehrsentwicklungsplan Bamberg 2030.
                           
          
           
   
          Vorweg zugegeben: Die FT-Mitarbeiterin verließ nach zweieinhalb Stunden vor dem offiziellen Ende der Informationsveranstaltung zum Verkehrsentwicklungsplan Bamberg 2030 die Aula der Blauen Schule. Und den 170 Seiten umfassenden Analysebericht des Gutachterbüros Planersocietät (Dortmund) hat sie auch nicht über Nacht gelesen. So steht an dieser Stelle also lediglich ein verfestigter Eindruck nach einem Abend, der eigentlich auch dem Meinungsaustausch dienen sollte. Doch Meinungen waren von den Marathonrednern wohl nicht erwünscht.
Auch die politischen Entscheidungsträger, die aus einem neuen Verkehrsentwicklungsplan im zweiten Quartal 2018 Beschlüsse fassen sollen, fehlten. Bürgermeister Wolfgang Metzner (SPD) kam in Vertretung des OB zur Begrüßung der kleinen Schar, um mitzuteilen, dass montags die Fraktionen des Stadtrates tagen und daher kein Stadtrat anwesend sein könne. Immerhin sei mit Baureferent Thomas Beese ein Vertreter der Stadt anwesend. Und immerhin legte Metzner noch dar, welchem Ziel diese "Fortsetzung der Bürgerbeteiligung" dienen solle: "Ziel ist, Ihnen Antworten zu geben, was seit der Auftaktveranstaltung im Juni 2016 zur Fortschreibung des Verkehrsentwicklungsplanes geschehen ist, und wie es mit dem Verkehr in Bamberg läuft."
  
   Verkehrsaufkommen rückläufig
 
Die Ergebnisse der Analysephase bezüglich des Rad-, Fuß-, Auto- und Busverkehrs hat das Gutachterbüro im Mai 2017 im Umweltsenat vorgestellt. Das tat denn auch Bürovertreter Christian Bexen in einem Bericht, der Fragen und Unmut im Zuhörerkreis auslöste. Die aber mit dem Hinweis auf das Abendprogramm ziemlich rasch niedergebügelt wurden. Eine richtige Diskussion kam bis zum Weggang der Presse-Vertreterin nicht auf.
Laut Bexen ist das Verkehrsaufkommen in Bamberg seit zwanzig Jahren rückläufig, der Berliner und Münchner Ring würden zur Entlastung der Innenstadt gut angenommen. Eine Sondersituation herrsche im Berggebiet mit mehr Verkehr. Bexen sprach von einer "noch entspannten Parkraumsituation: 75 Prozent der Stell- und Parkplätze sind ausgelastet". Es herrsche ein "gutes Angebot an Radrouten", nur an einigen Straßenzügen würden Radwege fehlen. Außerdem gebe es zu wenig Abstellanlagen für Fahrräder, dafür zu viele Schrotträder, die die vorhandenen Anlagen belegen.
Das Busangebot in der Innenstadt sei trotz "vieler Umsteigezwänge gut". Fußgänger bräuchten nur kurze Wege zurückzulegen, da das ganze Stadtgebiet mit Nahversorgung abgedeckt sei. Manko ist nach Bexens Worten die nur teilweise umgesetzte Barrierefreiheit. Diese werde angesichts des demografischen Wandels ein Schwerpunktthema für die Verkehrsplaner sein. Aber auch in diesem Punkte "fließt die Bürgerbeteiligung ein und wird nicht vom Stadtrat kassiert", hoffte Diplom-Ingenieur Bexen.
Er nannte das Leitziel des Verkehrsentwicklungsplanes (VEP) als "Rahmenplan": "Der VEP dient der Stärkung Bambergs als überregional bedeutsamer Wirtschafts-, Einkaufs-, Bildungs- und Kulturstandort mit hoher Lebensqualität sowie einer stadtverträglichen Gestaltung und Verkehr." Das beinhalte Mobilitätschancen für alle, eine Stadt- und umweltverträgliche Abwicklung des regionalen Verkehrs bei gleichzeitiger Sicherung der Erreichbarkeit oder eine lebenswerte Gestaltung der Straßen- und Stadträume.
  
