Café Rondo: Wo es noch ums Kaffeetrinken geht

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Schön ist's hier eigentlich nicht, braucht es aber auch nicht: Schließlich geht es ums gesellige Kaffeetrinken. Foto: Ronald Rinklef
Schön ist's hier eigentlich nicht, braucht es aber auch nicht: Schließlich geht es ums gesellige Kaffeetrinken.  Foto: Ronald Rinklef

Es gehört fast schon zu Bamberg dazu: Das Café Rondo zwischen Schönleinsplatz und ZOB. Hier lockt nicht nur der Duft von frischem Kaffee die Bamberger seit 23 Jahren an.

Der Nachbar am Stehtisch ist groß. Groß, männlich und jung. Leicht gebeugt rührt er mit einem Löffel seinen Kaffee rum. Er wird von einem anderen Mann, etwas älter und durchaus kleiner, begrüßt. Im Café Rondo am Schönleinsplatz eine wiederkehrende Situation.

Der große Mann am Stehtisch daneben ist Maik Zirbes. Die Nummer 33 der Brose Baskets Bamberg. Im Café Rondo am Schönleinsplatz keine außergewöhnliche Begegnung: Anwälte, Bänker, Ärzte, Lehrer, Arbeiter - vom Oberbürgermeister bis zum 2,07 Meter großen Basketballstar der hiesigen Mannschaft verfolgen alle das gleiche Ziel: In aller Ruhe einen Kaffee trinken, vielleicht dazu noch eine Zigarette rauchen, mit Leuten aus der Stadt ins Gespräch kommen.


Am Rande der Innenstadt

Ein kleines Kaffeehaus, das am Rande der Fußgängerzone, in nächster Verbindung zum Busbahnhof, die unterschiedlichsten Leute anlockt.

Seit fünf Uhr in der Früh steht Besitzer Franceso in seiner kleinen Küche, um traditionell sardisches Gebäck, frische Hörnchen und Pizza selbst zuzubereiten. Um halb sechs öffnet er für die ersten Koffein-Durstigen die Tür.
Es sind Stammgäste. Zum größten Teil männlich. Oder Frauen, wie Susi (46) und Micha (49), die "eigentlich schon immer" in ihrer Mittagspause hierher kommen.

Susi und Micha sind Kolleginnen. Sie arbeiten beide in einer der umliegenden Banken. In ihrer Mittagspause wollen sie die Tasse Kaffee, eine Zigarette und ein lockeres Gespräch genießen. "Bis man mal in die Stadt läuft, vergeht ganz schnell eine ganze Stunde. Hier sind wir sofort und können die Pause an der frischen Luft genießen", sagt die 46-jährige Susi.

Die zwei Frauen sind im Rondo bekannt. Francesco - gefühlte 20 - , Susi und Micha feixen miteinander. Fränkin, Schwäbin und Sarde - einen lockeren Spruch, wohlgemerkt mit dem jeweiligen Dialekt verfeinert, hat jeder von ihnen auf den Lippen. Die drei reden über Francos letzte Tango-Stunde oder verrückte Geschäftsideen - während eines Kaffees haben alle viel zu lachen.

Unter vielen ganz für sich

Auch Marianne, eine ältere Dame, zieht es immer wieder an diesen Punkt von Bamberg. Sie sitzt auf der Bank, neben ihr, eine Tragetasche gefüllt mit unterschiedlichen Zeitschriften. "Wenn ich es schaffe, körperlich und zeitlich, komme ich hierher, um in aller Ruhe zu lesen. Daheim blättert man die Zeitung ja doch nur kurz durch", sagt Marianne und zieht den Kragen ihrer Jacke etwas höher.

Es ist frisch draußen geworden. Das kleine Vordach bietet zwar Schutz vor Regen, aber zugig ist es hier. Und trotzdem: Tag für Tag, ob Sommer oder Winter, ein Kaffee, eine Zigarette - eine Auszeit bei Franco - gehört für viele einfach zum Arbeitsalltag dazu. Abhilfe gibt es gegen Frostbeulen auch: Schützend legen die Leute ihre Hände um die Kaffeetassen.

So wie viele andere stören Marianne die vorbeirauschenden Autos, Busse, Tatütatas nicht. Trotz Bewegungsrausch kommt jeder auf seine Art und Weise zur Ruhe. "Ich kann hier einfach sitzen, lesen oder auch nur die Menschen, die vorbeilaufen und -fahren beobachten. Und der Cappuccino ist wirklich gut", sagt Marianne.

Der Kaffee bei Francesco schmeckt gut, das sehen alle seine Kunden so. Im Café Rondo bekommt man vom doppelten Espresso bis zum Milchkaffee alles, was das Kaffeeherz begehrt. Aber vor allem kann man den in Gesellschaft genießen.

Mit dem Smartphone steht hier keiner in der Ecke. Die Realität hat mindestens so viel wie die virtuelle Oberfläche zu bieten. Und das vor allem ganz ohne oberflächlich zu sein: Jeder einzelne Kunde bringt etwas eigenes mit. Ganz eigene Charaktere, unterschiedliche Menschen, treffen im Café Rondo aufeinander.

"Der Andi Starke war auch schon früher als Rechtsanwalt da. Jetzt ist er nicht mehr so oft da, weil er nicht mehr so viel Zeit hat. Aber kommen tun sie alle immer wieder", sagt Francesco Rubiu und erklärt, warum er vor allem Stammkunden bedient.

In Windeseile am Café vorbei

"Der Platz ist perfekt - das denkt jeder. Direkt an der Fußgängerzone. Aber die Leute, die nicht oft zu mir kommen, die laufen einfach daran vorbei." Touristen auf dem Weg in die Stadt verstecken sich hinter ihren Karten, am Abend hängen die Arme von all den schweren Taschen zu Boden.

An der Kreuzung am Schönleinsplatz ist immer etwas los. Die Menschen eilen über die Straßen, Autos fahren in alle Richtungen. "Die Leute wollen über die Ampel. Am besten sofort. Da ist keine Zeit, machmal hab ich das Gefühl, nicht einmal, um zwei Minuten auf das nächste "Grün" zu warten", sagt Francesco.
Vor 23 Jahren hat er das Kaffeehaus eröffnet. Viele Kaffeetrinker kommen seit jeher. So auch der pensionierte Lehrer Guillaume.

"Das Rondo ist einfach schon eine Institution in Bamberg." Früher hat er seine Mittagspausen hier verbracht, jetzt genießt er die freie Zeit und die Möglichkeit, mit all den unterschiedlichen Leuten ins Gespräch zu kommen: "Den Griechen hier konnten wir schon erfolgreich integrieren und den hier auch", schmunzelt Guillaume und nickt mit dem Kopf in Richtung seiner Tischnachbarn, Djamel und Jannis.

Multi-Kulti, Anwalt oder Straßenkehrer, Chef oder Angestellte, Hausfrau oder Karrieremensch: Auf einen Kaffee kommen sie alle bei Francesco vorbei.