Couchsharing: Meine Couch, deine Couch

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Vereint auf dem Sofa (von links): Johannes Müller, Anne Theml, Ole Petersen, Laura Boehme und Samuel Keil. Foto: M. Hoch
Vereint auf dem Sofa (von links): Johannes Müller, Anne Theml, Ole Petersen, Laura Boehme und Samuel Keil.  Foto: M. Hoch

In Bamberg gibt es das Projekt "Couchsharing". Junge Menschen vermitteln Erstsemestern, die keine Wohnung finden, eine Übergangs-Schlafstätte. Geld bezahlen muss man dafür nicht.

Der Blick auf die grüne Couch löst bei Ole Petersen noch immer freudige Erinnerungen aus. Vor knapp vier Monaten will der 22-Jährige aus dem hohen Norden in Bamberg mit dem Studium starten. Doch das ist gar nicht so einfach. "Ich habe bei der Wohnungssuche nur Absagen bekommen. Eigentlich blieb nur noch das Hostel."

Doch Petersen hat Glück im Unglück. Über das Internet stößt er auf das Projekt "Couchsharing". Hier vermittelt eine Gruppe junger Christen, die hauptsächlich aus Studenten besteht, Kurzzeit-Unterkünfte für leidgeplagte Erstsemester. "Wir wollen jenen helfen, die anfangs keine Wohnung finden", sagt Mit-Organisator Samuel Keil.

Petersen nimmt das Angebot dankend an, lebt zwei Wochen in der Wohngemeinschaft im Zentrum Bambergs.
Er schläft auf der grünen Wohnzimmer-Couch, kauft Lebensmittel ein, kocht für die Mitbewohner. Denn einen kommerziellen Hintergrund hat die Idee nicht. "Man beteiligt sich maximal bei den Nebenkosten", sagt Johannes Müller vom Couchsharing-Team.

Für Peterson ist das Projekt ein Glücksfall. Nicht nur, weil er jetzt Zeit hat, eine Wohnung zu finden. "Ich habe tolle Menschen kennen gelernt, die mir super Einsteiger-Tipps gegeben haben. Es hat Spaß gemacht und es sind Freundschaften entstanden."

Das kann Laura Boehme nur bestätigen. Die 23-Jährige kommt 2011 aus Freiburg nach Bamberg. Und Boehme hätte sich keinen schlechteren Zeitpunkt für den Studienstart aussuchen können. "Wegen dem doppelten Abi-Jahrgang ging auf dem Wohnungsmarkt gar nichts mehr. Nicht mal im Hostel war was frei." Durch "Couchsharing" kommt sie in einem Kirchen-Gemeinderaum unter. Eine Dusche gibt es nicht, aber viele Kontakte. "Das war klasse. Mit vielen bin ich noch befreundet", erzählt Boehme, die heute selbst bei dem Projekt mitarbeitet.

Im Moment gegen beim Couchsharing-Team deutlich weniger Anfragen ein als 2011. Trotzdem gibt es noch genug zu tun. Weil man gut vernetzt ist, werden praktisch alle Suchenden zu Freunden oder Familien vermittelt. Wichtig dabei: Beide Seiten müssen sich darauf einlassen. "Und man muss sich vertrauen", sagt Anne Theml, die lächelnd anfügt, dass eine Couch keine Grundvoraussetzung ist. "Auch der Zimmerboden hilft am Anfang. Isomatte und Schlafsack mitgebracht, und los geht's."