   Künftig weniger Autos
 
Wie solche Vorhaben umgesetzt werden können, legte Michael Adler anhand von Beispielen aus Kopenhagen, Bogota oder New York dar. Breiten Raum nahmen jedoch die Visionen des Geschäftsführers der Agentur für nachhaltige Kommunikation "tipping-points" (Bonn) ein. Adlers Thesen kurz zusammengefasst: "Es wird weniger Autos geben" und "Es wird die Stadt für Menschen statt die Stadt für Autos geben". Da das fossile Auto "am Ende ist", sei das Auto der Zukunft elektrisch und autonom, also selbstfahrend. Während Autos generell immer kleiner werden würden, seien die Fahrräder der Zukunft größer und elektrisch unterstützt. Voraussetzung für die Realisierung solcher Visionen sei, gegen das Gefühl zu agieren, "man nehme den Leuten etwas weg, wenn sie nicht Auto fahren sollen". Und "egal, welche Mobilität wir wollen, kommen wir an politischer Steuerung nicht vorbei". Auf jeden Fall müsse der Besitz eines privaten Autos "überflüssig werden". 
Zu diesen Ausführungen kam aus dem Plenum prompt der Einwurf: "Was nützen solche Visionen dem Verkehrsentwicklungsplan, der nächstes Jahr umgesetzt werden soll?" Diese Fragen mögen die Verkehrsplaner und Bürger in einigen Monaten entscheiden, wenn es eine dritte Veranstaltung zum VEP geben soll.    
 
Aha - die Bürgerbeteiligung soll also nicht vom Stadtrat kassiert werden!?!??
Warum wird die Veranstaltung mit den Bürgern dann so terminiert, daß die Mandatsträger auf Grund ihrer Fraktionstermine nicht teilnehmen können?
Warum wird die Veranstaltung so mit langen Vorträgen vollgestopft, daß die Bürger kaum zu Wort kommen (können)?
Wir erinnern uns noch an die Verfahren zu Innenstadt und Berggebiet: Über viele Monate wurde ehrenamtliche Kapazität gebunden (und ruhiggestellt) - die erarbeiteten Ergebnisse (angemerkt sei, daß die Stadt dort einige Kuckuckseier "hineingemogelt" hat) bezüglich Verkehrsentlastung aber scheitern regelmäßig am Stadtrat.
Das Busangebot in der Innenstadt mag passabel sein. Wer aber die Erschließung der gesamten Stadt (über das Umland und dessen Anbindung fällt mir "nichts" ein) einer kritischen Würdigung unterzieht, entdeckt erhebliche zeitliche wie räumliche Defizite, miteinander unverträgliche Takte (Umsteigezwänge) und anderes mehr.
Das gute Angebot an Fahrradrouten suche ich, routinierter Alltagsradler, seit vielen Jahren vergebens. Gerade die straßenbegleitenden Radverkehrsanlagen (bauliche Radwege, Radfahrstreifen, sogenannte "Schutzstreifen", mit Fahrradpiktogrammen versehene Seitenstreifen, freigegebene Gehsteige) behindern, weisen erhebliche Unfallrisiken auf, verleiten Kraftfahrer zum Überholen ohne ausreichenden Abstand und sind nahezu durchweg untermaßig angelegt. Sie dienen allein dem Zweck, dem Autoverkehr freie Fahrspuren zu gewährleisten, nicht aber, Radverkehr zu fördern und sicher zu gestalten. Der jüngste Fahrradklimatest hat dies gerade erst eindrücklich bestätigt.
was hat die Stadt (Verwaltung) denn schon, außer gut bezahlte Beamte des höheren Dienstes, die aber selbst keine Entscheidungen fällen, wenn nicht vorher zig Gutachter ihre Meinung preisgegeben haben. Das Bauamt hat mehr Mitarbeiter als mancher Handwerksbetrieb...aber was dabei rauskommt sieht man doch jeden Tag in der Stadt.. Warum lacht wohl der gesamte Landkreis über die Städter? aber die Wähler können auch nur die vorgegebenen Listeninhaber wählen....oder gleich der Wahl fernbleiben
Würde mich mal interessieren was diese "Bahnbrechenden" Erkenntnisse kosten?
Gibt's in der Stadt keine Eigenen Leute die sich über den Verkehr Gedanken machen können?